Möbeleinzelhandel im Aufwind
Aufbruchstimmung im deutschen Möbeleinzelhandel: Nach einer vier Jahre währenden Talfahrt konnte die Branche 2004 endlich wieder ein leichtes Umsatzplus verzeichnen. Dank gestiegener Handelsspanne schrieb man bereits 2003 wieder schwarze Zahlen. Für das laufende Jahr ist mit einer Umsatzstabilisierung zu rechnen.
Von den großen Branchenmessen Imm Cologne (Köln) und Ambiente (Frankfurt) gingen deutlich positive Signale aus; auf beiden Veranstaltungen sahen die Teilnehmer optimistisch in die Zukunft. Dabei setzt der Möbelhandel in erster Linie auf den angestauten Nachholbedarf der Konsumenten. Zwar gingen die Einkommenserwartungen laut GfK-Konsumklimastudie vom Februar 2005 um 6,7 Punkte zurück, trotzdem wollen die Verbraucher nicht mehr länger Verzicht üben: Die Anschaffungsneigung steht derzeit auf dem höchsten Wert seit Einführung des Euro Anfang 2002.
Gestützt wird die wachsende Nachfrage im Möbeleinzelhandel durch die positive Entwicklung im Wohnungsbau. Wegen der geplanten Streichung der Eigenheimzulage mehrten sich die Anträge und damit die Wohnungsfertigstellungen im Jahre 2004 (-3,7%).
Am meisten profitieren die großen Häuser
Natürlich wird der wachsende Umsatzkuchen nicht gleichmäßig verteilt; die größeren Möbelhäuser dürfen sich nach wie vor überverhältnismäßig mächtige Stücke abschneiden: 2004 vereinten Unternehmen mit über 10 Mio. EUR Erlös rund 60% des Branchenumsatzes auf sich. Tendenz: steigend, und zwar beachtlich. Zusätzlich konnten Händler mit einem Jahresumsatz von 1 Mio. EUR oder mehr zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis bzw. sogar Gewinne von bis zu 3,3% des Bruttoumsatzes vorweisen. Rote Zahlen schrieben allein die kleineren Häuser mit Umsätzen zwischen 500.000 und 1 Mio. EUR.
Mittlerweile bilden die Möbelriesen ab 25.000 qm Verkaufsfläche ein engmaschiges Netz in Deutschland, und immer noch ist man auf der Suche nach weiteren Standorten.
Innerhalb der letzten zehn Jahre legten die 30 größten deutschen Möbelhäuser rund 39% an Fläche zu - zusätzlicher Verkaufsraum wird insbesondere mit neuen Rand- und Ergänzungssortimenten bestückt. Aufgrund der zahlreichen Fusionen und Übernahmen im Möbelhandel konzentriert sich allerdings die Anbieterzahl.
Die günstige Ertragsentwicklung im Möbeleinzelhandel ist nicht zuletzt auf Kosteneinsparungen an verschiedenen Stellen zurückzuführen. Beim Personal setzten viele Unternehmer auf Teilzeit-Arbeitsmodelle; weitere Entlastungen ergaben sich durch die günstigen Ladenmieten: Zumindest in Nebenlagen bleibt für kleinere Geschäfte das Mietpreisniveau niedrig. So ergab sich 2003 eine Handelsspanne von 35,8% des Umsatzes; abzüglich der Handlungskosten von 34,3% beläuft sich das Ergebnis vor Steuern auf 1,5% (2002 waren es bloß 0,4%). Falls diese Entwicklung anhält, dürfte die Ertragslage für die Jahre 2004 und 2005 knapp ausreichend werden.
Konzepte, Konzepte
Für die lukrative Geschäftsentwicklung brauchen Groß- wie Kleinunternehmer gut durchdachte, zukunftsweisende Konzepte. Die größeren Möbelhandelsgruppen setzen immer weniger auf Kampfpreise und dafür verstärkt auf die Aufnahme hochwertiger Markenartikel. Und die im Bekleidungseinzelhandel längst verbreiteten Flächensysteme (Shop-in-Shop) setzen sich nun auch bei den Möblern verstärkt durch. Oder - Stichwort Synergieeffekt - es werden Teilflächen an Händler abgegeben, die kompatible Produkte anbieten, zum Beispiel Unterhaltungselektronik. Den mittelständischen Fachhändlern rät das Institut für Wirtschaftsforschung übrigens die Mitgliedschaft in Einkaufskooperationen und Verbundgruppen ans Herz - als Einzelkämpfer sei man in dieser Branche schnell überfordert.
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BTH Heimtex 06/05
(Handel)