Tapeten
Kartellwächter verunsichern die Branche
Nach den Durchsuchungen bei der deutschen Tapetenindustrie durch das Bundeskartellamt herrscht Aufregung in der Branche. Das will zwar niemand zugeben, mit demonstrativer Ruhe wird darauf verwiesen, dass das Verfahren laufe und vor Ende dieses Jahres nicht mit einem Abschluss zu rechnen sei. Doch es ist spürbar, dass die Nerven blank liegen. Die bange Frage geht um, was dran ist an dem Verdacht wettbewerbswidriger Absprachen, wie weit diese gehen und welche Strafen wen treffen könnten. Die durchsuchten fünf Unternehmen stochern im Nebel. Aber jedes für sich allein, der einst rege Kontakt zur Konkurrenz wurde abgebrochen. Schließlich sitzt das Misstrauen tief, die Angst ist groß, möglicherweise im Gespräch gegen Gesetze zu verstoßen.
Wie ein Hersteller befürchtet, könnte der Fall schwerwiegende Folgen für die Markenpflege haben. Denn sollte das Bundeskartellamt bereits die unverbindliche Preisempfehlung als rechtswidrige Absprache ansehen, sei Markenpolitik in ihrer bisherigen Form nicht mehr realistisch. Aber bisher wisse niemand, welcher Vorwurf erhoben werde. Ein anderer Vertreter der Branche brachte es auf den Punkt: "Der Vorfall sorgt für Verunsicherung."
Die Anleger scheinen darüber nicht besonders glücklich zu sein, wie der Aktienkurs des börsennotierten Unternehmens A.S. Création zeigt. Er klebt trotz des Umsatzwachstums im vergangenen Jahr und guter Aussichten für die Tapete an der Marke von 29 EUR. Dabei gehen Analysten davon aus, dass der Kurs angesichts der positiven Geschäftsentwicklung deutlich höher liegen könnte.
Das Bundeskartellamt hatte im Dezember die Geschäftsräume der Hersteller A. S. Création, Marburger, Pickhardt + Siebert, Rasch und Erismann durchsucht und Akten beschlagnahmt. "Es wird dem Verdacht nachgegangen, dass es zwischen Herstellern von Tapeten zumindest seit 2005 zu Absprachen über Preiserhöhungen gekommen ist", teilte die Behörde mit.
aus
BTH Heimtex 02/11
(Tapeten, Wandbeschichtungen)