Stofftrends Herbst/Winter 2003/2004

Was kommt - was bleibt?


Die Zeit der Zurückhaltung scheint vorbei; zum Herbst/ Winter 2003/ 2004 ist bei der textilen Einrichtung wieder mehr Farbe, mehr Design, mehr Glanz angesagt. Das omnipräsente Stichwort Wellness wird bei Stoffen mit Pflegeleichtigkeit, Bequemlichkeit und Komfort aufgegriffen, neu sind spezielle Ausrüstungen, mit denen die Raumluft verbessert, Schadstoffe und unangenehme Gerüchte abgebaut werden.

Farben
Rot ist eindeutig die bestimmende Modefarbe des kommenden Winters. Dabei scheinen die warmen Schattierungen von Orange über Hummer und Tomate bis zum Rostton noch größere Bedeutung zu erlangen als die kühlen Töne von Pink über Azalee bis zu Brombeer. Keine Angst zeigt die Branche vor kühnen Kombinationen wie Orange/Pink, Pink/Terracotta oder Pink-Mauve

Eine weitere wichtige Farbgruppe sind weiche Schokaladen- und Kaffeetöne von Nougat bis Capuccino, die bis zu Creme aufgehellt sein können.

Als Akzentfarben werden Türkis und Pistaziengrün eingesetzt. Vor allem Pistazie werden Chancen als künftige Trendfarbe eingeräumt.

Wer es weniger farbig mag, greift auf gebroches Weiß, Greige, Elfenbein und Champagner zurück.

Dessins
Der Druck kommt wieder - mit kurviger Formensprache, Op Art-Prints aus den 60er Jahren, asiatisch angehauchten Floralien und vor allem mit Streifen. Die gibt es auch buntgewebt oder ausgebrannt, sportiv oder elegant, jung oder klassisch, längs oder quer, geordnet oder frei, transparent und dicht, dezent oder markant.

Daneben finden sich viele orientalische - vor allem indische - und asiatische Einflüsse.

Materialien
Glänzende, edel erscheinende Stoffe spielen die Hauptrolle; Tafte sieht man immer noch, aber weniger als in den Vorjahren. Stattdessen kommen fließendere, geschmeidigere Qualitäten - Seide und seidenartige Artikel, oft mit unregelmäßiger flammiger Struktur im Shantung-Charakter. Auf dem Zenit befindet sich Organza, der im konsumigeren Bereich durch Semi-Organza ersetzt wird, der unkomplizierter in der Pflege und niedriger im Preis ist. Wichtig: Lüster und sanfter Schimmer, der auch metallisch sein kann und durch Gold-, Silber- und Lurexakzente oder Effektgarne erzielt wird. Aus der DOB kommen Plissee- und Crashvarianten.

Neues Thema, vor allem für den Bezugsstoffbereich: Gobelins und Brokat.

Ralph Anstoetz, Jab Anstoetz:
"Für den kommenden Herbst/Winter erwarten wir weiterhin eine konstant hohe Nachfrage für Tafte jeglicher Fasson - ob uni, als Faux-uni, bedruckt oder bestickt. Das zeigen auch die erneut starken Platzierungen unserer neuen Tafte der Herbstkollektion. Wir glauben auch, dass der Trend zu frischen, freundlichen Farben anhalten wird und zwar sowohl bei Dekos als auch auch bei Bezugsstoffen. Vielleicht spiegelt das ein wenig die Sehnsucht der Verbraucher nach mehr Lebensfreude und Spaß wider. Dabei dürfen sich auch edle Stoffe zur Farbe bekennen, wie etwa unsere neue Kollektion an eleganten Streifen in unterschiedlichsten Qualitäten, die sich durch ihre abwechslungsreiche, charmante Farbpalette auszeichnet. Besonders freut mich, dass unser Gefühl, dass Druckstoffe langsam wieder in der Gunst der Verbraucher steigen, sich jetzt auch in den positiven Verkaufszahlen unserer neuen Druckstoffkollektionen niederschlägt."

Hans-Günter Kirches, Belair:
"Die Mode setzt eindeutig Trends. Die gleichen Einflüsse, die Kleidung und Freizeit prägen, sind auch beim Wohnen bestimmend. Wobei es kein Modediktat gibt, sondern eine Vielzahl paralleler Trends, die allerdings eins gemeinsam haben: Klare Linien und glatte Stoffbahnen statt Rüschen, Falten und Volants. Wichtiger sind lebhafte Farben und interessante Farbkombinationen.

Nach wie vor ein Thema ist der Retro-Look. Neu aufgelegt wurden die 60er, unter anderem in "Black & White". Orientalische nd asiatische Einflüsse, die auch in der Bekleidung spürbar sind, gehören ebenfalls zu den Trendthemen - vor allem Indien wird gern zitiert, bei den Farben genauso wie bei den Dessins. Wichtig ist auch der Kolonialstil, den wir bei der Mode als Safari-Look erkennen."

Justus Schmitz, Schmitz-Werke/ Drapilux:
"Die neuen Stoffe leben von Gegensätzen, von Stil-Kontrasten bei monochromen, klaren Farben. So sehen wir Gelb in klassisch-italienischem Ambiente mit modernen, auch experimentellen Stoffen. Oder Rot bei afrikanischen oder polynesischen Volkskunst-Einflussen einerseits und andererseits in minimalistischen, traditionell-japanisch angehauchten Einrichtungen. Bei Grün könnne wir uns wertige, opulente, ornamental gemusterte Stoffe genauso gut vorstellen wie kühle, ultra-moderne Auffassungen. Und bei Blau wird die angestammte frische Wirkung gebrochen durch Versatzstücke aus verschiedenen Zeitepochen. Als Neuheit mit den besten Verkaufschancen sehe ich klassische Streifen in weichen, aber durchaus intensiven Farben."

Georg Hünnemeyer, Indes/Fuggerhaus:
"Der Trend geht wieder zu mehr Farben, Design und Aussagekraft. Bei uns kommen entsprechend Druckstoffe im Retro-Stil, raumhohe Inbetweens und fast exotische Motive in dynamischen Farben. Wichtig sind natürlich auch Karos und Streifen auf Mischgewebe oder Transparenten. Überhaupt bleibt Transparenz unverzichtbar. Baumwolle wird als Druckgrund angeboten, Taft verliert an Bedeutung, dafür wird viel mehr Trevira CS gebracht.Bei den Farben sehen wir Orange-Terracotta-Rot, Gelb und Mint vorne, aber auch subtile Pastells und die ganze Palette der Weißschattierungen. Dunkelblau ist passé."

Johannes Delius, Delius:
"Im Objektgeschäft macht sich klar ein Trend zu Unistrukturen bemerkbar, die Ton-in-Ton in gehalten sind. Das geht hin bis zu dezenten Streifen und Strieés. Wichtig ist eine wertige Aussage der Stoffe."

Lutz Neubert, Saum & Viebahn:
"Alles, was sich mit dem Begriff Wohlfühlen in Verbindung bringen läßt, rückt beim Verbraucher stärker in den Fokus des Interesses" Traditionelle Werte bekommen wieder mehr Gewicht. Auf die Stoffe übertragen bedeutet das, dass Altbekanntes neu interpretiert wird, auf den heutigen Zeitgeschmack zugeschnitten. Dies gilt nicht nur für die Dessins, sondern noch stärker für die Materialien. Wichtig hierbei ist die Wertigkeit, die dabei zum Ausdruck kommen soll."

Hendrik Unland, Unland:
"Rot in unterschiedlichen Farbtiefen ist "die" Trendfarbe in diesem Herbst und Winter - darüber sind sich die Designer und Coloristen einig. Rot soll dem Handel neue Impulse im zweiten Halbjahr bringen. Relativ dominant ist daneben Grün. Besonders trendig ist Pistaziengrün. Diese neue Farbigkeit wird dem Druckstoff gut tun. Transparente Materialien bleiben weiter aktuell. Wobei durch den Einsatz raffinierter Effektgarne wertigere, reichere Optik erzielt wird."

Ernst-Joachim Beck, Ernst Beck:
"Die neuen Einrichtungsstoffe sind klar von der Mode inspiriert. Das sieht man schon allein an den Farben: Rot, Orange, Gold, Oliv und gebrochene Weißtöne. Ausbrenner bleiben weiterhin im Trend - werden aber farbiger und zeigen vielfach auch Glanz-Effekte. Strukturen gewinnen noch weiter an Bedeutung. Bei den Dessins sehen wir Streifen und Kreise ganz oben."

Donata Apelt-Ihling, Apelt:
Herbst und Winter werden glänzend und elegant. Bei den Stoffen wird das durch edle Seidenoptiken, wertvolle Jacquards und hochtransparente Organzas übersetzt. Die Farben müssen warm und voll sein - also Rot, Orange, Terracotta, bis hin zu Capuccino und Kaffeebraun. Wenn weniger Farbe erwünscht ist, kommen Weiß, Creme und Greige ins Spiel."

Gabriele Eckardt, Eckardt- Gardinen:
"Wir glauben an ganzheitliche Wohnkonzepte mit abgestimmten Gardinen, Dekos und Teppichen bis hin zum Kissen und Wohnaccessoires. Diese Richtung wird bestimmt durch weichfallende, transparente Artikel, bei denen oft Effektgarne Akzente setzen.Farblich dominieren Rot, Rost, Gold und ruhige Blautöne. "

Andreas und Klaus Wulf, Ado
"Die neuen Herbst/ Winter-Kollektionen nehmen den Zeitgeist auf; das bedeutet Trend zu Individualität, Natürlichkeit und Authenzität, immer noch den heiteren Landhausstil, aber allmählich eine Hinwendung zu dekorativer Opulenz, die durch unterschiedliche Materialien und brillante Farben unterstrichen wird."
aus BTH Heimtex 09/03 (Deko, Gardinen, Sonnenschutz)