C. F. Braun in Stuttgart
Erfolgreiche Verjüngungskur für ein Traditionshaus
Seitdem das Stuttgarter Fachhandelshaus C.F. Braun zur branchenfremden Felix Wolf-Gruppe gehört, weht ein frischer Wind durch das traditionelle Haustextilien-Fachgeschäft mit seiner großen Badtextilien-Abteilung. Der neue Eigentümer wagte es, alte Zöpfe abzuschneiden: Er betraute eine junge Frau mit der Geschäftsführung, die das Traditionshaus konsequent umkrempelte: Sie forcierte die Teamarbeit, überarbeitete das Sortiment, um neue, jüngere Kunden anzusprechen und gestaltete die Präsentation in Richtung Lifestyle um. Das Konzept kommt an, wie die Resonanz beweist.
Viele klassische Haus- und Heimtextiliengeschäfte vergessen über die Pflege ihrer oft jahrzehntelangen Tradition die Weiterentwicklung und Orientierung an den sich ständig verändernden Marktverhältnissen. Ein gutes Beispiel für eine gelungene Anpassung an neue Verbraucher-Bedürfnisse und -Gewohnheiten ist das Stuttgarter Fachhandelshaus C.F. Braun, ehemals Betten-Braun - ein klassisches Haustextilien-Fachhandelshaus, 1846 gegründet, das 2001 von einem branchenfremden Investor übernommen wurde, der Handelsgesellschaft Felix Wolf. Die Gruppe vereint völlig verschiedene Aktivitäten von Immobilien bis Werbung und wagte es, bei ihrem Zukauf neue Wege zu gehen - ohne gleich alles bei der Stuttgarter Institution, die zentral bei der Markthalle gelegen ist, auf den Kopf zu stellen.
Mit der Geschäftsführung wurde ein junge Frau betraut: Jennifer Maxa, die zudem auch noch keine ausgemachte Textilitin war. Was sie nicht anfocht. Sie kniete sich tief in Unternehmen und Branche hinein, setzt dabei konsequent auf Teamarbeit. Sie holte sich einige neue weibliche Mitarbeiterinnen, ohne auf erfahren Abteilungsleiterinnen zu verzichten. Im täglichen Mitarbeiter-Report wird sich gegenseitig informiert und Erfahrungen ausgetauscht. Auch eingekauft wird im Team; auf den Messen, mit viel Vorinformation. Ein veränderter, verjüngter Führungsstil im Fachhandel also, der so gut klappt, weil sich im Team Facherfahrung und unbefangene, frische Lust zum Verkaufsgespräch mischen.
Auch vertreten sich die Mitarbeiter in den einzelnen Abteilungen - von den insgesamt 50 verteilen sich zehn auf "Bett und Bad" - immer übergreifend wechselweise - das heisst sie sind immer informiert, was im Hause sich tut.
Dann ging Jennifer Maxa an Sortiment und Auftritt heran. Nur einen Steinwurf von Braun entfert residiert ein Textilhaus, das sich mit klugem Marketing zum expandierenden Erlebnis-Kaufhaus entwickelt hat. Das war ihr Ansporn, für die Kunden aus Nah und Fern eine Lücke zu finden und dabei dennoch von dem Traditionsnamen zu profitieren.
Zunächst wurde das Sortiment überarbeitet; überschaubarer und moderner gestaltet. Dazu trennte man sich von etlichen angestammten Lieferanten. Ziel war, die Stammkunden, oft älterer Generation, zu halten und darüber hinaus jüngere Verbraucher auf eine neue Weise anzusprechen. Ein ständiger Balanceakt für die gesamte Mannschaft, unterstützt durch die gruppeneigene Werbeagentur, mit der auch bereits in der Jahresplanung bestimmte Aktionen festgelegt werden.
Baulich war bereits Mitte der 90er Jahre einiges passiert. Damals wurde das Haus gelichtet, die dunkle Wand herausgebrochen und mit vom Untergeschoß bis zum 2. Obergeschoss durchgehenden Glasfenstern ersetzt. Jetzt ist ist die ganze Front einsehbar, ein riesiges Schaufenster, das nicht nur Ausstellungs-, sondern auch eine große Werbefläche bietet. Zum Beispiel für Aktionen, über die sich Passanten auf der Straße und gegenüber informieren können.
Ins Haus selber wurde unter der neuen Geschäftsführung mit griffigen Themenbenennungen mehr Klarheit ins Haus gebracht. Man fühlt sich wohl darin: Es ist großzügig, dennoch gut überschaubar, lichtdurchflutet und nie langweilig. Immer wieder entdeckt das Auge etwas Neues. Die Treppen sind offen, die Übergänge in die einzelnen Warenbereich von Dekorationsthemen begleitet. Das Café auf der Empore zwischen Erd- und 1. Obergeschoss bietet einen richtigen Logenplatz mit Blick auf Entrée, Straße und Breuninger.
Geschickt wurden Lifestyle-Impressionen integriert - hier etwas Porzellan von Maercklin, dort einzelne Antiquitäten, raffiniert dekoriert und gezielt im ganzen Haus verteilt.
Der Bereich Tisch & Küche im 1.Obergeschoss wurde deutlich vom übrigen Wäschebereich getrennt und ebenso modern wie einladend gestaltet. Kein Gedanke an verstaubte Textiltradition kommt hier auf. Die große,helle Etagenfläche mit gedeckten Tischen wirkt wie ein riesiges Wohnzimmer. Beim Blick auf die Marken weiß man: Hier wird auf Qualität geachtet und Qualität verkauft
Ähnlich modisch geht es im 2.Obergeschoß zu im Bereich Wäsche für Sie und Ihn.
Die Kernkompetenz von Betten-Braun liegt allerdings in Erd- und Untergeschoss wo sich die Schlafwelt ausbreitet mit Betten und Bettwaren aller Art und mit orthopädischen Hilfsmitteln. Hier wird etwas weitergeführt, was in der Geschichte von C.F.Braun ungemein wichtig ist - nämlich der exzellente Kundenservice. Geboten werden spezielle Bettenreinigung und die Fertigung und Füllung von Bettwaren. Das eigene Nähatelier im Haus wurde beibehalten und führt individuelle Maßanfertigungen von Bettwäsche aus. Stickereien und Einzelbestellungen in jeder Abteilung sind besondere Empfehlungen im Traditionshaus.
Gut durchdacht ist das Erdgeschoss, in dem sich das Thema Bett & Bad ausbreitet. Amüsantes und Geschenkartikel auf der einen, interessante Aktionsware auf der anderen Seite ziehen Kunden in den breiten Eingangsbereich.
Ein paar Treppen tiefer regieren Bad, Wellness und Komfort. Hier hat sich in der Darstellung wohl am meisten verändert. So gibt es beispielsweise weniger Frottiermarken, aber die kommen besser zur Geltung, weil Präsentationsidenn von Markenherstellern aufgegriffen und bis ins Detail trendgerecht umgesetzt werden. Jennifer Maxa will den jungen Kunden, die sie ja gewinnen will, jegliche Schwellenangst nehmen, daher die klare Präsentation, die zur Selbstwahl verführt, aber auch mit leichter, sachkundiger Beratung zu Wunschanfertigungen verleiten soll, zum Beispiel bei Badteppichen. Gerade hier liegen die schweren Baumwollqualitäten von Batex groß im Rennen. Verführungsfaktor sind immer die Farben, die bei Frottierwaren aktuell vor allem die Markenqualitäten von Cawö und Dreamflor von Batex zum Kombinieren untereinander bieten, ergänzt mit Aktions- Präsentationen und wichtigen Sauna-, Körperpflege- und Duftprodukten als kleinen, originellen Mitbringseln.
aus
BTH Heimtex 06/03
(Handel)