Diskussionen um die optimale Mittellage beim Dreischichtparkett
HDF versus Fichte
Die einen reden vollmundig von einer Revolution der Mittelschicht und werden nicht müde, die Vorteile zu betonen. Die anderen melden Bedenken an und sehen in der HDF-Mittellage ein weiteres Absinken der Produktqualität im Mehrschichtparkett. Das ParkettMagazin hat Vor- und Nachteile zusammengetragen, so wie sie von den verschiedenen Marktteilnehmern geäußert wurden.
Der bekannteste Verfechter der HDF-Mittellage ist Meister/Schulte-Räume. Das Sauerländer Unternehmen produziert bereits seit Sommer 2003 Parkett mit HDF-Mittellage und will ab dem nächsten Jahr über den Vertriebsweg Schulte-Räume keine anderen Produkte mehr verkaufen. Bei Meister soll die Stäbchen-Mittellage bald nur noch ein Randprodukt sein. Doch auch Terhürne sieht die Zukunft in diesem Sektor und wird zunächst zweigleisig fahren.
Daneben produziert auch Hamberger seit einiger Zeit Parkett mit HDF-Mittellage, das früher unter dem Begriff "Easy collection" und nun unter "Parkett 2500" im Haro-Programm zu finden ist.
Anders der Parketthersteller Kährs, der kein HDF-Produkt im Sortiment hat. Kährs vermutet zwar auch, dass der Anteil am gesamten Parkettmarkt zunehmen werde, sieht aber insbesondere die Preisfrage skeptisch. Konkret heißt es: "Parkett auf HDF-Mittellage wird sich zwangsläufig im unteren Preissegment eingliedern, bedingt durch das Preisbewusstsein bei Händlern ,aber auch bei Endverwendern. Zumindest ist dies für europäische Holzarten bei herkömmlichem Dreisstab-Schiffsboden so zu erwarten. Schwierig ist auch der qualitative Vergleich mit Importware, die mit massiver Mittellage zu Tiefpreisen geliefert wird. Sicherlich kann die Produktvariante auf HDF-Mittellage ihren Weg finden. Die Frage bleibt, was Händler und Hersteller damit verdienen können."
Doch was sind nun eigentlich konkret die Vorteile und was die Nachteile?
Vorteile:
Hinsichtlich der positiven Aspekte summieren sich mehrere Argumente. So verfügt eine HDF-Platte über eine höhere Härte und Dichte. Dadurch lassen sich mit einer geringen Deckschichtdicke gute Werte in der Oberflächenhärte erreichen. Eine Deckschicht aus Holz in einer Dicke von nur 2,5 mm zeigt insbesondere im Bezug auf kleine runde Eindrücke die besten Ergebnisse. Je dicker die Deckschicht wird, desto mehr tritt wieder die Festigkeit des Holzes der Deckschicht in den Vordergrund. Die regelmäßigen Nachfragen der Endverbraucher nach der Deckschichtdicke würden damit als Gütekriterium in den Hintergrund treten.
In die HDF-Mittellage lassen sich die Profile der verschiedenen Klicksysteme passgenauer einfräsen, meinen die Befürworter. Durch eine präzisere Fräsung lasse sich das Parkett komfortabler verlegen und eine verbesserte, geschlossene Seiten- und Kopfverbindung erreichen.
Daneben ist ein HDF-Produkt, da es sich um einen Plattenwerkstoff handelt, in der Fläche planer als Fichtenstäbe und das Problem der Abzeichnung von Fichtenstäben auf der Deckschicht, das manchmal bei anderen Produkten auftritt, ist in diesem Fall nicht gegeben.
Zu guter Letzt wird natürlich auch der Kostenfaktor ins Feld geführt. So vermutet ein Marktteilnehmer, dass mit der Herstellung von Produkten mit HDF-Mittellage sogar der Bereich Furnierboden an Bedeutung verlieren könnten, da auf diesem Wege ein Produkt am Markt sein werde, dass die preisliche Brücke zwischen Laminatboden und Mehrschichtparkett schlägt.
Ein anderer Produzent hebt den Preis nicht so sehr in der Vordergrund, obwohl er seine HDF-Produkte um ca. 3 EUR/qm im Verkaufspreis günstiger anbietet. Die Qualität des Holzwerkstoffs müsse so hochwertig sein, dass sich kaum Preisunterschieden zu Fichtenstäben im Einkauf ergeben würden. Von anderer Seite wiederum war zu hören, dass sich der preisliche Vorteil sicherlich nur dort ergebe, wo integriert auch HDF hergestellt würden bzw. wo sehr große Mengen abgenommen würden.
Nachteile:
Das Hauptargument der HDF-"Gegner" ist sicherlich ein Psychologisches. Kann man dem Endverbraucher ein Parkett verkaufen, das sich klar und deutlich vom Laminatboden unterscheiden will, aber dennoch seinen Aufbau in Teilbereichen kopiert? Einige Hersteller meinen "nein" und halten diesen emotionalen Aspekt für entscheidend. Doch auch bei der Ansprache von ökologisch interessierten Kunden, dürfte es schwierig sein, einen Holzwerkstoff in der Mittellage als Holz zu verkaufen.
Daneben werden aber auch Bedenken hinsichtlich der Feuchtestabilität angeführt. HDF-Platten reagieren anders als Holz auf Feuchtigkeit: Sie bilden sich, nachdem Wasser eingedrungen ist, nicht wieder zurück. Dadurch könnte sich, so die Ansicht der Kontra-Seite, wenn die Feuchtigkeit bis zur Mittellage vordringt, die HDF-Mittellage von der Deckschicht lösen.
Die bisher üblichen Fichtenstäbchen hingegen würden in einer ähnlichen Weise wie die Deckschicht quellen und auch wieder schwinden, es entstehen keine Scherspannungen. Die Befürworter der HDF-Mittellage halten dagegen, dass die neuen Generation von HDF-Platten auf Grund ihres sehr geringen Quellkoefizienten in dieser Hinsicht keine Problem mehr bereitet.
In diesem Zusammenhang steht auch, so der Betriebsleiter von Terhürne, Ludwig Grütering, dass die Diffusionsfähigkeit der Gesamtdiele auf Grund der höheren Dichte der HDF-Lage schlechter sei und ein Ausgleich zwischen Raumfeuchte und Untergrundsfeuchte erschwert werde. Auch insgesamt lasse sich die Fichte-Mittellage feuchter einstellen - ein Aspekt der für Märkte mit hoher Luftfeuchtigkeit wichtig werden kann.
Daneben hält Grütering die härtere HDF-Oberfläche nur teilweise für einen Vorteil. Insbesondere im Verpressungsprozess könne es sich als Nachteil erweisen, da Deckschichttoleranzen "verdrückt" würden.
Diskussionen um Aufbau von Zweischichtparkett
Doch nicht nur bei Dreischichtparkett wird über das Für und Wider der einen oder der anderen Version gestritten. Auch über den Aufbau von Zweischichtparkett gibt es schon lange rege Diskussionen. Hier stehen sich Sperrholz und Fichte/Tanne als Trägerschicht gegenüber.
Der italienische Parketthersteller Cosmo beispielsweise setzt auf eine Trägerschicht aus Fichten-Rifts, da sich auf Grund der stehenden Jahrringe eine Wellung des Parketts ausschließe. Da die Trägerschicht flexibel auf Feuchte reagieren kann, lasse sie der Deckschicht etwas Raum für Formänderungen.
Der technische Leiter von Bauwerk Deutschland, Michael Mattheis, wiederum betont vor allem den besseren E-Modul und die gute Verleimbarkeit von Fichtenholz auf Grund der Porigkeit des Materials. Gleichzeitig habe man als Parketthersteller, anders als beim Sperrholz, den kompletten Fertigungsprozess selbst in der Hand.
Eine andere Position vertritt beispielsweise Parkett Herter. Das Unternehmen setzt mit seinem "Duo-Solid"-Produkt auf die Vorteile einer fünfschichtigen Birken-Sperrholz-Trägerschicht. Die Leimschichten aus wasserundurchlässigen Harzen wirken wie eine Sperre und gewährleisten so eine Sicherheit gegenüber Feuchtigkeit aus dem Unterboden und der Raumluft. Als erster Anbieter hatte Margaritelli auf die Birken-Sperrholz-Trägerschicht gesetzt und hinsichtlich der Vorteile vor allem die mechanische Formstabilität hervorgehoben.
aus
Parkett Magazin 06/04
(Bodenbeläge)