Spezial Digitaltapeten
Fantasievolle Wandgestaltung ohne Grenzen
Ein Trendthema der 70er feiert sein Comeback in neuer Form: die Fototapete. Nachdem sie nach dem Hype in den 70er Jahren über drei Jahrzehnte in der Versenkung verschwunden war, verhelfen ihr die Wandmode - und der Technikfortschritt - zurück ins Rampenlicht. Heute präsentiert sie sich als moderne Digitaltapete, technisch optimiert, brillant in Farben und Darstellung, individuell variierbar, auf deutlich höherem Qualitätsniveau als ihre oft verkitschte Vorgängerin. Noch schmücken digitale Wandbeläge vor allem Restaurants, Bars und Ladengeschäfte, doch die Industrie spricht mit neuen Kollektionen auch gezielt den Endverbraucher an. Sie ist sich einig, dass die Digitaltapete erhebliches Potenzial birgt - und dabei keinesfalls in der Vermarktung auf das Internet beschränkt ist, wie manche meinen. Im Gegenteil: Gerade bei der Umsetzung individueller Motiv-Wünsche ist fachliche Beratung gefordert. Die Fototapete ist wieder da - oder auch nicht: Denn was heute via modernstem Digitaldruck auf Wandbeläge gebannt wird, hat mit dem Sonnenuntergang am Palmenstrand im Partykeller aus den 70er Jahren rein gar nichts mehr gemein. Auf hochwertigen, leicht zu verarbeitenden Vliesträgern haben die neuen Wandbilder nicht nur an Qualität gewonnen, sie lassen sich zudem in grenzenloser Vielfalt individuell ausgestalten. Dabei ist der Digitaldruck an sich gar nicht mal so neu, wurde in den letzten Jahren aber technisch optimiert. Dadurch ist das Druckergebnis noch feiner und brillanter, zudem ist die Druckbreite nicht mehr auf 43 cm beschränkt, was ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Die deutschen Hersteller setzen darauf, dass sie mit Digitaldruck sowohl im Objekt- als auch Privatbereich die Wände erobern und arbeiten nach einer Erfolg versprechenden Startphase auf Hochtouren an Weiterentwicklungen.
Über weitreichende Erfahrung mit digitalen Wandbekleidungen verfügt die Marburger Tapetenfabrik, grenzt sich aber mit ihrem Angebot in diesem Bereich klar von der klassischen Fototapete ab. Das innovative Familienunternehmen hat das Thema Digitaldruck schon mit Entwürfen von Colani und Ulf Moritz hochwertig und anspruchsvoll umgesetzt. Noch außergewöhnlicher, noch spektakulärer sind die digitalen Wandbilder Zaha Hadids, einer Größe der internationalen Architektur-Szene, für die Künstler-Edition Art Borders. Was Marburg hier zeigt, hat nichts mehr mit der herkömmliche Tapete zu tun - ebenso wenig wie die raumfüllenden Wallscapes des Wiener Künstlers Thomas Zeitlberger.
Natürlich hat Marburg auch das normale Geschäft im Blick und ergänzt die aufsehenerregenden High Class-Kollektionen mit seinem ersten digitalen Tapeten-Buch, das 50 großformatige Motive aus zehn unterschiedlichen Themenwelten umfasst.
Geschäftsführer Dieter Buhmann will nun erst einmal abwarten, wie sich die Nachfrage nach Digitaldruck entwickelt. Bisher stoße er eher im Objekt auf Interesse, doch beobachtet er auch zunehmende Aufmerksamkeit im Privatbereich.
Ein "bisher unerschöpftes Kundenpotenzial" macht Martin Erfurt aus, Geschäftsführender Gesellschafter von Rauhfaser-Marktführer Erfurt. "Noch kommt die digitale Fototapete mehr in Hotels und Restaurants zum Einsatz als im Wohn- und Schlafzimmer von Otto Normalverbraucher. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch dort ankommt", meint er. Erfurt begründet das Revival mit dem technischen Fortschritt. "Dank der unkomplizierten Möglichkeit, Fototapeten via Digitaldruck zu produzieren, konnte sich der Exot unter den Wandbelägen zu einer der individuellsten, vielseitigsten und dabei stilvollsten Gestaltungslösung mausern." Weiteren Auftrieb erhalte die Digitaltapete durch den Trend, einzelne Wände als Blickfang in den Mittelpunkt zu rücken.
Für Erfurt bleibt der noch junge Digitaldruck ein wichtiges Aktionsfeld, das sich nach seiner Auffassung ausbauen lässt. "Die Branche darf gespannt sein auf die Ergebnisse unserer derzeitigen Entwicklungen...", meint Erfurt geheimnisvoll. Mehr will er nicht verraten.
Jörn Kämper, Vorstandschef von A.S. Création, wird da konkreter. "Die Zukunft wird sicher einer Kombination aus traditionellem Tapetendruck mit digitalen Elementen gehören. Wir denken, dass hier noch jede Menge Potenzial liegt." Deshalb baut A.S. Création sein Programm XXL Wallpapers, das vor etwas mehr als einem halben Jahr mit rund 120 Motiven gestartet wurde, kontinuierlich aus. Denn: "Es ist an uns, das Thema auch beim Endverbraucher bekannter zu machen", sagt er. Chancen sieht er im Internet. "Deshalb haben wir eine Software entwickelt, mit der sich der Konsument jeden Wunsch für die eigene Wandgestaltung erfüllen kann - und das mit eigenen Bildmotiven sowie Vorlagen, die wir zur Verfügung stellen", erläutert Kämper. Er betont, dass A.S. Création eine saubere Vertriebsstrategie fährt und mit www.tapetenshop.de nicht am Handel vorbei verkauft: "Für jeden getätigten Umsatz erhalten die Online-Handelspartner selbstverständlich ihre Marge von uns."
Das Besondere an der Digitaldrucktechnik sei, dass der Kunde jede Idee in jeder Größe an die Wand bringen könne. "Gerade die Möglichkeit, eigene Fotos und Kreationen als Tapete drucken zu lassen, fasziniert die Verbraucher", erläutert Kämper. Früher sei die Fototapete von schlichter Qualität gewesen und mit Werbeplakaten vergleichbar. Heute werde bei A.S. Création mit umweltfreundlichen Latex-Farben auf hochwertige Vliesträger gedruckt, die auch strukturiert sein können: "So entstehen neue Dimensionen und neue Perspektiven."
Für Elke Pfeiffer, Marketingleiterin bei Rasch, sind die alten Fototapeten nicht mehr mit der heutigen Digitaldruck-Generation vergleichbar. "Die Bandbreite des Digitaldrucks ist gewaltig und ein zusätzlicher Pluspunkt ist, dass er die persönliche Tapete nicht nur möglich, sondern auch bezahlbar macht."
Auch Pfeiffer geht davon aus, dass die Digitaltapete ihren Siegeszug fortsetzen wird. "Dabei werden neben den Kollektionen vor allem die individuell gefertigten Tapeten weiter an Bedeutung gewinnen", ist sie überzeugt. Auf alle Fälle sei in dem Geschäftsfeld "noch einiges in der Pipeline".
Anders als bei manchem Mitbewerber verteile sich die Nachfrage bei Rasch relativ gleichmäßig auf den Objekt- und Privatbereich, mit unterschiedlichen Motiv-Präferenzen. Insgesamt gerne eingesetzt würden Blumendesigns und Abstraktes. Die früher beliebten Landschaftsszenen und Birkenwälder seien dagegen nur noch Randerscheinungen.
Bei Erfurt werden Bilder aus der Natur stark gefragt, aber auch Gemälde berühmter Maler wie Van Gogh und Monet - und Aufnahmen aus dem Privatarchiv.
Wie sehr aktuelle Ereignesse auf die Motivwahl Einfluss nehmen, hat sich bei A.S. Création gezeigt: Im Zuge der gerade beendeten Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika waren Fußball-Themen besonders begehrt - "vor allem unser Stadion-Bild mit dem man sich prickelnde Spiel-Atmosphäre in die eigenen vier Wände holen konnte."
Was ist Digitaldruck?
Beim Digitaldruck wird das zu druckende Bild direkt vom Computer zum Drucker übertragen, eine feste Druckform wird überflüssig, jeder Bogen kann unterschiedlich bedruckt werden. Das macht den Digitaldruck so flexibel, schnell und kostengünstig für kleine und Kleinstauflagen - bis hin zum personalisierten Druck. Der Druck erfolgt in der Regel per Laser oder Ink-Jet (Tintenstrahl).
aus
BTH Heimtex 07/10
(Tapeten, Wandbeschichtungen)