Holzbearbeitungsmaschinen in China

Drei neue Fußbodenlinien pro Woche


Wenn es um Qualität und Innovation geht, sind europäische und vor allem deutsche Maschinenhersteller Weltspitze. Aber bei den Umsätzen haben ihnen die Chinesen den Rang abgelaufen. Um den Anschluss auch auf dem wichtigen chinesischen Markt nicht zu verlieren, produzieren deutsche Anlagenbauer zunehmen in Fernost - und haben dort mit speziellen Problemen zu kämpfen.

China gilt heute als Weltmarktführer im Maschinenbau. Mit Umsatzerwartungen von über 300 Mrd. EUR im Jahr 2010 wird die Branche ihre globale Position weiter ausbauen. Deutschland landete bereits 2009 mit 175 Mrd. EUR abgeschlagen auf dem zweiten Rang. Während etwa im Zukunftsmarkt Indien einst Deutschland, Italien, Österreich und Taiwan Hauptlieferanten von Holzbearbeitungsmaschinen waren, haben die Chinesen den europäischen Herstellern inzwischen mit Niedrigpreisen viele Marktanteile genommen.

Die Produktivität und damit Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Maschinenbauunternehmen wird steigen, lauten die Prognosen - von derzeit durchschnittlich 60.000 EUR auf über 100.000 EUR Umsatz/Mitarbeiter im Jahr. In deutschen Unternehmen liegt dieser Wert heute bei knapp 180.000 EUR. Noch sind es Qualität und Entwicklung, bei denen die Europäer die Nase vorn haben, denn die chinesische Produktion beschränkt sich vielfach auf Maschinen und Anlagen aus dem technologischen Basissegment. Doch in vielen Segmenten entwickeln die Chinesen rasch weiter.

Wer den Anschluss an wachstumsstarke Exportmärkte nicht verlieren will, muss zur Verteidigung seiner Marktposition Produktionskapazitäten in Fernost aufbauen. Homag hat das mit seinem Standort in Shanghai getan und Robert Bürkle betreibt eine Maschinenfertigung in Hangzhou. Beide Unternehmen arbeiten eng zusammen und hatten aufgrund der Nachfrage in den ersten Monaten des Jahres angeblich sogar Lieferengpässe bei ihren in China hergestellten Maschinen. Und das, obwohl diese immer noch vier- bis fünfmal teurer sind als die der einheimischen Konkurrenz. Hinzu kommen Finanzierungsprobleme der Kunden, denn Homag verlangt Zahlung vor Lieferung. "Das ist ein Hindernis für uns, weil andere kulanter sind", bekennt Roland Dengler, Projektleiter Fußboden bei Homag.

Ein Problem haben alle europäischen Maschinen- und Werkzeughersteller mit dem Know-how-Transfer. Einerseits wollen die Europäer Servicepersonal für ihre hochwertige Maschinentechnologie bieten, andererseits möchten sie derart gut ausgebildete Chinesen nicht an die heimische Konkurrenz verlieren. Der Spagat ist kaum zu schaffen.

Drei Fußbodenlinien, schätzen europäische Maschinenhersteller, werden pro Woche neu in China installiert. Homag liefert, nach eigener Aussage, wöchentlich eine Linie. Das sind Basismaschinen aus Shanghai. "Mit ausschließlich in Europa gefertigten Anlagen hat man hier keine Chance", sagt Roland Dengler, der wieder einen Boom in der chinesischen Fußbodenindustrie registriert, aber skeptisch ist, in welchem Umfang die Produktkapazitäten tatsächlich genutzt werden. Digitaldruck sei in China kein Thema. Dengler hält diese Technik für zu komplex. Highlight seien dagegen Anlagen zur Profilierung von 6 mm PVC-Belag.

Werkzeughersteller wie Leitz setzen auf vertikal integrierte Laminatproduzenten in China. Dank eigener MDF-Herstellung seien diese Unternehmen besser über die Krise hinweg gekommen. Leitz hat schon früh in eine Vor-Ort-Produktion investiert, betreibt 11 Verkaufs- und Service-Stationen in China. Nach langer Konzentration auf Fußbodenhersteller wurde der Vertrieb 2008 geteilt und eine eigene Abteilung für die Möbel- und Fensterindustrie geschaffen. Kritisch sieht der Werkzeughersteller die chinesische Konkurrenz. "Sie werden deutsche Erodiermaschinen kaufen und damit ihre eigene Werkzeugqualität steigern", erwartet Peter Cebula, Leitz General Manager China.
aus Parkett Magazin 04/10 (Bodenbeläge)