Portrait "Wandliebe - Der Tapetenladen" in Celle

Die Tapete wird zur Kunst

Mit einem einzigartigen Konzept wollen Marianne und Heiner Stumpf Menschen für die Tapete begeistern. In ihrem Fachgeschäft "Wandliebe - Der Tapetenladen" in Celle konzentrieren sie sich bewusst ganz auf attraktive Wandbekleidungen, die gemeinsam mit Bildern und Skulpturen präsentiert werden. Eine gelungene Mischung, die Kunst und Wohnen in einem modernen Ambiente vor historischer Wand zu einer Einheit verbindet.

Tapeten und Kunst - die einen sind ohne die andere nicht denkbar. Davon sind zumindest Marianne und Heiner Stumpf überzeugt und verschaffen Tapeten, Bildern, Büchern und Skulpturen den gemeinsamen großen Auftritt. In einem geschmackvollen Ambiente bietet das Ehepaar in "Wandliebe - Der Tapetenladen" ausgesuchte Tapeten an, deren Ausstellung um verschiedene Kunstobjekte ergänzt wird. Wer den Laden in der Celler Altstadt betritt, findet sich in einer modernen Galerie wieder, die Kreativität nicht nur vorführt, sondern lebt. Entspannende Musik heißt den Besucher willkommen und begleitet ihn auf seiner Reise durch die Welt der schönen Dinge.

Von der Drogerie zum Tapetenfachgeschäft

Mit der Konzentration auf Tapeten besann sich das Ehepaar vor anderthalb Jahren auf seine Anfänge als Fachhändler. Denn nach der Übernahme der Drogerie von Heiner Stumpfs Eltern hatten sich die beiden Kunstliebhaber bereits einmal auf die Wandbekleidung spezialisiert. Ab 1971 nannte sich das Geschäft "Stumpf Tapeten Studio". Doch Jahre später zwang die nachlassende Nachfrage nach Tapeten zu einer Erweiterung des Sortiments um Stoffe und Farben. Der Name des Ladens lautete fortan "Stumpf Creative Wohngestalter", bis er im vergangenen Jahr erheblich verkleinert und in "Wandliebe - Der Tapetenladen" umgewandelt wurde. Im März feierten Stumpfs das 75-jährige Bestehen ihres Fachgeschäfts, in dem sich jetzt wieder alles um die Tapete dreht, die seit einigen Jahren eine Renaissance erlebt.

In der ehemaligen Feuerwehrgarage, die heute Ladenkomplex ist, findet die Wandbekleidung einen würdigen Rahmen zwischen modernem, aber dennoch behaglichem Design und historischen Mauern. Die Rückwand des Gebäudes aus dem Jahr 1540 blieb erhalten und bietet in ihren Nischen und Rissen Platz für Kunstgegenstände, die von der Geschichte in die Gegenwart überleiten. Sie bilden eine angenehme Abwechslung zu den gebundenen Büchern, in denen sich 250 Tapetenkollektionen von Marburger, Rasch, Arte, Sanderson, Cole and Son, Omexco, Canovas, Anna French und vielen anderen verbergen. Kunden können an einem großen Holztisch ungestört in den Karten blättern. Das Ehepaar Stumpf steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

"Gute Beratung ist das A und O", sagt Heiner Stumpf und fügt hinzu, dass er und seine Frau auch zu den Renovierungswilligen ins Haus kommen, um gemeinsam die passende Tapete auszuwählen. Ist dann die Entscheidung gefallen, taucht häufig ein praktisches Problem auf. "Die Kunden finden kaum noch Maler, die Tapeten anbringen können", meint Marianne Stumpf und wundert sich: "Man muss doch in seinem Team Leute haben, die das können. Sonst muss man sie entsprechend weiterbilden." Stumpfs hoffen, dass die Maler die wachsende Beliebtheit der Tapete erkennen und sich dem Thema stellen.

Weiterbildung ist ein Muss

Sie selbst reagierten ihr bisheriges Berufsleben lang stets auf Veränderungen und brachten sich als Autodidakten alle nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten bei. Zum Gedankenaustausch trafen die beiden sich mit Gleichgesinnten im Rahmen einer Erfa-Gruppe, aus der die Creativen Wohngestalter in der Decor-Union entstanden. "Wir haben viel gemeinsam unternommen", erinnert sich Marianne Stumpf. Doch inzwischen seien die Kollegen in die Jahre gekommen, jüngere Fachleute prägten die Creativen Wohngestalter, der Stumpfs als reine Tapetenhändler nicht mehr angehören. Sie blieben aber Mitglied der Decor-Union. Wie Marianne Stumpf sagt, ist es für den Einzelhändler sinnvoll, einer leistungsstarken Verbundgruppe anzugehören.

Doch soviel Unterstützung Verbundgruppen und Verbände auch bieten, eins konnten sie bei aller Aktivität nicht aufhalten: die Schließung zahlreicher Fachhandelsgeschäfte. Dies sei inzwischen auch ein Problem für die Tapetenhersteller, deren Angebotsvielfalt der Verbraucher aufgrund der fehlenden Läden gar nicht erst kennenlerne. "Und manche Verbraucher möchten Tapeten haben, wissen aber nicht, an wen sie sich wenden sollen", erläutert Marianne Stumpf. Ihr und ihrem Mann bleibe eigentlich nur die Zeitungswerbung, um auf die Tapete aufmerksam zu machen.

Besonderes Konzept

"Wichtig ist zudem ein Konzept, das sich von anderen abhebt", meint Heiner Stumpf. Das haben er und seine Frau mit der passenden Zutat Kunst gefunden, die Stumpf mit eigener Kreativität erweitert. Er stellt aus Tapetenteilen Collagen her, mit denen er auch am Wettbewerb "Tapetenwechsel" des Deutschen Tapeteninstituts teilgenommen hat. Mit Erfolg. Immerhin wurden die Collagen im Wettbewerbskatalog abgedruckt. Und auch ein echter Künstler beschäftigt sich im Hause Stumpf mit der Tapete: Frank Schult, ein Freund des Ehepaares, hat ein Wandbild digital auf Vlies drucken lassen. Diese Rolle wird nun in einer Auflage von zehn Exemplaren im Laden angeboten.

Mit Aktionen wie diesen haben Stumpfs langjährige Erfahrungen. Schließlich finden in ihren Geschäftsräumen jedes Jahr Ausstellungen statt. "Und im Rahmen der Creativen Wohngestalter haben wir sogar Ausstellungen konzipiert, unter anderem mit Ulf Moritz", betont Marianne Stumpf und macht aus ihrer Vorliebe für Marburger, für die auch Ulf Moritz arbeitet, keinen Hehl. "Deren Tapeten verkaufen sich sehr gut", sagt sie. Doch auch die zahlreichen anderen Hersteller finden in der "Wandliebe" ihre Käufer. "Wir wollen alle Geschmäcker und Geldbeutel bedienen", versichert Heiner Stumpf und zeigt auf die große Regalwand, in der die Tapetenbücher auf Einsicht warten. Noch werden sie überwiegend von Kunden aus der Region geöffnet. "Aber es kommen auch schon welche aus Hamburg", meint Stumpf und hofft, die Zielgruppe nach und nach erweitern zu können.


Drei Fragen an Marianne Stumpf

"Uns hat die Decor-Union genutzt"

BTH Heimtex: Sie sind trotz der Verkleinerung Ihres Geschäfts weiterhin Mitglied der Decor-Union. Lohnt es sich, einer Verbundgruppe anzugehören?

Marianne Stumpf: Ja, es ist wichtig dabei zu sein. Das gilt vor allem für die großen Unternehmen, für die insbesondere das Marketing von Bedeutung ist. Außerdem kann man Kontakte knüpfen und sich austauschen.

BTH Heimtex: Welche Angebote nutzen Sie?

Marianne Stumpf: Die Decor-Union listet alle Lieferanten, da hat man einen guten Überblick. Außerdem übernimmt sie zweimal im Monat unsere Gesamtabrechnung. Das erleichtert unsere Arbeit sehr.

BTH Heimtex: Sind Sie mit der Decor-Union zufrieden?

Marianne Stumpf: Ja, uns hat - vor allem früher - die Mitgliedschaft viel genutzt. Über die Creativen Wohngestalter sind zahlreiche Freundschaften entstanden. Wir haben viel gemeinsam unternommen wie Messebesuche und Besuche bei Tapetenherstellern. Die Decor-Union hat insgesamt einen sehr großen Leistungskatalog. Dazu gehören zum Beispiel auch Strom- und Telefongemeinschaften. Wir als kleines Unternehmen können aber nicht alles nutzen.
aus BTH Heimtex 09/10 (Tapeten, Wandbeschichtungen)