Warenkunde: Sortierregeln für amerikanisches Laubschnittholz
Fragen und Antworten zum amerikanischen Laubholz
Die Sortierregeln für amerikanisches Laubschnittholz wurden vor 100 Jahren von der National Hardwood Lumber Association (NHLA), heute mit Hauptsitz in Memphis, Tennessee/USA, eingeführt. Dabei handelt es sich nicht um eine offizielle Normierung, sondern um eine freiwillige Selbstbeschränkung. Die Sortierregeln sollen vor allem Missverständnisse bei der qualitativen Einstufung von Schnittholz zwischen den Sägewerken und dem Holzhandel vermeiden. Aktuelle Fragen zu diesen Regeln kommen von Branchenvertretern aus dem internationalen Laubholzhandel. Geantwortet haben Fachleute vom American Hardwood Export Council (AHEC). Sinngemäß sind die Sachverhalte auch auf europäische Laubhölzer übertragbar. Die vorliegende 2. Folge möchte die Kenntnisse der Leser auffrischen, weitere vermitteln und den Lesern Antworten auf möglicherweise offene Fragen liefern.
Frage: Was ist "steamed Walnut" (gedämpftes Walnuss-Holz)?AHEC: Die sägefrischen Walnuss-Bretter werden nach dem Einschnitt im Sägewerk gedämpft. Das Dämpfen gibt dem zunächst cremefarbenen Splintholz eine dunklere Farbe und führt so zu einer Farbangleichung an das später schokoladenbraune Kernholz. Am besten ist es, wenn die Bretter gleich nach dem Einschnitt gedämpft werden, weil dann die Holzfeuchte am höchsten ist. Dabei werden die Bretter ohne Stapellatten eng nebeneinander mit Kontakt zwischen Splint- und Kernholz gepackt und dann in Stapeln in eine Dämpfkammer gestellt, in der sie für einige Tage gedämpft werden. Anschließend wird der Splint nicht mehr in den Sortierungsbestimmungen berücksichtigt und das Holz für die technische Trocknung auf Latten gestapelt.
Frage: Bei einem neuen Lieferanten wurde eine Lieferung FAS white ash (Weiß-Esche) bestellt, aber geliefert wurde ein großer Teil in brauner Farbe. Der Lieferant argumentiert nun, dass "white ash Bretter" (also nur Splintholz) im Kaufvertrag hätten spezifiziert werden müssen. Was ist hier zu tun?AHEC: Der Lieferant ist im Recht. White ash ist eine Laubholzart, die braunes Kernholz aufweist. Die NHLA Sortierregeln sehen für alles Eschenschnittholz die Standard-Inspektion vor. Falls nun "weiße Bretter oder Splintholz" gewünscht werden, hätte dies in dem Kaufvertrag als Ausnahme von den NHLA Sortierregeln vermerkt werden müssen.
Frage: Wie werden die einzelnen Bretter vermessen?AHEC: Um die Sortierklasse für ein Brett festzustellen, werden zunächst die Breite und die Länge dieses Brettes ermittelt. Die Breite wird in Zoll und die Länge in Fuß gemessen. (Umrechnungen siehe "Handbuch für die Sortierung von amerikanischem Laubschnittholz"). Die Breiten werden immer auf den nächsten vollen Zoll gerundet. Daher werden 5 auf 5 und 5 auf 6 ab- beziehungsweise aufgerundet. Genau messende Bretter sollten abwechselnd auf- und abgerundet werden. Die Brettlängen werden immer auf die erreichte volle Fußlänge abgerundet. Daher wird ein Brett mit der Länge von 10 (10 Fuß) und 4 (4 Zoll) als 10 langes Brett, eines mit 10 und 10 auch als 10 langes Brett in das Aufmaß eingetragen. Mit anderen Worten: Ein Brett ist so lange nicht 11 lang, bis es nicht auch die Länge von 11 hält.
Frage: In dem "Handbuch für die Sortierung von amerikanischem Laubschnittholz" heißt es, dass ein FAS Brett (beste Sortierung, first & select) mindestens 6 (15,24 cm) breit sein muss. Geliefert werden jedoch immer Bretter, die schmaler ausfallen. Weicht das AHEC Handbuch von den NHLA Regeln ab?AHEC: Das AHEC Handbuch entspricht den NHLA Sortierregeln in einer gekürzten Fassung. Die Grafik auf der letzten Umschlagseite bezieht sich auf die Mindestabmessungen von frischen (grünen) Brettern in den Standard-Sortierklassen; d.h. die Vermessung erfolgt vor der technischen Trocknung. Wenn Laubhölzer technisch getrocknet sind, dürfen alle Bretter einer Lieferung (6,35 mm) schmaler (Istmaß 5) und ein kleiner Prozentsatz bis zu schmaler ausfallen (Istmaß 5). Dies ändert nicht die Prozentsätze der Mindestausbeute an fehlerfreien Abschnitten (clear cuttings), die für die jeweilige Sortierklasse gefordert werden. Es soll damit lediglich zum Ausdruck gebracht werden, dass frisches Holz bei der technischen Trocknung schwindet.
Frage: Warum werden die Holzarten cottonwood, tulipwood und basswood als "Hardwood" bezeichnet, obwohl sie doch relativ weich sind?AHEC: Die im Englischen gebräuchlichen Begriffe Hardwood und Softwood beschreiben nicht die "Härte" einer bestimmten Holzart. Sie werden nur zur Unterscheidung von Laubholz (Hardwood) und Nadelholz (Softwood) verwendet.
Frage: Was ist bezüglich der Stapellatten bei der Trocknung zu beachten?AHEC: Zur technischen Trocknung wird das Schnittholz bereits im Sägewerk auf Stapellatten gesetzt. Dazu müssen die Stapellatten nicht nur getrocknet sein, sondern auch eine einheitliche Dicke aufweisen. Die meisten Stapellatten sind inzwischen gekehlt, um so die Auflagefläche zwischen Latte und Brett zu reduzieren. Verfärbungen werden so gemindert. Die Latten müssen exakt übereinander angeordnet sein und durch Durchleger (Kanthölzer) zwischen übereinander gestellten Trockenstapeln an gleicher Stelle ergänzt werden. Eine ungenaue Anordnung der Stapellatten verursacht Trocknungsverformungen, d. h. das Schnittholz verformt und verdreht sich beim Trocknen.
In Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren, vor allem von der Holzart und der Dicke, wird das Schnittholz unter Dach an der Luft vorgetrocknet oder direkt in der Trockenkammer getrocknet.
Die Lufttrocknung eines 1" (25,4 mm) dicken Roteiche-Brettes dauert ungefähr 3 bis 4 Monate. Eine 2" (50,8 mm) dicke Bohle aus Roteiche benötigt für die Lufttrocknung gut und gern bis zu einem Jahr. Die Holzfeuchte liegt dann bei 6 bis 9%. Dies hört sich nach einer außerordentlich langen Trocknungszeit an, aber jedes raschere Trocknen würde eine Reihe von unerwünschten Trocknungsschäden zur Folge haben und das Schnittholz letztlich ruinieren.
Frage: Gibt es eine Begrenzung für die Länge der Endrisse im FAS Schnittholz?AHEC: Ja, bei den Holzfehlern gibt es sechs Einschränkungen, gemäß den Sortierregeln der FAS Sortierklasse. Diese Holzfehler müssen schon unmittelbar nach der Säge bei der ersten Sortierung berücksichtigt werden. Normalerweise werden Holzfehler noch im frischen Zustand am Ende des Brettes durch Kappen entfernt oder an den Längskanten durch Nachbesäumen abgetrennt. Dabei wird unterstellt, dass die Anforderungen an die Sortierklasse FAS auch noch nach dem Trockenprozess erfüllt werden können.
Endrisse sollen in Zoll nicht länger sein, als der doppelte Wert der Quadratfußfläche (QF) oder maximal ein Fuß bei den Standardlängen. Beispiele: Wenn ein Brett 6" breit und 8 lang ist, ergibt das 4 QF. Bei diesem Brett darf der Endriss also 8" (=203,2 mm) lang sein. Ein Brett mit einer Breite von 8" und einer Länge von 12 hat 8 QF und der längste Riss darf nicht länger als 16" sein.
Beim Sortieren von frischem Holz gilt die Faustregel, dass jedes Brett mit einem Endriss, der länger als 1 ist, gekappt werden soll. Dahinter steckt die Annahme, dass beim Trocknen die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sich der Riss verlängert und man sich so ein Trimmen beim Sortieren nach dem Trocknen ersparen kann. Für technisch getrocknetes Schnittholz gilt aber die weiter vor beschriebene Regelung. Zu beachten ist auch, dass das Brett außerhalb des Rissbereiches genügend Ausbeute für die FAS Mindestanforderung aufweisen muss. Der Anteil an fehlerfreiem Holz darf dadurch nicht betroffen sein.
Frage: Gesucht wird ein Lieferant, der Laubholz in 20 mm Dicke liefern kann. Warum können die Sägewerke in den USA diese Dicke nicht einschneiden?AHEC: In amerikanischen Sägewerken betragen die übliche Einschnittdicken 1" (25,4 mm) und dicker. Alle Sortierklassen (Schnittholzqualitäten) werden aus dem normalerweise anfallenden Rundholz geschnitten. Wenn 20 mm dick eingeschnitten werden soll, müsste der Kunde alle an der Säge in 20 mm Dicke anfallenden Bretter akzeptieren.
Da die Laubholzindustrie der Vereinigten Staaten mehr und mehr in den globalen Markt eingebunden wird, muss der ganze Komplex der metrischen Maße in Betracht gezogen werden. Falls der Käufer in Übersee nicht die Sägewerke in den USA bewegen kann, die Abmessungen in Breiten und Dicken zu liefern, die er benötigt, könnte das den Trend verstärken, dass aus den USA vermehrt Rundholz statt Schnittholz geliefert wird.
Frage: Ahorn Schnittholz in der Sortierung "Select und besser" fiel nach dem Abrichten farblich sehr unterschiedlich aus. Wird die Farbe in den Regeln für die Sortierung des Schnittholzes berücksichtigt?AHEC: Die Sortierregeln für Ahorn befassen sich mit (weißen) Splintholzsortierungen und Kernholzsortierungen. Die Sortierregeln beschreiben nicht den Grad der Reinheit der weißen Farbe. Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass es sich um Splintholz, frei von Verfärbungen und ohne Anteile von Kernholz, handeln soll.
Ahorn wird vorzugsweise in den Wintermonaten eingeschlagen, weil sich dann die Farbe des Holzes in einer bestimmten Herkunftsregion nicht wesentlich ändert. Geringe Farbschwankungen können damit erklärt werden, dass es sich bei Laubholz um ein Naturprodukt mit natürlichen Eigenschaften handelt.
Frage: Wie hoch muss der Splintholzanteil, d.h. der Anteil an weißem Holz, für Nummer1 Common Ahorn nach der Farbsortierung Nummer 1 und 2 Weiß sein?AHEC: Ein Brett von 12 Länge muss mindestens auf 8 Länge fehlerfrei ausfallen. Um die Bedingungen der Farbsortierung Nummer 1 und 2 Weiß zu erfüllen, wird nur diese fehlerfreie Länge von 8 bewertet. Beide Flächen und beide Kanten der fehlerfreien Abschnitte von Nummer 1 Common müssen für Nummer1 Weiß Splintholz zeigen beziehungsweise weiße Farbe aufweisen. Für Nummer2 Weiß müssen die fehlerfreien Abschnitte dagegen nur auf einer Fläche und den beiden Kanten "weißes" Holz zeigen. Bedingung dabei ist, dass die Rückseite der weißen Fläche mindestens 50% "weißes" Holz aufweist. In der Realität hätte ein 12 langes Brett im schlechtesten Fall auf der besseren Seite 8 weißes Holz und auf der Rückseite 4 weißes Holz. Die Farbsortierung für das Brett wäre dann ausreichend für Nummer 1 Common, Nummer 2 Weiß Ahorn. Mit anderen Worten, es ist nicht das gesamte Brett, das hier zu beurteilen ist, sondern es werden nur die fehlerfreien Abschnitte bewertet.
aus
Parkett Magazin 03/10
(Holz)