Langsames Wachstum auf britischen Böden


Das Marktforschungsunternehmen AMA Research hat den britischen Bodenbelagsmarkt unter die Lupe genommen: Der Gesamtwert betrug im Jahr 2004 2,1 Mrd. GBP (ca. 3,04 Mrd. EUR); bis 2008 rechnet AMA mit einem stetigen, wenn auch geringen Wachstum auf 2,2 Mrd. GBP (3,19 Mrd. EUR). "Der Markt ist vergleichsweise ausgereift und wird sich weder kurz- noch mittelfristig bedeutend verändern", heißt es bei den Marktforschern. Als Hauptfaktoren, die sich auf das Wachstum auswirken, nennt AMA die allgemeine Wirtschaftsentwicklung, den Wohnungsmarkt, die derzeitige Zuversicht der Konsumenten sowie Kaufbereitschaft und Interesse an der Verschönerung der eigenen vier Wände.

Historisch gesehen, stehe der Bodenbelagsmarkt unter dem Einfluss immer wiederkehrender Muster. So habe sich der Markt in den letzten drei bis vier Jahren recht positiv entwickelt; günstig wirkten sich dabei die niedrige Inflationsrate, die niedrigen Zinsen sowie die geringe Arbeitslosenquote aus. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Ende 2004 / Anfang 2005 die Ausgaben im Einzelhandel gesunken sind. Weitere negative Einflüsse: die gegenwärtige Produktionssituation (die sich allerdings Anfang 2005 wieder etwas erholt hat), die wachsenden Verbraucherschulden sowie die anhaltend hohen Ölpreise.

Mit einem Marktanteil von 62% (2004) ist Teppichboden nach wie vor die bedeutendste Größe im Bodenbelagssektor; allerdings schrumpft der Markt für dieses Produkt langsam, aber beständig - sowohl mengen- als auch wertbezogen. Bis 2008 soll der Gesamtwert des Teppichbodensektors von derzeit 1,3 Mrd. GPB auf rund 1,2 Mrd. GBP gesunken sein. Einzig im Objektbereich werden den textilen Belägen Wachstumschancen eingeräumt. Über zwei Drittel des Teppichmarktwertes bestreiten die Tuftingböden, die den Webprodukten immer mehr Marktanteile abnehmen, insbesondere auf Kosten der gemusterten Axminsterware. Einzig die abgepassten Webteppiche befinden sich auf dem aufsteigenden Ast - zumal sie sich gut mit den immer populäreren Glattbelägen kombinieren lassen. Rückgänge gab es auch beim Nadelvlies, der insbesondere im Objektbereich Anteile an andere Beläge abtreten musste; außerdem haben einige britische Anbieter ihre Produktion eingestellt.

Der Druck, den Laminat- und Holzböden auf die textilen Beläge ausüben, hält weiter an; ihr Marktanteil ist mittlerweile auf stolze 18% gewachsen. AMA sagt dieser Schiene jährliche Zuwächse von 11 bis 12% voraus, so dass dieser Sektor bis 2008 einen Gesamtwert von 580 Mio. GBP erreichen dürfte. Allerdings geht es hier mittlerweile nicht mehr ganz so steil bergauf wie noch vor drei bis fünf Jahren. Insbesondere Massivparkett hat einen überdurchschnittlich langen Lebenszyklus, zumal dieses Produkt mehrmals abgeschliffen und neu versiegelt werden kann. Selbst Fertigparkett und Laminat haben eine Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren. Um sicherzustellen, dass der Kunde auch nach Ablauf dieser Zeit dem Produkt weiter treu bleibt, müssen laut AMA Research Produktinnovationen her.

Auch Vinyl wächst weiterhin konstant (Marktanteil 2004: 11%), vor allem im Objektbereich, der in erster Linie von staatlichen Investitionen in Gesundheits- und Bildungswesen profitiert. Bis 2008 sagt AMA Research den Belägen einen Gesamtwert von über 260 Mio. GBP voraus. Obwohl Vinyl im spürbaren Wettbewerb zu den Holz- und Laminatbelägen steht, konnte man trotzdem zulegen, insbesondere durch die Wertsteigerung der Beläge aufgrund von Produktinnovationen (z.B. Rutschsicherheit und antistatisches Verhalten) sowie neuen Designs (z.B. Prägungen). Im Objektbereich erfreute sich Vinyl insbesondere in Schulen und Krankenhäusern großer Beliebtheit: Jährlich werden rund 2 Mrd. GBP in das Gesundheitswesen investiert; das Bildungswesen verfügte 2004 über ein Kapitalbudget von 3,8 Mrd. GBP. Auch die von der Labour-Regierung favorisierten PFI-Projekte, die öffentliche Investitionen mit Hilfe privaten Kapitals ermöglichen, haben den Vinyl-Objektbelägen zu höheren Umsätzen verholfen. Einzig am unteren Ende der Vinylqualitäten rechnet AMA Research mit leichten Rückgängen.

Neben den drei großen Belagsklassen Textil, Holz/Laminat und Vinyl machen die "sonstigen Bodenbeläge" auf dem britischen Markt bloß einen Anteil von ca. 3% aus. In diese Kategorie fallen auch Gummi und Kork: Beide Produkte werden hauptsächlich im Objektbereich eingesetzt; Gummi vor allem dort, wo Feuerbeständigkeit und hohe Sicherheitseigenschaften des Materials von Bedeutung sind. Dank verbesserter Designs erfreuen sich die Gummibeläge nun größerer Beliebtheit; ihnen wird demnach ein längerfristiges Wachstum vorausgesagt. Höchstens die instabilen Rohmaterialkosten könnten diese positive Entwicklung noch bremsen. Der Gesamtwert der Korkbeläge betrug 2004 bloß ca. 15 Mio. GBP (21,7 Mio. EUR). Und Linoleum? Diese Belagsart wurde im Objektbereich zum Teil von anderen Produkten verdrängt und erfährt derzeit starken Wettbewerb durch Vinyl. Immerhin sagt AMA für 2004/2005 einen leichten Wertzuwachs voraus.

Die Zahl der Bodenbelags-Einzelhändler ist übrigens in den letzten Jahren gestiegen; diese Entwicklung wird voraussichtlich weiter vorhalten. Insbesondere Laminat und Holzböden werden immer breitflächiger vertrieben; diese Belagstypen sind vor allem in DIY-Märkten und bei den Bodenbelagsriesen auf dem Vormarsch.
aus BTH Heimtex 07/05 (Bodenbeläge)