Keramische Fliesen

Schrumpfender Markt mit immer mehr Fliesenlegern

Auch wenn keramische Fliesen nicht Teil unserer Branche sind: Mit einem Anteil von 13 % am deutschen Bodenbelagsmarkt (2009) sind sie eine ernstzunehmende Konkurrenz für textile, elastische, Parkett- und Laminatböden. Und die deutschen Fliesenhersteller zeigen sich kreativ, bringen etwa neue Produkte in Holzoptik heraus. Zudem gibt es seit dem Wegfall der Meisterpflicht einen gewaltigen Zuwachs bei den Fliesenlegerbetrieben. Grund genug, einmal den berühmten Blick über den Tellerrand zu werfen.

Hersteller

Die deutsche Fliesenindustrie ist mittelständisch geprägt. Die Firmen werden hauptsächlich durch den Industrieverband Keramische Fliesen + Platten vertreten, unter dessen Dach sich 12 namhafte Hersteller vereinigt haben. Nach Angaben des Bundesverbandes der Baustoffindustrie gab es 2008 in Deutschland allerdings 16 Produzenten mit insgesamt 5.000 Beschäftigten. Die Tatsache, dass keiner der Hersteller weniger als 100 Mitarbeiter aufweist, ist ein Indiz für den hohen Personalaufwand, der bei der Produktion betrieben werden muss.

Der größte deutsche Fliesenhersteller ist die Steuler-Gruppe, die neben dem Hauptsitz in Mühlacker noch Werke in Bremen, Bremerhaven und Leisnig betreibt. Auf Platz 2 rangiert die Deutsche Steinzeug Cremer&Breuer. Zu ihr gehören auch Jasba Mosaik und Agrob Buchtal. Villeroy & Boch, der vielleicht bekannteste Fliesenanbieter, hat sich aus der Produktion in Deutschland mittlerweile zurückgezogen und hält an seinem ehemaligen Werk in Merzig nur noch einen Minderheitenanteil. Die Fertigung wurde hier von einem türkischen Mitbewerber übernommen; V&B Fliesen beschränkt sich auf den Vertrieb.

Markt

Der Markt für keramische Fliesen hat in Deutschland in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Zwischen 1998 und 2009 ging der Absatz um insgesamt 45 % zurück, von ca. 200 Mio. auf 110 Mio. m2, wovon 62 Mio. m2 auf dem Boden verlegt werden. Einbußen aufgrund der konjunkturellen Schwäche der Bauindustrie konnten nur teilweise durch ein stärkeres Engagement im Sektor Renovierungen - ca. 66 % des Gesamtvolumens gehen in die Renovation - aufgefangen werden. Hinzu kommt ein starker Preiswettbewerb, insbesondere durch italienische und chinesische Konkurrenten.

Ohnehin sind die Italiener seit den 1970er Jahren Marktführer in Deutschland. Ihr Anteil liegt heute bei ca. 35 %. Die heimischen Produzenten konnten auf dem schrumpfenden Markt allerdings zulegen und haben mittlerweile zu den Südeuropäern aufgeschlossen. Daneben haben sich auch spanische, türkische und tschechische Hersteller in Deutschland etabliert.

China ist inzwischen zur weltweiten Nr. 1 in der Fliesenproduktion aufgestiegen und hat mit einer Jahresproduktion von 4,1 Mrd. m2 - mehr als 50 % der globalen Produktion - Italien (600 Mio. m2) auf den zweiten Platz verdrängt. Allerdings verbleibt der Großteil der chinesischen Ware im Reich der Mitte, lediglich 600 Mio. m2 sind für den Export bestimmt. Neben Deutschland, dessen Anteil an der Weltproduktion mittlerweile auf unter 1 % gesunken ist, sind Spanien, Portugal und Frankreich wichtige Herstellerländer.

Vertrieb

In Deutschland wurde der Absatz von Fliesenprodukten bisher vom Handwerk dominiert. Für das Jahr 2008 wird allerdings nur noch ein Anteil von 30,9 % ausgewiesen, während sich die Baumärkte mit 38,7 % an die Spitze der Distribution gesetzt haben. Sie konnten auch als einzige den Umsatz relativ stabil halten, was auf ein vergrößertes Angebot an so genannten Drive-In-Bereichen und das verstärkte Engagement mancher Anbieter im Sanitärsegment zurückzuführen ist.

Dennoch hat sich die Anzahl der Fliesenlegerbetriebe in Deutschland im Zeitraum zwischen 2001 und 2009 verfünffacht: Gab es 2001 noch 11.889 selbständige Fliesenleger, wurden im Sommer 2009 57.359 gezählt. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf den Wegfall des Meisterzwanges.

Ferdinand Kiesel

Fliesen 1x1


Grundsätzlich unterscheidet man Fliesen in drei große Gruppen:

Steingut zeichnet sich durch hohe Wasseraufnahmefähigkeit aus. Die Fliesen sind in der Regel nicht frostsicher und weisen im Vergleich zu Steinzeug eine geringere Druckbelastbarkeit auf. In der Regel werden sie als Wand- und Bodenfliesen im Innenbereich verwendet.

Steinzeug hat im Vergleich zu Steingut eine geringere Wasseraufnahmefähigkeit und ist deutlich druckbelastbarer; Feinsteinzeug übertrifft diese Werte noch. Die meisten Hersteller weisen Steinzeug generell als frostbeständig aus. Auch wenn diese Aussage nicht immer zutrifft, eignet sich Steinzeug im Regelfall für innen und außen.

Bevor sich Feinsteinzeug-Fliesen durchsetzen konnten, wurden im Außenbereich vor allem Spaltplatten eingesetzt. Sie sind frostsicher, säurebeständig und halten hohen Belastungen stand. Die Spaltplatte gehört zur Grobkeramik und ist daher nicht so maßhaltig wie die anderen Fliesenarten.
aus FussbodenTechnik 05/10 (Bodenbeläge)