Neue Hagebau-Organisationsstruktur stößt auf Kritik des Holzhandels
Die neue Strategie der Hagebau sieht einschneidende Änderungen in der Organisationsstruktur vor. Die bisherige Gliederung in Baustoff-, Holz- und Fliesenhandel soll entfallen und durch die Sparten Vertrieb, Strategischer Einkauf und Operatives Geschäft ersetzt werden. Dabei bleiben alle bisherigen drei Bereiche auf Augenhöhe, betont Aufsichtsratsvorsitzender Hartmut Richter. Das sehen Gesellschafter aus dem Bereich Holzhandel ganz anders. Stefan Gräf, geschäftsführender Gesellschafter der Holzwelt-Gräf in Bremen, übte offene Kritik. Parkettmagazin fragte nach und wollte von Gräf wissen, welche Zweifel er hegt und warum die geplante Änderung nicht umgesetzt werden sollte.ParkettMagazin: Wo sind die Vorteile der bestehenden Organisation?
Stefan Gräf: Die bisherige Organisation des Hagebau-Holzfachhandels war sehr nah am Markt. Sie war exakt auf die Belange des Holzhandels zugeschnitten und hat auf eine sehr klare Differenzierung zum Baustoff- und Fliesenhandel geachtet, die aus Sicht der Holzhändler Wettbewerber um den Kunden darstellen. Speziell die strategische Entwicklung des Vertriebs und des Einkaufs wurde vorangetrieben und war nicht wie in Zukunft dem Baustoffhandel unterstellt. Durch diese Eigenständigkeit wuchs der Hagebau-Holzhandel nachweislich in den letzten 13 Jahren schneller und dynamischer als der Hagebau-Baustoffhandel und konnte sein Einkaufsvolumen von 100 Mio. EUR im Jahr 1996 auf fast 500 Mio. EUR in 2009 vervielfachen.
PM: Wo sehen Sie die Nachteile der geplanten Struktur?
Gräf: Im Zuge der Neuorganisation werden alle bisher eigenständigen drei Sparten des Holzhandels dem Baustoffhandel de facto untergeordnet. Hier liegt die Hauptkritik: Die bisherige Eigendynamik des Hagebau-Holzhandels geht verloren, da dieser nicht mehr gleichberechtigt dem Baustoffhandel gegenübersteht. Die strategische Entwicklung des Holzhandels innerhalb der Hagebau wird nicht weiter vorangetrieben. Durch die zukünftige Trennung zwischen strategischem und operativem Einkauf wird es zu Reibungsverlusten in den Verhandlungen mit der Industrie kommen. Dadurch droht dem Holzhandel innerhalb der Hagebau die Zweitklassigkeit. Die Akquise neuer Holzhändler findet nicht mehr statt, der Gebietsschutz in den Vertriebspaketen droht zu entfallen. Hagebau-Geschäftsführung und -Aufsichtsrat interessieren sich heute nur noch zweitrangig für den Holzhandel, alle zentralen Themen befassen sich überwiegend mit Baumarkt, Baustoff- und Onlinehandel.
PM: Warum glauben Sie, dass die neue Organisation zu Abwanderungen in andere Verbundgruppen des Holzhandels führen kann?
Gräf: Durch die Neuorganisation verliert der Holzhandel einen Teil der bisherigen Ansprechpartner. Die "zentrale Holzhandels-Figur" in der Hagebau in Person des Bereichleiters geht komplett verloren. Die dadurch entstehende Anonymität führt dazu, dass bisherige Holzhandels-Gesellschafter sich nicht mehr mit der Hagebau identifizieren.
PM: Was erwarten Sie von der für den 25. August geplanten Holzhändler-Versammlung?
Gräf: Relativ wenig. Die Neuorganisation ist bereits umgesetzt, ohne dass die Holzhändler an dieser Entscheidung beteiligt wurden. Ich gehe davon aus, dass innerhalb der nächsten Monate große Holzhandels-Gesellschafter der Hagebau die Nachteile der Reorganisation zu spüren bekommen und den Druck auf die Geschäftsleitung und den Aufsichtsrat erhöhen werden. Falls die Hagebau sich nicht wieder klar und eindeutig zum Holzhandel positioniert, droht für die Zukunft die Abwanderung grosser Gesellschafter.
aus
Parkett Magazin 04/10
(Handel)