Maler- und Lackiererhandwerk
Abwärtssog scheint gestoppt
Das Maler- und Lackiererhandwerk verlässt das Tal der Tränen. Nach einem Minus im Krisenjahr 2009 geht es von einem Ende des Abwärtstrends aus und rechnet für 2010 mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau. Die Branche schöpft ihren verhaltenen Optimismus vor allem aus leicht steigenden Bauinvestitionen und stabilem privaten Verbrauch. Sorgen aber bereitet den Malern und Lackierern die anhaltend angespannte Ertragslage, die aus der stagnierenden Nachfrage, hohen Personalkosten und zunehmendem Konkurrenzdruck resultiert. Das geht aus dem Branchen Special des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken auf Basis von Zahlen des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung hervor.Die Bilanzen des Maler- und Lackiererhandwerks sind eng verknüpft mit der Entwicklung des Baugewerbes, das im vergangenen Jahr unter schwacher Nachfrage litt. Entsprechend mussten die Maler erstmals wieder Verluste hinnehmen, nachdem der Umsatz in den vergangenen fünf Jahren stetig gewachsen war. Gemäß den Ergebnissen der vierteljährlichen Handwerksberichterstattung sank der Umsatz der Branche im ersten Halbjahr 2009 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um mehr als 5 %. Besser lief es im zweiten Halbjahr. In den letzten sechs Monaten des Jahres schwächte sich das Minus deutlich ab. Das vorläufige Jahresergebnis 2009 liegt bei -3,4 %. Der Bundesverband rechnet mit einem Umsatzrückgang von knapp 2 %.
Nach der Herbstkonjunkturumfrage des Bundesverbandes nahm der Bestand an vertraglich gesicherten längerfristigen Arbeiten zu. Die Geschäftslage bewerteten nahezu 45 % der Befragten als gut (2008: 34 %, 2007: 35 %). Lediglich knapp 9 % meldeten eine schlechte Lage (2008: 14 %, 2007: 11 %). Auch die Zukunft sieht nach Ansicht der Befragten rosiger aus. Gut 8 % rechnen mit einer besseren und knapp 61 % mit einer gleichbleibenden Entwicklung.
Ertragslage bleibt angespanntDoch trotz positiver Signale zeigt sich die Ertragslage der Handwerksbetriebe weiterhin in schlechter Verfassung. Für dieses Jahr ist laut Branchen Special der Volks- und Raiffeisenbanken angesichts insgesamt stagnierender Nachfrage, gestiegener Personalkosten und des geringen Spielraums für Preiserhöhungen mit keiner nennenswerten Erholung zu rechnen. Der harte Konkurrenzkampf zwinge die Unternehmen zu Preiszugeständnissen, um an die knappen Auftrage zu kommen. Zudem sei die Branche sehr lohnkostenintensiv. Im Durchschnitt entfielen gemäß dem Betriebsvergleich im Malerhandwerk 58 % der Betriebsleistung auf Personalkosten.
Eine wesentliche Stütze des Maler- und Lackiererhandwerks ist und bleibt der private Konsum. Aufgrund gestiegener verfügbarer Einkommen der privaten Haushalte nahm er im vergangenen Jahr laut Branchen Special leicht zu. Auch in diesem und im kommenden Jahr dürfte sich der Konsum nach Einschätzung der Wirtschaftswissenschaftler weiter verbessern.
Positiv entwickelt habe sich zudem die Bauwirtschaft. Während das Bruttoinlandsprodukt real im vergangenen Jahr gegenüber 2008 um 5 % schrumpfte, gingen die Bauinvestitionen laut den Experten lediglich um 1 % zurück. Dies sei vor allem auf die Konjunkturpakete der Bundesregierung zurückzuführen, die für ein Anwachsen des öffentlichen Baus um 4 % gesorgt hätten. Hingegen sei der Wirtschaftsbau um 2,5 % zurückgegangen, die Zahl der Wohnungsneubauten auf 166.000 (2008: 176.000) gesunken.
Für 2010 prognostizieren die Wissenschaftler der Baubranche ein leichtes Plus. Denn öffentliche Bauinvestitionen würden erneut um 11 % zulegen, da die Konjunkturpakete ihre stärkste Wirkung in diesem Jahr entwickelten. Auch sei aufgrund der Baugenehmigungen von mehr Wohnungsfertigstellungen auszugehen. Lediglich der Wirtschaftsbau bleibe im Abwärtssog.
Von der lebhafter werdenden Baukonjunktur profitieren laut Branchen Special insbesondere größere Unternehmen. Dagegen erzielten die mittleren und kleineren Malerbetriebe ihre Umsätze eher mit Renovierungsaufträgen. Da mehr als 70 % des Wohnungsbestandes in Deutschland vor 1978 errichtet worden seien, gebe es einen hohen Sanierungsbedarf. Zudem unterstützten teurer werdende Energie sowie günstige Förderkredite, Investitionszuschüsse der KfW und die Einführung des Energiepasses für Häuser und Wohnungen die Nachfrage nach Wärmedämmung.
Weitere positive Impulse gingen von der erweiterten steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen aus. Im vergangenen Jahr wurde der maximale Betrag verdoppelt. Nun können private Haushalte für selbst genutzte Wohnungen Sanierungskosten in Höhe von bis zu 6.000 EUR im Jahr zu 2 % von der Steuerschuld abziehen. "Mit dieser Regelung dürfte der beleglose Sektor, also vor allem Do-it-yourself und Schwarzarbeit, etwas zurückgedrängt werden", schreiben die Experten.
Sanierungsmarkt hat ZukunftAngesichts rückläufiger Umsätze hat sich der ohnehin starke Wettbewerb laut Branchen Special im Maler- und Lackiererhandwerk weiter verschärft. Insbesondere bei größeren Aufträgen der öffentlichen Hand und von Wohnungsbaugesellschaften sei der Preis für die Auftragsverbabe entscheidend. Außer der Billigkonkurrenz aus Osteuropa drückten auch Handwerkerauktionen von Oline-Plattformen das Preisniveau. Hier würden sich Handwerker gegenseitig unterbieten und verlangten bis zu 30 % weniger als der Konkurrent.
Die Experten schätzen, dass der Sanierungsmarkt der Umsatzbringer der Zukunft wird. Daher sei es für die Branche dringend erforderlich, die Geschäftsfelder in Richtung Sanierung, Renovierung und Restaurierung zu erweitern. Auch der Bereich Wärmedämmung werde wichtiger. Zudem könnten die Betriebe bei Renovierungsarbeiten als Generalunternehmer auftreten. Außer der Beschaffung fachfremder Leistungen, der Koordination und der Beaufsichtigung der Handwerker könne das Leistungsspektrum auch Räum- und Reinigungsarbeiten umfassen. Dieser Service werde vor allem von älteren Kunden geschätzt und entsprechend honoriert.
In Deutschland zählte das Maler- und Lackiererhandwerk zur Jahresmitte 2009 knapp 42.200 selbstständige Betriebe, die in die Handwerksrolle eingetragen waren. Nach Verbandsangaben sind davon rund 3.500 Fahrzeuglackierfirmen und mehr als 2.000 Mischunternehmen. Der Branchenumsatz 2009 dürfte sich nach Expertenberechnungen auf rund 11,4 Mrd. EUR belaufen. Die Zahl der Beschäftigten lag bei knapp 200.000, durchschnittlich sind pro Betrieb fünf Mitarbeiter beschäftigt. Nach wie vor dominieren Kleinfirmen, die lokal und regional tätig sind. Große, marktbeherrschende Unternehmen bilden die Ausnahme.
aus
BTH Heimtex 07/10
(Handwerk)