Warenkunde: Sortierregeln für amerikanisches Laubschnittholz

Fragen und Antworten zum amerikanischen Laubholz


Die Sortierregeln für amerikanisches Laubschnittholz wurden vor 100 Jahren von der National Hardwood Lumber Association (NHLA), heute mit Hauptsitz in Memphis, Tennessee/USA, eingeführt. Dabei handelt es sich nicht um eine offizielle Normierung, sondern um eine freiwillige Selbstbeschränkung. Die Sortierregeln sollen vor allem Missverständnisse bei der qualitativen Einstufung von Schnittholz zwischen den Sägewerken und dem Holzhandel vermeiden.

Fragen zu diesen Regeln kommen von Branchenvertretern aus dem internationalen Laubholzhandel. Geantwortet haben Fachleute vom American Hardwood Export Council (AHEC). Sinngemäß sind die Sachverhalte auch auf europäische Laubhölzer übertragbar. Die vorliegende 3. Folge möchte die Kenntnisse der Leser auffrischen, weitere vermitteln und Antworten auf möglicherweise offene Fragen geben.

Frage: Gibt es Kirsche und Ahorn in einer Mosaik-Sortierung?

AHEC: Von einer Mosaik-Sortierung haben wir keine Kenntnis. Wir vermuten, dass es ich um einen Holzfußboden handelt, der nach einem bestimmten Muster in einer Holzart oder beiden Holzarten verlegt wird. In den NHLA Sortierregeln für Laubholz gibt es keine Sortierklasse mit einem entsprechenden Namen. Es könnte sich auch um eine lokale Bezeichnung für die Merkmale von "Musikhölzern" in den beiden Holzarten, wie geradfaserig oder geriegelt, handeln. (Anmerkung der Redaktion: Die Antwort zeigt, zu welchen kuriosen Missverständnissen es kommen kann, wenn Handelspartner sich nicht auf eine einheitliche Terminologie einigen können.)

Frage: Was bedeutet die Qualitätsklasse Prime?

AHEC: Die Sortierung Prime wurde vor einiger Zeit von Exporteuren als ein Ersatz für die FAS Sortierklasse "erfunden". Ursprünglich konnten viele Lieferanten die Standard Sortierklasse FAS nicht exportieren, weil sie zu viel Baum- oder Waldkante am Brett erlaubte. Die Sortierregel erlaubt bis zur halben Länge eines FAS-Brettes Baumkante. Voraussetzung dabei ist, dass mindestens 83 % des Brettes die FAS Voraussetzungen erfüllen. Für Exportlieferungen war dies ein Problem, weil bei einigen Holzarten kein Schnittholz mit Baumrinde ausgeführt werden darf. Daher mussten die Exporteure die Baumkante durch Nachbesäumen entfernen. Dies wiederum hatte zur Folge, dass einige Bretter nicht mehr die Mindestbreite für die FAS Sortierklasse aufwiesen. So machten die Exporteure aus der Not eine Tugend und gaben der praktisch scharfkantigen Sortierung, die aber auch schmälere Bretter, als die bei der FAS Sortierung geforderte Mindestbreite von 6" (152,4 mm) enthielt, den Namen Prime-Sortierung. Heutzutage, nach Ausweitung des Exports von Laubschnittholz aus den USA, beschreiten viele Lieferanten neue Wege, um ihr Schnittholz anders zu manipulieren als ihre Mitbewerber. Prime kann von Lieferant zu Lieferant verschiedene Bedeutungen haben und daher empfehlen wir, vor einem Auftrag mit dem Lieferanten die jeweiligen Schnittholz-Spezifikationen abzuklären. Bei einigen Holzarten kann das eine Farb- und bei anderen eine Breiten- und Längenabweichung sein. Daher ist ein offener Meinungsaustausch die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung zum Schnittholzlieferanten.

Frage: Welche Laubhölzer aus den USA eignen sich für Fußböden?

AHEC: Die gebräuchlichsten amerikanischen Laubhölzer für Fußböden sind Rot- und Weiß-Eiche, Esche, Hickory und Pecan, Ahorn, Walnuss und Kirsche. Die entsprechenden technischen Daten können im Internet unter www.jankahardnessscale.com abgerufen werden.

Frage: Wie sind die NHLA Sortierregeln für Oberflächenrisse anzuwenden?

AHEC: In den NHLA Sortierregeln sind Trockenrisse als Längstrennung der Holzfasern definiert, die nicht durch den ganzen Querschnitt geht. Die Risse entstehen durch Spannungen bei der Holztrocknung. Hier gilt: Falls der Holzsortierer die Risse als gewöhnliche Trockenrisse (ordinary checks) ansieht, müssen sie beim Hobeln auf die Standarddicke verschwinden. Beispiel: Bei einem 1" Brett (25,4 mm) müssen die Oberflächen-Trockenrisse nach dem Hobeln auf 13/16" (20,6 mm) verschwunden sein. In der Sortierpraxis wird das mit dem geschärften Endstück des Vermessungsstabes (Ruler) durch Anreißen oder einen Reißhaken kontrolliert. Bei den Schnittholz-Sortierungen für gesundes Holz (sound cutting grades) wie Nummer 2B Common sind Oberflächen-Trockenrisse unbegrenzt erlaubt - vorausgesetzt, die Festigkeit des Abschnitts wird nicht beeinträchtigt.
aus Parkett Magazin 04/10 (Holz)