Manfred Mayer, Abtwil/Schweiz
Mehrschichtige Holzböden - Auch auf die Deckschichten kommt es an (Teil 2)
Jahrzehntelange Tätigkeit in diversen Ländern in den verschiedensten Bereichen der Bodenbelagsbranche haben den Dipl.-Ing. Manfred Mayer zu einem der profundesten Fachleute für Produktion und Vertrieb von Holzböden werden lassen. Im vorigen Heft beschrieb der Schweizer Branchen-Insider aus seiner Sicht den Stand und die künftig möglichen Entwicklungen von Mehrschichtparkett. Sein wichtigstes Anliegen ist dabei, Holzfußböden mehr Marktanteile zu verschaffen.Im ersten Teil seiner Ausführungen hat Mayer für dünne Deckschichten plädiert, daraus resultierende preiswerte Produktkonstruktionen erläutert, weitergehende konstruktive Hinweise gegeben und das mögliche Marktvolumen umrissen. Im folgenden Teil 2 geht Mayer zunächst auf die historische Entwicklung von Holzfußböden ein, stellt dabei fest, dass es nur wenige grundlegende Entwicklungssprünge gegeben hat. Prognosen zur weiteren Entwicklung des Produkts Parkett, seiner Verarbeitung und der Branche schließen sich an:
Zum Beginn meiner weiteren Ausführungen wird zum besseren Verständnis die historische Entwicklung der Holzfussböden in Kurzform dargestellt.
-In den zurückliegenden Jahrhunderten wurde Massivparkett in Stab- Tafel- und Dielenform handwerklich und frühindustriell hergestellt. Dicke meist 10- 25 mm.
-Etwa 1945 erste industrielle Fertigung von Mosaikparkett in der Schweiz und daraus resultierend ca. 25 Jahre später von Mosaik-Fertigparkett. Nach sehr erfolgreichen Jahrzehnten haben diese Produkte heute eine deutlich geringere Bedeutung.
-Etwa 1948 Beginn der industriellen Produktion von Mehrschichtparkett in Schweden, in dreischichtiger Ausführung konzipiert zur vorwiegend schwimmenden Verlegung. Diese Produktgruppe wird bis heute in diversen modifizierten Formen (Schiffsboden, Einstabausführung etc.) angeboten und nimmt weltweit die führende Marktposition ein. Vom Handwerk wird Dreischichtparkett in Europa heute auch häufig vollflächig geklebt.
-In den 60iger Jahren Einführung der fabrikseitigen Oberflächenbehandlung (Versiegelung etc.) und damit des "Fertig"- Parketts.
-Ausgehend von Japan gibt es seit ca. 1965 Furnierböden, die ab etwa den 90iger Jahren auch in Europa produziert werden, aber weltweit keine grössere Bedeutung erlangt haben.
-1975 Produktionsstart des ersten zweischichtigen Fertigparketts in der Schweiz. Diese Parkettart wurde zur vollflächigen Klebung konzipiert. In dieser Gruppe entstanden seither ebenfalls diverse Produktvarianten (Ein-/Mehrstabausführungen etc.). Sie nimmt heute weltweit den zweiten Platz ein.
-Neue Arten von zweischichtigen Produkten, die sowohl für die schwimmende als auch die klebende Verlegung geeignet sind, stehen am Beginn der Markteinführung.
-Etwa Anfang 2000 erstes leimfrei zu verlegendes Parkett mit Klick-Verbindung, initiiert durch entsprechende Verbindungen bei Laminatböden.
Aus der Aufstellung ist zu ersehen, dass es in der Geschichte des Parketts bisher nur wenige grundlegende Neuentwicklungen, aber diverse ebenfalls wichtige Produktmodifikationen gegeben hat. Spezialbereiche wie z.B. Sportböden, Doppel- bzw. Hohlböden, WPC, Holzpflaster, Intarsienparkett und Outdoorbeläge wurden in dieser Auflistung nicht berücksichtigt.
Dickere Deckschichten haben nach wie vor ihre BerechtigungNachdem im vorigen Heft die Thin floor Produkte - die in konservativen Kreisen übertriebene Kannibalisierungsängste auslösen - im Mittelpunkt standen, soll hier nochmals auf die Bedeutung und Berechtigung der Mehrschichtparkette mit dickerer Deckschicht und größerer Gesamtdicke hingewiesen werden. Wichtig ist hierbei die laufende technische und optische Anpassung dieser Produktgruppen an den Marktbedarf sowie die richtige Verkaufs- und Marketingstrategie. Dazu einige Stichworte: Statusdenken der Käufer (sich unterscheiden können und wollen), hohe Produktqualität, hochwertiges Design, Solidität, Angebotsvielfalt, Lebensdauer, geeignet für schwerer beanspruchte Einsatzbereiche, höhere Biegesteifigkeit, Spezialanfertigungen, modern/trendig und gleichzeitig werthaltig.
Stabförmige Formate dominierenDer Weltmarkt wird über einen längeren Zeitraum weiterhin von stabförmigen Formaten in verschiedenen Abmessungen beherrscht. Diverse ältere Parkettmuster (Tafel, Flechtmuster, Fischgrat, Fries-Tafelkombinationen etc.) sowie das hinsichtlich Holzausnutzung und Preis-Leistung sehr effiziente Mosaikparkett werden, weil sie nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen, mit einem Marktanteil von einigen Prozenten ein Randdasein führen. Langfristig ist in einigen Ländern eine bescheidene Renaissance dieser Arten (Werbung vorausgesetzt) nicht auszuschließen.
Die vor allem in USA/Kanada verbreiteten fallenden Längen (random lenght) oder die Kombination verschiedener Breiten in einer Fläche sind interessante Varianten, sie dürften aber weltweit keine wesentliche Bedeutung erlangen.
Die für den Endverbraucher im täglichen Gebrauch wichtigen Vor- und Nachteile der Verlegearten - vollflächig geklebt oder schwimmend verlegt - (Raumschall, durchgehende Verlegung, Musterbildung, Wandabstände) werden von baulichen Gegebenheiten (Baumethodik, Feuchtigkeit, Isolationswünsche etc.) und dem Kenntnisstand des Verlegers (Profi oder DIY) überlagert. Zusammengefasst bedeutet das: Die Marktanteile der schwimmend verlegten und der geklebten Holzfußböden werden sich nicht wesentlich ändern; zunehmen wird jedoch der Anteil von Holzfußböden, die auf beide Arten verlegt werden können.
Obwohl ein großer Teil der Parkettböden nie oder erst nach durchschnittlich 15- 25 Jahren, und dann meist nur einmal (Ausnahme Renditebauten) renoviert wird, ist das Argument "schleifbar" im Profikanal und bei den Verbrauchern (Lebensdauer, Gesamtkosten) zur Verkaufsunterstützung sehr wichtig. Die Parkettbranche sollte dagegen deutlicher herausstellen, dass bei der Renovation ohne großen Mehraufwand zusätzliche Änderungen des Bodens möglich sind und dadurch eine neue Wohnsituation bzw. ein neues Wohngefühl entstehen kann. Einige Beispiele:
-Farbänderung durch Beizen, farbiges Ölen bzw. Versiegeln
-Lack statt Öl bzw. matt statt glänzend und umgekehrt
-Strukturveränderungen der Oberfläche (bürsten etc.)
Hier liegt ein bisher zu wenig genutztes Potenzial für den professionellen Bodenleger.
Speziell bei mittleren und großen Einstabformaten sind aus Gründen der Holzausbeute, rustikale und Mischsortierungen zu fördern. Es ist dem Verbraucher immer wieder zu erklären, dass Holzfußböden als einzige wichtige Bodenbelagsgruppe aus einem nachwachsenden, ökologisch wertvollen Naturrohstoff hergestellt werden, dessen natürliches, individuelles Aussehen ein einzigartiges Merkmal darstellt.
Eiche an erster StelleBei den Holzarten wird die Eiche (natur, gefärbt, geräuchert) weltweit in den nächsten Jahren ihre führende Stellung behaupten. Einheimische Arten sollten grundsätzlich bevorzugt, aber auch Überseehölzer sollten - da ein Boykott kontraproduktiv wäre - eingesetzt werden. Voraussetzung ist die konsequente Einhaltung der ökologischen Standards. Die vermehrte Herstellung von Decklagen in den jeweiligen Herkunftsländern ist zu fördern. Plantagenhölzer könnten mit zunehmender Erfahrung künftig eine größere Rolle spielen. Stark schwindende bzw. quellende Holzarten sollten aus Qualitätsgründen und der damit verbundenen Imageschädigung für Parkett möglichst nicht verwendet werden.
Neben den natürlichen Holzfarben wird es zukünftig parallel dazu ein breites Spektrum von gefärbten Arten und verschiedene Ausführungen der Oberfläche (gebürstet, strukturiert, gealtert etc.) geben. Durch Färben bzw. Vergüten lassen sich Exotenhölzer substituieren sowie besondere Oberflächeneffekte erzielen. Durch das Färben können zudem unerwünschte Abweichungen im Holz (Farbdifferenzen, Splint usw.) ausgeglichen bzw. teilweise verdeckt werden. Dieser Effekt sollte zunehmend zur Erzielung eines wirtschaftlichen Mehrwertes genutzt werden.
Verfahren zur Holzvergütung sind verbesserungsfähigAuf dem Gebiet der Vergütung (Änderung des Schwind- und Quellverhaltens, der Farbe und der Härte; Beispiel Polymerholz) oder der durchgehenden Färbung von Deckschichten (z.B. Tränken mit farbigen Lösungen, verschiedene Thermobehandlungen) sollten die heutigen, meist unvollkommenen Methoden verbessert und weitere Verfahren zur Marktreife entwickelt werden. Bewährte Methoden, wie das Räuchern von Eiche, können auch auf andere Holzarten ausgeweitet werden.
Wertvolle Laubhölzer nur restriktiv einsetzenMassivholzdielen aus wertvollen Laubhölzern (seltene Exoten, aber auch Eiche) mit einer Dicke von ca. 14- 23 mm sollten im Wohnungsbau und mit wenigen Ausnahmen auch im Bereich Outdoor, nur noch sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Unnötige Ressourcenverschwendung ist den Verbrauchern deutlicher als bisher zu vermitteln. Dies gilt auch für massive Produkte anderer Branchen, z.B. in der Möbelindustrie. Die Zertifizierer (FSC, PEFC etc.) haben bisher diesen wichtigen Gesichtspunkt des "unnötigen Verbrauchs" weitgehend außer Acht gelassen, d.h. auch zertifizierte Produkte sind nicht automatisch ökologisch wertvoll, wenn sie mit einem hohen Verbrauch gekoppelt sind.
Mittellagen bzw. Träger für klassische zwei- und dreischichtige Produkte mit dickeren Deckschichten werden, neben dem vereinzelten Einsatz von Holzwerkstoffen, auch zukünftig aus quer angeordneten Stäbchen (Fichte, Kiefer etc.) bestehen. Hauptgründe: höchste Produktstabilität quer (E-Modul); geeignete, preisgünstige Holzarten weltweit genügend vorhanden; Unabhängigkeit durch Eigenproduktion; Markierung der Mittel- bzw. Unterschicht ausreichend beherrschbar.
Schiffsböden mit dünnen Deckschichten bieten nur geringes SparpotenzialSchiffsböden mit dünnen Deckschichten dürften hauptsächlich nur als Anfallprodukt (Ausbeute, Holzbeschaffung) in Frage kommen, weil die Differenz ihrer Herstellkosten zu den Kosten dickerer Schiffsböden nur relativ gering ist. Anders verhält es sich bei Einstabausführungen. Hier ist der Kostenvorteil der dünneren Ausführung signifikant.
Durch die zunehmende Verbesserung der werksseitig eingesetzten Lacke (Nanotechnologie, erhöhte Auftragsmengen) wird der Verschleiss versiegelter Holzfußböden reduziert und der Lebenszyklus verlängert. Die heute besonders in Europa vorherrschenden Glanzgrade matt bis halbmatt sollten weiterhin gefördert werden. Sie haben den großen Vorteil, dass Gebrauchsspuren, oder beim hygroskopischen Werkstoff Holz unvermeidliche minimale Verformungen, deutlich weniger sichtbar sind. Nach der Zunahme des Ölens (oxidativ bzw. UV-härtend) im letzten Jahrzehnt, scheint in den meisten Ländern (Vor-/Nachteile ölen gegenüber versiegeln) ein gewisser Sättigungsgrad erreicht zu sein. Wachs- oder kombinierte Öl/Wachs-Behandlungen dürften auf dem heutigen Niveau stagnieren.
Produktionsverfahren, Produkteigenschaften und Umweltbelastung (z.B. Formaldehyd) werden wesentlich von den zur Schichtverleimung eingesetzten Fabrikationsklebern beeinflusst. Die Auflistung der heute verwendeten Produktions- und Baustellenklebstoffe, ihrer Vor- und Nachteile und der Entwicklungstendenzen würde aber, ebenso wie die Aufzählung der verschiedenen Lackarten, den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Werksseitige Vorbeleimungen zur vollflächigen Verklebung auf der Baustelle werden sich voraussichtlich aus Qualitätsgründen nicht in größerem Umfang durchsetzen.
Eine leichte Zunahme von einfachen, fabrikseitig angebrachten Rückenbeschichtungen, etwa zur Verbesserung des Raumschalls (entsteht durch Gehen, im Raum wahrnehmbar), ist wahrscheinlich. Komplexe akustische oder wärmetechnische Lösungen können aber nur durch entsprechende bauseitige Maßnahmen erreicht werden.
Brandverzögernde oder antibakterielle Versiegelungen sind aus mehreren Gründen nur beschränkt wirksam und notwendig. Sie sind, ähnlich wie die durch Reibung in Lacken aktivierbaren Duftstoffe oder fluoreszierende Beimischungen, eher der Kategorie PR-Gags zuzuordnen. Ob leuchtende Nano-Kristalle (Oleds u.ä.) oder individuelle Informations-Codes, gespeichert in Nanoteilchen, (z.B. Herkunft), auf dem Bodensektor jemals eine nennenswerte Bedeutung erlangen, kann heute noch nicht beurteilt werden.
Einstufung in Beanspruchungsklassen nicht zielführendOb eine, in der Vergangenheit öfters diskutierte Einführung von offiziellen Nutzungs- bzw. Beanspruchungsklassen dem Produkt Parkett und dem Verbraucher Vorteile bringt, ist zweifelhaft. Neben den großen Schwierigkeiten einer objektiven Beurteilung (Einfluss Lacke, Öle, Holzhärte, Prüfverfahren) ist zu bedenken, wie die im Vergleich zu anderen Bodenbelägen einmalige Möglichkeit der Renovierbarkeit, gerecht berücksichtigt werden kann. Die Gefahr ist groß, dass dabei für den Konsumenten ein unübersichtliches, bürokratisches Monstrum entsteht. Zielführender sind beispielsweise einfache Angaben zur Härte (Deck- und Trägerschicht), da dieser Wert einen signifikanten Einfluss auf das Verschleissverhalten hat. Vor allem im DIY- Segment sind aber orientierende Hinweise zu empfohlenen Einsatzbereichen (z.B. Wohn- Arbeitsbereich) sinnvoll.
Furnierböden werden aus technischen und wirtschaftlichen Gründen keine zunehmende Bedeutung erlangen. Die Parkettbranche sollte auch die Entwicklung bei den Holzimitationen, wie beispielsweise dem Digitaldruck, aufmerksam beobachten, um eventuell Erkenntnisse daraus abzuleiten, ohne allerdings die eigenen Stärken zu vernachlässigen.
Bei Verlegewerkstoffen und -zubehör auf Qualität achtenWichtig ist auch die permanente Weiterentwicklung von Produkten, die während der Verlegung bzw. einer Renovation (Kleber, Öle, Lacke, Werkzeuge) und im täglichen Gebrauch (Pflege-/Reinigungsmittel) den Anforderungen an Schadstofffreiheit, Qualität, und einfacher Anwendung genügen müssen.
Ob die voraussichtlich stärkere Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen für die zukünftige Energieerzeugung einen wesentlichen Einfluss auf den Preis einiger Holzarten ausüben wird, kann heute nicht eindeutig vorausgesagt werden. Um rechtzeitig reagieren zu können, sollte die Entwicklung von der Holzindustrie aber aufmerksam verfolgt werden.
Nachdem die den Verbrauch beeinflussende Wirtschaftslage in den meisten Ländern fragil bleiben dürfte und, sofern nicht mit neuen Produkten zusätzliche Marktanteile gewonnen werden, in der Parkettindustrie Überkapazitäten vorhanden sind, dürften größere Preissteigerungen in den nächsten Jahren nicht realistisch sei.
Für den langfristigen Erfolg einer Firma ist letztendlich die auf Sach- und Sozialkompetenz beruhende Qualität der Führungskräfte und Eigentümer verantwortlich, da nur sie die richtigen oder falschen Entscheidungen auf allen wichtigen Gebieten eines Unternehmens treffen. So sind neben dem bisher beschriebenen Produktbereich alle anderen Prozesse wie beispielsweise Standort-, Vertriebs-, Logistik-, und Personalfragen, Produktionsverfahren und Kooperationsmöglichkeiten laufend zu prüfen und optimieren.
Reaktionen auf den Artikel "Mehrschichtige Holzböden" in den Ausgaben 3 und 4
Auf den Artikel "Mehrschichtige Holzböden" Teil 1 und 2, erhielt Manfred Mayer zahlreiche Kommentare und Fragen, von denen er nachstehend einige beantwortet.
Profit auch mit preisgünstigen Produkten?Mehrheitlich zugestimmt wurde der von der Praxis zunehmend bestätigten These, dass designorientierte zwei- und dreischichtige Produkte mit dünneren Deckschichten einem echten Marktbedürfnis entsprechen und weltweit an Bedeutung gewinnen. Es ist allerdings ein Irrtum zu glauben, dass mit preisgünstigen Produkten kein Profit zu erzielen ist. Die Herstellkosten der beschriebenen, mittelgrossen Einstabprodukte mit 2 mm Eiche-Deckschicht und HDF- Unter- bzw. Mittelschicht, betragen für grössere Volumen, beeinflusst u.a. vom Produktionsverfahren und Standort, ca. 9 - 12 EUR/m
2. Solange der Wettbewerb in einigermassen geordneten Bahnen verläuft, lassen sich damit, mit guten Margen für den Hersteller und alle anderen am Vertrieb Beteiligten, für den Endverbraucher sehr interessante Preise erzielen. Das ist kein Plädoyer für Tiefst- sondern für angemessene, den Parkettverbrauch steigernde Preise.
Zweischicht-Produkte mit dünner Deckschicht schwimmend verlegen?Dass ein zweischichtiges Thin floor- Produkt neben vollflächigem Kleben auch schwimmend verlegt werden kann, löste aufgrund unterschiedlicher Interessen und Fachkompetenz einige Diskussionen aus. Das technologische Anforderungsprofil muss für beide Verlegearten die Balance zwischen genügender Steifigkeit und Flexibilität in Längsrichtung erfüllen. Die anderen notwendigen Eigenschaften wie Schwindung/Quellung, Querverformung etc. sind für beide Arten weitgehend identisch. Die in Heft 3 vorgeschlagene, mittelgrosse Landhausdiele (ca.1300 x 120 x 9,5 - 10 mm) mit einer qualitativ hochwertigen HDF- Trägerschicht von ca.7,5 - 8 mm Dicke, einer Deckschichtdicke von ca. 2 mm und einer einfachen Klickverbindung, erfüllt alle Anforderungen, wenn die beschriebenen Herstellregeln eingehalten werden. Das Produkt stellt einen guten Kompromiss für Hersteller und Vertriebsorganisationen dar, da mit einer einzigen Produktart beide Verlegearten abgedeckt werden. Damit werden einem grösseren Verbraucherkreis oder einem speziellen Vertriebskanal zusätzliche Perspektiven geboten. Spezifische Produktlösungen, für die klebende oder schwimmende Verlegung konzipiert, bleiben trotzdem notwendig und sinnvoll.
Blockiert der Vertrieb neue Entwicklungen?Mehrmals angesprochen wurde das komplexe Thema Vertriebswege, weil die Vertriebs- und Vermarktungsart u.a. die Produktgestaltung, damit das Herstell- bzw. Absatzvolumen und somit auch den Preis beeinflusst. Die Macht des Abnehmers (z.B. Fachhandel, Handwerk, DIY) hängt letztendlich davon ab, welchen finanziellen Nutzen der Hersteller bei der Nutzung eines bestimmten Vertriebskanals erzielen kann. Diese Machtausübung ist legitim, solange sie nicht einseitig die Entfaltungsmöglichkeiten des Produzenten behindert. Geschwächte Lieferanten sind längerfristig keine starken Partner für den Abnehmer. Die Beschränkung vieler Hersteller auf bestimmte Absatzkanäle erfolgt oft nicht wirklich freiwillig, sondern wird von der jeweiligen Abnehmergruppe häufig mit der Drohgebärde "wenn Sie den/die beliefern, stellen wir unsere Zusammenarbeit in Frage" diktiert. Die blockierten Abnehmerkanäle werden auf jeden Fall, dann aber meist von wenig transparenten Firmen, bedient. Nicht vergessen werden sollte, dass wirklich erfolgreiche Unternehmen früher als die Konsumenten wissen, welche neuen Produkte der Markt braucht und die Vertriebspartner davon profitieren können. Daran erinnert ein realistisches Bonmot des legendären Autobauers Henry Ford : "Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie mir gesagt: ein schnelleres Pferd "
Was bringen Eigenmarken des Handels?Eine für alle Teilnehmer gültige Aussage über die Vor- und Nachteile von Produkt-Eigenmarken ist nicht möglich, da hier verschiedene Einflüsse ( Investitions- oder Konsumgut, Exklusivität, länderspezifische Eigenheiten ) und Interessenslagen zu berücksichtigen sind. Einige wesentliche Aspekte für die Beurteilung von Eigenmarken im Handelssektor sind:
- Synergieeffekte durch Dachmarke über mehrere Produktarten
- Synonym für ein System, für eine Wertschöpfungskette
- Reduktion der Vergleichbarkeit
- Keine Partizipation an einer starken Herstellermarke
- Häufig nur regionale Bedeutung
- Mangelnde Markenbeständigkeit
- Auswechselbarkeit erleichtert
- Markenzersplitterung sowie erhöhte Lager- und Produktionsproblematik
Aus der Sicht des Produzenten haben vom Handel kreierte Produkteigenmarken nur selten eine positive Wirkung. In den meisten Fällen wird die Herstellerposition dadurch eher geschwächt. Für den Endverbraucher ist eine Lösung, die die Vorteile einer starken Herstellermarke inklusive Garantie mit den Leistungen von seriösen Vertriebspartnern in Beratung, Ausführung, Preisgestaltung und Service verbindet, am vorteilhaftesten. Dies wird mit einer starken Namensmarke des Händlers oder einer Vertriebsgruppierung, die den Namen bzw. das Logo dieser Anbieter, aber nicht eine einzelne Produktart zum Inhalt hat, ergänzend unterstützt. Wenn ein Produzent im Profi- und DIY- Absatzkanal seine Produkte vermarkten will, ist zu prüfen, ob für ihn und seine Vertriebspartner zwei verschiedene Herstellermarken und/oder unterschiedliche Sortimente vorteilhaft sind.
Klarstellung zu den SchalldefinitionenBei Fragen zu dem bei Fussböden wichtigen Thema Schalldämmung war auffällig, dass Trittschall häufig mit Gehschall, der auch unter dem Begriff Raum- Gehschall bekannt ist, verwechselt bzw. fälschlicherweise gleichgesetzt wurde. Vereinfacht ausgedrückt ist Trittschall der beim Begehen eines Fussbodens im darunter oder daneben liegenden Raum hörbare Schall, während Gehschall der durch das Gehen auf dem Fussboden im selben Raum wahrgenommene Schall ist. Die Messmethode und die zulässigen Grenzwerte für den Trittschall sind seit langem klar definiert. Die Messmethode und daraus resultierende, objektiv vergleichbare Aussagen für den Gehschall müssen noch festgelegt werden.
Kooperation als Option?Obwohl eine weitgehende Unabhängigkeit ein hohes Gut darstellt, sollten Kooperationsmodelle sporadisch, ernsthaft überprüft werden. Sie können von einfachen, die Zusammenarbeit regelnden Vereinbarungen über detaillierte Verträge bis zu einer finanziellen Beteiligung oder späteren Übernahme reichen.
Einige Beispiele:
- Parkettproduzent - Sägewerk - Deckschichthersteller
- Parkettproduzent - Parkettproduzent
- Forstwirtschaft - Produzent
- Handwerk - Handwerk
- Holzwerkstoff/Laminathersteller - Parkett/Deckschichtproduzent
- Fachhandel/Einkaufsgruppen - Parkettproduzent
- Fachhandel - Handwerk
- Baumarkt - Handwerk
- Baumarkt - Parkettproduzent
Im Vordergrund einer möglichen Zusammenarbeit stehen die Sektoren Produktion, Vertrieb, Einkauf, Logistik und Installation. Voraussetzung für eine erfolgreiche Kooperation sind passende Firmenkonstellationen, Rechtssicherheit sowie ein hohes Mass an Offenheit und Verantwortung.
aus
Parkett Magazin 04/10
(Bodenbeläge)