Trenddiskussionen gehen auch an der Parkettindustrie nicht vorbei
Gewinnt dunkles Holz an Boden?
Egal ob man mit den großen Parkettherstellern spricht, "Schöner Wohnen" liest oder den kleinen Fachhändler um die Ecke befragt, alle reden vom starken Interesse des Kunden an dunklen Hölzern. Sie legen zum Beweis einige beeindruckend aussehende Objekte vor, in denen auf dem dunklen Wengé-Parkett vereinzelte, sehr moderne Einrichtungsgegenstände stehen. Doch liegt in deutschen Wohnzimmern, Versicherungsgebäuden oder Modegeschäften tatsächlich mehr dunkles Parkett als noch vor ein paar Jahren? Oder ist der vermeintliche Trend zu dunklen Hölzern, der von der Parkettindustrie seit einiger Zeit propagiert wird, nur geschickt "hochgeredet"? Eine Marketingmasche, um neue Themen zu erfinden und damit die PR-Maschinerie in Gang zu halten?
In den letzten Wochen hat das ParkettMagazin bei Herstellern, Händlern und Verbandsvertretern nachgefragt, ob sie tatsächlich einen Mehrbedarf an dunklen Hölzern in ihren Zahlen erkennen können und wie sie die zukünftige Situation einschätzen. Ergebnis: Viele Experten, viele Meinungen. Einigkeit herrschte lediglich darüber, dass die hellen Hölzer wie Ahorn und Buche auf jeden Fall immer noch das "Brot- und Buttergeschäft" bilden. Zwar sind diese homogenen und wenig auffälligen Böden nicht mehr überall gleichermaßen gefragt, wie vielleicht noch in den 90er Jahren, als der mittlerweile als "helle Welle" bezeichnete Trend durch die deutschen Haushalte schwappte. Dennoch gilt in der Branche nach wie vor, dass der "Me too"-Effekt ein nicht zu unterschätzendes Verkaufsargument ist - denn was der Nachbar hat, möchte man selbst auch haben.
Eine messbare Steigerung der Nachfrage explizit nach dunklen Hölzern wollen in der Tat nur die wenigsten Gesprächspartner festgestellt haben. Wirklich dunkle Holzböden sind weiterhin die Ausnahme, was angesichts der durchschnittlichen Raumgröße niemand verwundert. Denn im Grunde eignet sich ein solches Parkett nur für sehr große Räume und damit oft genug nicht für den privaten Bereich, sondern eher für das Objektgeschäft. Hinzu kommt, dass die dunklen Parkettböden, egal ob Wengé oder amerikanischer Nussbaum, in vielen Fällen teurer sind als die herkömmlichen Holzarten.
Dunklere Farben als eigentlicher Trend
Vielleicht liegt das eigentliche Interesse weniger bei den dunklen Holzarten als vielmehr bei gedeckten Hölzern, vermuten einige Befragte, "der Trend geht zu dunkleren und nicht unbedingt zu dunklen Holzarten." So erklärte beispielsweise Guido Müller, Geschäftsführer von Boen Deutschland, dass bei ihnen vor allem Eiche in jeglicher Ausführung eine an den Daten erkennbare Renaissance erlebe - mit Zuwachszahlen von rund 8 %. Auch Ewald Fischer, Vertriebsleiter Deutschland von Hamberger, sieht nicht unbedingt den Trend zu dunklen Hölzern, sondern vielmehr zu gedeckten Tönen. Bei Haro läuft nach Angaben von Fischer beispielsweise gedämpfte Buche in letzter Zeit ganz gut. Die richtig dunklen Parkettsorten wiederum haben bei Hamberger nur einen Anteil im niedrigen einstelligen Bereich. Rechne man Jatoba und Merbau zu dieser Gruppe hinzu, dann komme man für den deutschen Markt auf einen Umsatzanteil im höheren einstelligen Bereich.
Daneben stehen Aussagen wie von Ralph Plessmann, Geschäftsführer der H. & M. Plessmann Parkettfabrik, dass sich an den Verkaufszahlen bis dato keine Trends erkennen lassen. Man beobachte allerdings ein verstärktes Interesse an dunklen bzw. dunkleren Holzarten beim Endverbraucher. Zwar wird jetzt bereits seit geraumer Zeit in der Branche selbst über das Thema "Dunkles Parkett" philosophiert, bis dies in den Publikumsmedien und bis zum Endverbraucher vorgedrungen ist, könnte es aber noch eine ganze Weile dauern. "Wir stehen einfach noch am Anfang der Trendzyklen", so die Meinung einiger Kenner. Plessmann beispielsweise vermutet, dass noch nicht entschieden ist, in welche Richtung sich der Markt entwickelt - dunkle Hölzer oder Eiche. Denn immerhin haben auf der letzten Domotex alle bereits die Renaissance der Eiche gefeiert.
Doch vielleicht trifft Ursula Geismann, die Pressesprecherin des deutschen Möbelverbandes, die Situation am Besten: "Wenn Sie in den letzten Jahren über verschiedene Messen gehen, dann sehen Sie alles. Je nachdem, was gefunden werden soll, das wird gefunden und zum Trend erhoben. Im Grunde wird einzig und allein die Individualität groß geschrieben."
Was sagt die Statistik?
Leider gibt es keine Unterteilung in den offiziellen Statistiken - denn natürlich ist alleine schon die Bestimmung schwierig, was ist dunkel und was nicht? Dennoch ist ein kurzer Blick auf die Holzartenverteilung sicherlich interessant. Die tropischen Holzarten, die zumindest zum Teil zu den dunklen, auf jeden Fall aber oft zu den dunkleren Hölzern gezählt werden, hatten 2003 am europäischen Markt laut FEP (Föderation der Europäischen Parkettindustrie) einen Anteil von 17,2 %. Die Nachfrage zeige eine leicht steigende Tendenz, vor allem auf Kosten von Buche. Doch zwischen den einzelnen Nationen bestehen sehr große Unterschiede. Während in Belgien beispielsweise der Anteil tropischer Holzarten an der gesamten Nachfrage bei rund 22 % lag, im Vergleich zum 17 % im Jahr 2002, so belief sich der Anteil in Dänemark oder Finnland auf nur 4 (2002: 4 )% bzw. 1 (7) %. Im Gegensatz zu Belgien ist in Frankreich beispielsweise die Nachfrage nach tropischen Hölzern gesunken, von 26 % auf 14 %. Laut FEP- bzw. VDP-Statistik hat sich der Anteil der tropischen Hölzer auf dem deutschen Parkettmarkt von 5 % im Jahr 2002 auf 6 % im vergangenen Jahr erhöht.
aus
Parkett Magazin 05/04
(Bodenbeläge)