Das Deko- und Gardinenjahr 2004


Das Deko- und Gardinenjahr 2004 war für die Branche ähnlich schwierig wie die Jahre zuvor. Nach einem vielversprechenden Start auf der Heimtextil währte der Optimismus nur wenige Wochen, bevor Industrie und Handel wieder von der Realität eingeholt wurden. Und in diesem Jahr brachte auch nicht wie sonst der Export den erhofften Ausgleich für das unverändert flaue Inlandsgeschäft.

Parallel setzen sich die Konzentrationsbewegungen fort - auch in den Vorstufen. So wurde Trevira, der bedeutendste Hersteller von Polyesterfasern und -garnen, von der indischen Reliance-Gruppe übernommen, der größten Industrieformation auf dem aufstrebenden Subkontinent. Auch Textilriese Daun vergrößerte erneut sein Imperium - mit dem sächsischen Möbelstoffproduzenten Spandauer Velours, womit Daun zu einem der größten Arbeitgeber im Freistaat Sachsen avancierte. Nach monatelangen Zittern um Pippig & Reichel zeichnet sich eine Lösung für den Jacquard-Weber ab: Mitbewerber Müller-Zell hat nach noch unbestätigten Informationen nach monatelangen Verhandlungen den Zuschlag erhalten. Der umtriebige geschäftsführende Müller-Zell-Gesellschafter Andreas Heydasch hatte erst vor wenigen Jahren ein Management-Buyout gewagt und das Unternehmen seitdem stetig vorangeführt. Überhaupt scheint die textile Welt im Oberfränkischen, wo nicht nur Müller-Zell, sondern viele andere Weber residieren, noch relativ in Ordnung zu sein: Auch Kollegenbetriebe wie Hohmann, Munzert, Stoeckel & Grimmler und Horn investieren in neue Maschinen und Kollektionen und vermarkten ihre Produkte bis nach Japan oder China.

Mit konkreten Beurteilungen des Geschäftsjahres 2004 halten sich die einschlägigen Deko-und Gardinenanbieter bedauerlicherweise zurück. Nur wenige äußerten sich dazu - wie Branchenprimus Jab Anstoetz, für den das Jahr laut Firmensprecher Philipp Keller "gut gelaufen" ist, was in konkreten Zahlen ein Plus von 2% bedeutet. Die Tochtergesellschaften Club Creation Niemann und Chivasso sollen sogar zweistellige Umsatzzuwächse einfahren. Für die kommenden Monate sieht man in Bielefeld "positive Entwicklungen in der Branche".

Die Schmitz-Werke melden einen Anstieg von fast 3%. Zwar stagnierte die Nachfrage im Inland, dafür konnte im Export bei Dekos und bei Freilufttextilien ein "schöner Zuwachs" von mehr als 4% realisiert werden. Junkers & Müllers ist nach Aussagen von Verkaufsleiter Hans-Jürgen Scholte mit der Geschäftsentwicklung 2004 zufrieden. Insbesondere der Export sei gut gelaufen und habe das schwächelnde Inlandsgeschäft weitgehend kompensieren können. Für das kommende Jahr erwartet das Unternehmen positive Impulse aus einer anziehenden Nachfrage nach Druckstoffe.

Auch Landhausspezialist Lochner spricht von einem insgesamt zufriedenstellenden Jahresverlauf 2004. Peter Lochner rechnet mit einer Umsatzsteigerung von 4%.Wegen der wirtschaftlich schwierigen Situation im Inland habe man sich auf das Ausland konzentriert und die Aktivitäten im europäischen Ausland sowie in Übersee weiter ausgebaut, so dass man den Exportanteil auf etwa 35 % anheben konnte.

Garotex ist 2004 enttäuscht über das mühselige Inlandsgeschäft mit Gardinen und Dekos, deutlich besser schnitten der Tischwäsche-Bereich und der Export ab. Unter dem Strich liegt das Unternehmen auf Vorjahresniveau.

Elvo Cordima hat sich nach Restrukturierung und Sanierung wieder gefangen und wird das Jahr 2004 laut Klaus Vollenbröker mit zweistelligen Pluszahlen abschließen.

Bei Ricamo schließlich bewegt sich der Inlandsumsatz 2004 auf dem gleichen Level wie im Vorjahr, im Export konnte ein stolzes Plus von 10% erzielt werden.

Birgit Genz
aus BTH Heimtex 01/05 (Deko, Gardinen, Sonnenschutz)