Der deutsche Laminatmarkt im Oktober von Günther Kelm
Weltweit 1,2 Mrd. qm Produktionskapazität
Die Laminatbodenindustrie
Die weltweite Produktionskapazität der Laminatbodenhersteller dürfte nach vorsichtigen Schätzungen bis Ende 2005 ca. 1,2 Mrd. qm betragen, wobei mehr als 30 % dieser Kapazität, also über 400 Mio. qm von sechs westeuropäischen Produzenten abgedeckt werden.
Da der Markt die eindeutigen Überkapazitäten nicht aufnehmen kann, muss weiterhin mit erheblich unter Druck stehenden Preisen gerechnet werden.
Verschiedene Laminatbodenhersteller hoffen jedoch auf eine Stabilisierung der Laminatbodenpreise, da die im September von der Kronospan-Gruppe, der Krono-Gruppe und Kaindl Flooring mit dem schwedischen Unternehmen Välinge und der belgischen Unilin Flooring Industries vereinbarte Nutzung der weltweit gültigen Lizenzen für die Produktion und den Vertrieb der patentierten leimfreien Nut-/Federverbindungen ab 1. November bei diesen Unternehmen eine Preiserhöhung von 0,30 bis 0,35 EUR per qm vorwiegend zum Ausgleich der Lizenzgebühren erforderlich macht.
Die Industrie schätzt Möglichkeiten für generelle Preiserhöhungen auf Grund der gestiegenen Energiekosten etc. auf den europäische Laminatbodenmärkten sehr zurückhaltend ein und konzentriert sich weiter auf die Stabilisierung des Preisniveaus. Höhere Preise werden sich nur bei der Einführung neuer Produktlinien durchsetzen lassen. In der deutschen und europäischen Laminatbodenindustrie hat sich die Absatzsituation unterschiedlich entwickelt. Während die großen integrierten Hersteller überwiegend gut ausgelastet sind und teilweise bereits Aufträge für Anfang 2006 vorliegen haben, sind mehrere mittelständische Anbieter nicht vollbeschäftigt.
Zu bemerken ist, dass ein bedeutender Teil der Aufträge im unteren bis mittleren Preissegment die Auftragsbücher gefüllt hat. Das Volumen der Lohnfertigungen für die Bodenbelagsindustrie hat mit Beginn des vierten Quartals zugenommen.
Bei den meisten Vorlieferanten der Laminatbodenhersteller ist die Beschäftigungslage dem Bedarf angepasst und positiv zu bewerten.
Wenn man die Absatzmärkte in Europa beurteilt, so kommt man zu dem Ergebnis, dass der britische Markt hinter anderen europäischen Märkten in seiner Entwicklung deutlich zurück liegt. Auf den kontinentaleuropäischen Märkten setzt sich die leichte Belebung weiter fort, während sich der Absatz nach Osteuropa verstärkt hat.
In den außereuropäischen Märkten ist Nordamerika der Markt in dem die größten Steigerungen, wobei anzumerken ist, dass sich die Lieferungen auf eine geringer werdende Zahl von europäischen Herstellern konzentriert. Einige in der Vergangenheit stark vertretene Produzenten haben in der letzten Zeit Umsatzvolumen verloren und einzelne Unternehmen haben sich ganz zurückgezogen.
Da mehr Produktionsstätten in Nordamerika neu entstehen oder erweitert werden, muss mittelfristig damit gerechnet werden, dass der Export nach Nordamerika und Kanada rückläufig sein wird.
Der chinesische Laminatbodenmarkt ist als Exportmarkt für die europäischen Hersteller unbedeutend geworden.
Classen hat im August am Standort Baruth planmäßig das zweite Laminatbodenwerk in Betrieb genommen. Eine Kurztaktpresse und zwei Profilierungslinien kommen auf eine Kapazität von 15 Mio. qm/Jahr, die schrittweise ausgelastet werden soll. Die Investitionsmaßnahmen für die zweite Investitionstufe, die nach ursprünglichen Planungen bereits Ende 2005 abgeschlossen sein sollte, sind auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden.
Für den Neubau des geplanten HDF-Werkes in Baruth wird nach Unternehmensangaben das seit Frühjahr des Jahres laufende Genehmigungsverfahren voraussichtlich im Verlauf des Novembers entschieden.
Das von der Classen-Tochtergesellschaft Fibreboard Baruth GmbH (FBB) geplante MDF/HDF-Werk wird in der ersten Investitionsstufe auf eine Produktionskapazität von 250.000 m
3 ausgelegt und soll die Versorgung der Laminatproduktion sicherstellen.
Ende September haben sich Hornitex- Insolvenzverwalter Dr. Werner Schneider und die Hornitex-Belegschaft in einem vereinbarten Interessensausgleich auf den Abbau von 198 Arbeitsplätzen im Werk Horn-Bad Meinberg geeinigt. Die Kündigungen wurden zum 30. September ausgesprochen. Der Arbeitsabbau wird sich unter der Berücksichtigung der individuellen Kündigungsfristen bis Ende 2005 hinziehen.
Das Werk Horn-Bad Meinberg wird nach Abschluss der Maßnahme und der ausscheidenden Auszubildenden von den bisherigen Mitarbeitern noch 746 aktive Mitarbeiter beschäftigen.
Mit dem Personalabbau wird unter anderem die Laminatbodenproduktion in zwei Stufen bis zum Jahresende eingestellt. Zuletzt betrug sie noch ca. 5 Mio. qm.
Außerdem haben Hornitex und die Kosche-Gruppe vorzeitig ihre Vertriebskooperation im Baumarktbereich beendet. In einzelnen Produktbereichen werde eine künftige Zusammenarbeit in Form von langfristigen Lieferverträgen erwogen, heißt es. Da Hornitex zum Jahresende die Laminatproduktion einstellt, ist davon auszugehen, dass auch Laminatboden- Lieferungen an Kosche Ende des Jahres auslaufen werden.
Unilin Flooring schließt an seinem Stammsitz im belgischen Wielsbeke den Bau seiner eigenen Produktionsstätte für die Herstellung von Melaminharz ab. Die Kapazität der Anlage liegt bei ca. 100 Tonnen pro Tag. Die weitgehende Unabhängigkeit von Zulieferanten ist mit dieser Investition gewährleistet.
Laminat im Großhandel
Auch im Oktober hat sich die positive Umsatzentwicklung im Bodenbelagsgroßhandel fortgesetzt. Beim Vergleich der verschiedenen Produktgruppen ist die Gruppe Laminat/Parkett das am stärksten wachsende Segment, wobei festzustellen ist, dass die erzielten Margen dieser Produktgruppe bei den differenzierten Sortimenten der Unternehmen teilweise sehr stark von einander abweichen.
Laminat im Handwerk
Das Bodenbelagshandwerk hat nach der positiven Umsatzentwicklung im September auch den Oktober erfolgreich abgeschlossen. Bei textilen und elastischen Belägen sind die Auftragseingänge mit dem Vorjahres Oktober vergleichbar. Die Laminat- und Parkettumsätze sind im Vergleich mit September weiter gestiegen, wobei vom Kunden wieder mehr die handwerkliche Leistung honoriert wird.
Laminat in den Fachmärkten und DIY
Die Baumärkte haben ebenfalls nach einer positiven Umsatzentwicklung im September auch im Oktober wieder ein besseres Geschäft verzeichnet. Beim Besuch mehrerer Märkte bestätigte sich eine gute Kundenfrequenz in den Bodenbelagsabteilungen. Speziell bei Laminatboden ist ein Trend zum Kauf von werthaltigeren Produkten zu erkennen. Qualitäten mit Trittschalldämmung finden immer mehr Beachtung.
Die Aktionsangebote haben nicht mehr die Bedeutung und verlieren mehr und mehr an Volumen.
Die beiden Baumarktbetreiber Max Bahr und Hellweg haben die Einkaufsgesellschaft DIYCO gegründet, um ihre Einkaufspreise zu optimieren. Das Gemeinschaftsunternehmen ist für weitere Partner offen.
Hornbach hat Anfang Oktober mit der Eröffnung seines fünften Marktes in Tschechien seine dortigen Aktivitäten fortgesetzt. Die Verkaufsfläche des neuen Baumarktes in Hradec Kralve beträgt 20.000 qm und überschreitet mit dieser Fläche wesentlich die durchschnittliche Größe der Hornbach-Märkte von 10.500 qm.
Mit dieser Neueröffnung betreibt Hornbach jetzt 123 Bau- und Gartenmärkte, davon 32 im Ausland.
Gleichzeitig mit der Eröffnung des Baumarktes in Tschechien eröffnete Hornbach in Deutschland sein drittes Logistikzentrum in Vilshofen-Pleinting. In das Projekt wurden mehr als 15 Mio. EUR investiert und 48 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das Logistikzentrum erfüllt eine doppelte Funktion: Zum einen werden dort Importware und Saisonartikel gelagert, zum anderen werden von diesem zentralen Umschlagsplatz ca. 35 Standorte in Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Österreich, Tschechien und der Slowakei beliefert. Für das erste Jahr rechnet man mit einem Umschlag von 280.000 Paletten. Diese Zahl soll sich bis 2008 auf 360.000 Stück erhöhen
Bei Obi ging am 30. Oktober in Wermelskirchen der Flaggschiff-Baumarkt ans Netz. Infolge der Eröffnung brach zeitweise der Verkehr in und um Wermelskirchen sowie auf der nahe gelegenen Autobahn zusammen.
Im Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) wird sich mit der Fusion der Verbände Baden-Württemberg , Bayern und Baustoffhändler Mitte - zum 1. Januar 2006 der neue Verband Baustoff-Fachhandel Süd zum mitglieder- und umsatzstärksten Landesverband im Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel entwickeln.
Mit 480 Mitgliedern und mehr als 1.100 Betriebsstätten vertritt der neue Verband die Interessen seiner Mitglieder in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland und Thüringen. Die Mitglieder erzielten 2004 einen Umsatz von 5,9 Mrd. EUR Für das laufende Jahr rechnen sie mit einem Rückgang von 3%.
Arndt Frauenrath, Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), rechnet im Baugewerbe mit dem zwölften Rezessionsjahr in Folge. Das Bauhandwerk ist damit pessimistischer als die Bauindustrie. Für 2006 sehe man "nicht einmal mehr den Silberstreif am Horizont". Der Verband geht davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt bei 725.000 Beschäftigten liegen wird. Damit wären erneut 42.000 Arbeitsplätze verloren gegangen.
Der deutsche Holzhandel konnte 2004 einen Gesamtumsatz von 9,3 Mrd. EUR erreichen. Davon entfielen 6,3 Mrd. EUR auf den Groß- und Außenhandel und 3 Mrd. EUR auf den Holzeinzelhandel. Für 2005 rechnet der GD mit einem Umsatz mindestens auf Vorjahresniveau. Die seit längerer Zeit beobachtete Konzentration im deutschen Holzhandel wird sich nach Einschätzung des Verbandes weiter fortsetzen. Im laufenden Jahr mussten bereits 42 Mitgliedsunternehmen einen Insolvenzantrag stellen. Befürchtet wird, das sich die Anzahl der Insolvenzen bis zum Jahresende weiter erhöhen wird.
aus
BTH Heimtex 11/05
(Bodenbeläge)