Russland: Einlenken bei Rundholzzöllen
Seit Jahren bemüht sich Russland, in die Welthandelsorganisation (WTO) aufgenommen zu werden. Mit Zugeständnissen bezüglich der Subventionierung der Landwirtschaft startete Präsident Dmitri Medwedew im August 2010 eine erneute Offensive zum WTO-Beitritt. Ein Hindernis auf diesem Weg aber sind Sperrzölle, die Russland auf den Export von Rundholz erheben wollte. Von 15 auf 50 EUR sollte die Exportgebühr für einen Kubikmeter Rundholz im Jahr 2011 steigen. Das ärgerte vor allem Finnland und die dort ansässige Papier- und Plattenindustrie. Der finnische Premier Matti Vanhanen hatte Ende Oktober 2010 deutlich gemacht, dass er von Russland erwarte, auf Rundholz-Zölle zu verzichten. In der Erwiderung sagte sein Gegenüber Wladimir Putin, dass über Zeit und Umfang der Heraufsetzung viel zu reden wäre.
Nun könnte es doch anders kommen. November-Verhandlungen zwischen Russland und der EU führten zu einem Einlenken des Kremls. Im Zuge eines WTO-Beitritt Russlands könnten die Holzzölle gegenüber dem derzeitigen Stand sogar sinken. Nach Angaben des finnischen Papier- und Holzindustrieverbands (FFIF) würden demnach Laubholzzölle (derzeit 5 EUR/m
3) um ein Viertel und Nadelhölzer und Birke über 150 mm Durchmesser (derzeit 15 EUR/m
3) auf die Hälfte reduziert. Andere Quellen sprechen bei Birkenindustrieholz gar von geplanten Abgaben von nur 2 EUR/m
3.
Kein Wunder, dass sich Finnlands Regierungschef Vanhanen nun für einen raschen Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation ausspricht. Er hat aber noch mehr Gründe. Finnland betont beiderseitige Interessen und wünscht in der Forstwirtschaft eine enge Kooperation mit seinem russischen Nachbarn. Gemeinsam nämlich stehen beide Länder im Wettbewerb mit südlichen Regionen, wo Holz billiger produziert werden kann als in nördlichen Gefilden.
Mit gemischten Gefühlen blicken deutsche Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen auf die Entwicklung in Russland. Im Jahr 2006 exportierte Russland über 50 Mio. m
3 Rundholz. Eine Erhöhung der Exportzölle hätte bedeutet, dass die Verarbeitung eines Großteils dieser Menge in russischen Sägewerken hätte erfolgen müssen. Dafür ist deren Maschinenkapazität nicht ausgelegt. Sie hätten aufrüsten müssen. Für deutsche Lieferanten von Holzbearbeitungsmaschinen wären hohe Exportzölle auf Holz also möglicherweise ein Wachstumsschub auf dem russischen Markt gewesen. Ob sich dieses Potenzial nach der Wirtschaftskrise auch ohne Anhebung der Rundholz-Zölle auftut, will heute noch niemand sicher einschätzen.
aus
Parkett Magazin 01/11
(Holz)