Alles über Tapeten

Die Decke entdecken

Wenn es um zu tapezierende Flächen ging, sprach man bislang immer nur von vier Wänden. Kreative Fachberater und Fachhändler haben jetzt als fünfte Fläche die Decke neu entdeckt.

Immer häufiger wird der Wunsch nach einheitlicher Raumwirkung wach. Deshalb muss die Gestaltung einer Deckenfläche immer in das gesamte Raumgestaltungskonzept mit einbezogen werden. Heute bieten sich mit neuen Werkstoffen und Strukturen viele reizvolle Lösungen dafür an, mit denen sich unterschiedliche Wirkungen erzielen lassen.

Die Decke bildet in jedem Raum eine zusammenhängende größere oder kleinere Fläche, die je nach Standpunkt in jeder Größe sichtbar ist. Deshalb ist bei einer Auswahl der Deckentapete die Wandgestaltung mit einzubeziehen. Geeignet sind richtungsfreie Effekt-, Uni-, Strukturtapeten, Kleinmuster, Kassetten oder Tapetenzuschnitte in geometrischen Formen. In repräsentativen Räumen vermitteln Metalltapeten der Decke einen stimmungsvollen, festlichen Eindruck.

Man kann die Deckenflächen auch mit Borten oder Zierprofilen akzentuieren.

Durch eine tapezierte Decke können sogar architektonische Schwächen überspielt und die gesamte Atmosphäre grundlegend verändert werden. So lassen sich zum Beispiel Dachschrägen optisch begradigen, wenn Schräge und Decke nahtlos ineinander übergehen, d. h. konkret, Schräge und Decke werden in gleicher Struktur und Dessinierung und einheitlicher bzw. harmonisierender Farbgebung tapeziert. Anderes Beispiel: Mit geschickt ausgewählten Mustern und Farben kann eine Mansarde größer wirken. Generell lassen aufeinander abgestimmte Farben und Stile aus den verschiedenen Elementen eine Einheit entstehen, die den Raum harmonischer und persönlicher wirken lassen.

Deckenflächen, Untergründe und Untergrundvorbehandlung

Die grundsätzlichen Anforderungen an eine Tapezier- und Klebearbeit sollten auch bei Deckentapezierungen erfüllt sein: das heißt, der Untergrund sollte sauber, trocken, tragfähig, gleichmäßig saugfähig und glatt sein.

Jegliche Untergründe, die Farbunterschiede aufweisen, müssen vor der Tapezierung mit durchscheinenden fertigen Tapeten entsprechend vorbehandelt werden - gleich, welcher Art sie sind.

Alttapezierungen:
Tapeten- und auch Raufasertapezierungen restlos entfernen. Mit Dispersionsfarben gestrichene Raufaser perforieren und mit einer Lösung Wasser plus Tapetenablöser kräftig einnässen.

Leimfarbenflächen:
Gründlich mit Wasser abwaschen. Ein Zusatz von Tapetenablöser erleichtert die Arbeit. Nach der Trocknung zur Festigung der Waschwasserrückstände eventuell grundieren.

Wischfeste Dispersionsfarbenanstriche:
Mit Wasser ebenfalls unter Zusatz von Tapetenablöser einweichen, anquellen lassen und mit einem Spachtel abstoßen. Anschließend reinigen und mit einem Tapetengrundiermittel grundieren.

Wasch- und scheuerbeständige Dispersionsfarbenanstriche:
Die Haftung dieser Anstriche zum Untergrund prüfen. Nicht fest haftende Anstriche abstoßen und mit einem Tapetengrundiermittel grundieren.
Je nach Tapetenart können festsitzende Anstriche übertapeziert werden. Bei sehr spannungsreichen oder beschichteten Tapeten Rollenmakulatur oder Renoviervlies vorkleben

Nikotinverseuchte Deckenflächen:
Wässrige nikotinisolierende Beschichtungen auftragen. Unbedingt die Trockenzeiten dieser Isolieranstriche nach Herstellerangaben einhalten.

Neue Innendeckenputze:
Sind für Tapezier- und Klebearbeiten geeignet, wenn sie nach der DIN 18550 fachgerecht aufgebracht wurden. Auf glatten, tragfähigen, sehr stark saugenden Putzflächen ist eine Grundierung mit verdünntem Kleister ausreichend. Bei zu geringer Putzfestigkeit mit einem Tapetengrundiermittel grundieren.

Tapezier- oder Sichtbeton:
Für Tapezier- und Klebearbeiten sind nur Betonflächen geeignet, die keine von Brett- oder Schalplattenstößen herrührenden Betongrate oder Betonabsätze oder keine rauen oder sonstige die Deckentapezierung beim Kleben beeinträchtigende Stellen aufweisen. Die Betonoberflächen müssen frei von Staub und lockeren Teilen, Sinterschichten, Zementbindemittel-Anreicherungen und von Ausblühungen sein. Die Haftung der Tapezierung darf nicht durch Rückstände von Betonzusatzmitteln, Trenn- oder Nachbehandlungsmitteln beeinträchtigt werden.

Glatte, nicht saugende Betonoberflächen müssen mit einer Haftbrückengrundierung vorbehandelt werden. Eine Haftbrücke besteht aus einem gefüllten, streichfähig eingestellten Dispersionsklebstoff (z. B. Ovalit P).

Gipskartonplatten:
Die verlegten Flächen müssen ebenflächig und glatt sein. Die Plattenfugen, Nagel- und Schraubenköpfe sowie Eindruckstellen müssen plan verspachtelt werden. Neue Gipskartonplatten müssen mit einem reversiblen Grundiermittel vorbehandelt werden.

Vorsicht ist bei Gelbverfärbungen des Kartons geboten. Sie entstehen dann, wenn die unbeschichteten Gipskartonplatten zu lange ungeschützt dem Licht ausgesetzt werden.In solchen Fällen reicht eine lösemittelhaltige Grundierung, die gerade beim Einsatz hochwertiger Tapeten von großer Wichtigkeit ist.

Gipsfaserplatten:
Hier sind die gleichen Anforderungen zu erfüllen wie bei der Gipskartonplatte. Eine Grundierung der Gipsfaserplatte ist nicht notwendig, weil die Platte bereits werkseits grundiert wurde. Werden die Spachtelstellen nachfolgend geschliffen, kann man zur Bindung des Schleifstaubs diesen Bereich mit einem stark verdünnten Spezialkleister dünn vorstreichen.

Rollenbedarf und Tapeziermöglichkeiten

Der Rollenbedarf richtet sich einmal nach der Größe, der Rollenbreite und Länge. Die Rollenmaße sind je nach Produkt unterschiedlich. Raufaser wird zum Beispiel in den Standardrollen-Maßen Normalrolle 33,5 x 0,53 m oder Großrollen-Standardmaß 125 x 0,75 m angeboten.

Überstreichbare Strukturvliestapeten sind in 10,05 x 0,53 m oder 25 x 1,06 m lieferbar. Unis, kleingemusterte, grafische, florale Mustereffekte oder Profilstrukturtapeten und Prägestrukturen haben meist das Eurorollen-Format von 10,05 x 0,53 m. Neue Vliesstrukturtapeten speziell für die Decke entwickelt, bei denen ein Anstrich nicht erforderlich ist, haben die Rollenmaße von 25 x 0,75 m.

Über die Tapezierrichtung, das heißt die Laufrichtung der zu tapezierenden Bahn, ist man vielfach geteilter Meinung. Sollten die Bahnen - das heißt die Tapetennähte - quer zum Hauptlichteinfall oder mit dem Hauptlichteinfall laufen?

Das zum Teil kritisch zu sehende Streiflicht an Deckenflächen kann zum Beispiel bei strukturierten Tapetenoberflächen und einer quer zum Hauptlichteinfall tapezierten Naht eine Nahtmarkierung sichtbar machen. Praxis-Probeklebungen haben bewiesen, dass Nahtstellen, wenn sie mit dem Hauptlichteinfall laufen, den Gesamteindruck der tapezierten Fläche nicht störend beeinträchtigen.

Nach der Entscheidung der Tapezierrichtung, der gegebenen Rollenbreite und Länge, ob ansatzfrei oder im Rapport tapeziert werden soll, kann der Rollenbedarf exakt ermittelt werden.

Bei großflächigen, grafischen Dessins ist je nach Rapporthöhe und Musteransatz ein entsprechender Verschnitt mit einzurechnen.

Wenn vom Hersteller nicht vorgeschrieben, dürfen geprägte oder strukturierte Tapeten an Deckenflächen nicht gestürzt geklebt werden.

Um eine Verwechselung des Bahnanfangs zu vermeiden, empfiehlt es sich, auf der Bahnrückseite eine kleine Markierung anzubringen. Mit diesem markierten Bahnanfang ist immer an gleicher Seite der Deckenfläche mit dem Tapezieren zu beginnen.

Bei grafischen Tapetendessins ist vor Beginn des Bahnenzuschnitts die Rechtwinkligkeit der zu tapezierenden Flächen zu kontrollieren. Bei sehr stark maßlichen Abweichungen sollten volle Musterfiguren der Tapete in der Decken-Wandecke nicht angeschnitten werden. Ein exaktes Einmessen und Freilassen eines Randstreifens, der entweder im passenden Farbton zur Tapete vor dem Tapezieren vorgestrichen wird, oder ein Tapezieren des Passpartoutstreifens mit einer zur Dekortapete passenden Uni-, Effekt- oder Strukturtapete gleicht die unterschiedlichen Breitenmaße zwischen Tapetenmuster und Decken-Wandecke etwas aus.

Bei Kassettenmustern ist zu überlegen, ob die Tapezierung, das heißt die Laufrichtung der Bahnen, nicht diagonal erfolgen könnte. So werden bei nicht parallel verlaufenden Deckenecken Unregelmäßigkeiten im Musteranschnitt der Kassette nicht markant sichtbar. Bei dieser Tapeziertechnik wird die erste Bahn in der Deckenmitte angesetzt und an einem diagonal von der Deckenmitte abgeschlagenen Schnurlag angelegt.

Selten laufen die Deckenecken eines Raumes gerade. Deshalb darf die erste Bahn bei ansatzfreien Tapeten nicht in der Deckenecke angesetzt werden.
Bei einer 53er Bahnbreite sollte ca. 50 cm aus der Ecke von beiden Seiten ein Punkt markiert werden. Nach diesen beiden Punkten wird dann mit der Schlagschnur eine gerade Linie abgeschnürt und entlang dieser Geraden die erste Bahn angesetzt. Ca. 3-5 cm der Deckentapete werden durch die Ecke auf die Wand tapeziert.

Wird die erste zu tapezierende Bahn aus der geraden Richtung gezogen, müssten alle nachfolgenden Bahnen ebenfalls in der Stoßnaht bogenförmig verzogen werden. Dies führt zu einer unsauberen Nahtverklebung und vor allen Dingen Mehrarbeit.
aus BTH Heimtex 11/02 (Handwerk)