"Kunstparkett"
Palaispracht im modernen Raum
Das Bernsteinzimmer in der Sommerresidenz des Zaren hat Intarsienparkett, das Schloss Bellevue auch - doch wie sehen Einlegearbeiten im Wohnzimmer von Tante Hedwig oder im Versammlungsraum der Schulz GmbH aus?
Für manche ist es schon paradox, dass viele Innenausstatter sich um besondere Einrichtungslösungen wie individuelle Möbel bemühen, gleichzeitig aber den Boden als Gestaltungselement ein wenig außer Acht lassen und sich mit relativ homogenen Bodenbelägen zufrieden geben. Eine Möglichkeit, um dem Boden eine besondere Bedeutung zu geben und ihn aus seiner Nebenrolle herauszuholen, ist die Verlegung von Parkett mit künstlerisch gestalteten Einlegearbeiten. Im Auge des Betrachters wird das Parkett so zum gleichwertigen, wenn nicht gar dominierenden Raumelement.
In Russland existiert für diese Verlegeart der Begriff des "Kunstparketts" - eine Verlegetechnik, die nach Ansicht von Kovcheg-Parquet, einem der russischen Anbieter, auf die Entstehungsgeschichte kostspieliger Teppiche zurückgeht, aber auch Einflüsse aus der Freskomalerei zeigt.
An das "Kunstparkett" werden ähnlich wie beim Intarsienparkett im Wesentlichen zwei Forderungen gestellt: Zum einen soll es ein möglichst schönes und durchaus auch kompliziertes Bild enthalten. Zum anderen werden, um eine Farbigkeit zu erreichen, verschiedene Holzarten eingesetzt. Auch in der Vergangenheit hatten die Parkettleger neben Eiche, Ahorn, Esche, Birke und anderen heimischen Baumarten zwar schon exotischere Holzarten wie Buchsbaum, Zeder und Palisander verwendet. Mittlerweile kommen mit Wengé, Nussbaum oder Merbau noch weitere dunkle oder rote Hölzer zum Einsatz.
Hinsichtlich der Motive gibt es die Tendenz, dass sich Bestandteile des Raumes in den Einlegearbeiten des Parketts wiederholen. So können sich farbige Zusammenspiele mit den Türen oder wichtigen Möbeln ergeben, oder auch ganze Objekte wie Fontänen oder Billardtische im Parkettmotiv abgebildet sein. Im Grunde sind den Fantasien hier kaum Grenzen gesetzt.
Eine der zentralen Funktionen der modernen Schmuckböden liege aber im "Unterstreichen". So soll oft das zentrale und ästhetische Raumzentrum hervorgehoben werden.
Dieser Aspekt ist auch beim aktuellen Lebenstrend, Feng-Shui, von Bedeutung. Hier findet man gelegentlich im Zentrum des Hauses eine aufwändige Einlegearbeit oder ein Fliesenmosaik. Hintergrund: In der Feng-Shui Vorstellung untergliedert sich das Haus in neun verschiedene Zonen, die sich unterschiedlichen Aspekten des Lebens widmen. Im Zentrum dieser Zonen soll sich eine Art Energiezentrum befinden. Wenn der Hausbesitzer den positiven Energiefluss zusätzlich unterstützen will, dann muss das Raumzentrum besonders gekennzeichnet sein.
Ein anderes Anwendungsbeispiel dieser Einlegearbeiten sind eher minimalistische Stilelemente wie Wappen oder auch Firmenlogos.
Neben diesen zurückhaltenderen Motiven kann es in bestimmten Räumlichkeiten auch von Interesse sein, eine Palaispracht zu entfalten. In geräumigen Hallen oder in einem Ausstellungsraum unterliegt die Inneneinrichtung dann komplett der Schönheit und Selbstgenügsamkeit eines künstlerisch gestalteten Parketts.
aus
Parkett Magazin 04/04
(Bodenbeläge)