"Trotz Einhaltung der Grenzwerte die volle Dröhnung'"


Prof. Dr.-Ing. Lothar Siebel, Bauakustiker aus Aachen, hat sich ausführlich mit der Trittschall- und Raumschallproblematik beschäftigt und für Laminatbodenhersteller Gutachten gefertigt. Ein Laminatboden, so seine Erkenntnis, kann "gigantische Störwirkungen" auf tiefer liegende Räume entfalten. Und das selbst dann, wenn mit der gängigen Messmethode eine Einhaltung der Grenzwerte bewiesen wurde.

Das liegt an der Messmethode. Genutzt wird ein 500 Gramm schweres Hammerwerk. Laut Prof. Siebel imitiert dieses Hammerwerk durchaus das Begehen eines Bodens mit harter Sohle ("Klack-Klack"), erfasst aber nicht einen Menschen beim fersenbetonten Gehen auf Socken. Eine lebende Person, so Lothar Siebel, ist eine weiche, schwere Masse mit schwingenden Bewegungen. Sie regt die Fußbodenkonstruktion zu Eigenfrequenzen an, die in unteren Räumen deutlich als tiefes "Dumm-Dumm" wahrgenommen werden. Je geringer die Eigenmasse des (schwimmenden) Fußbodenaufbaus, desto stärker die "Anregung". Dabei handelt es sich um Geräuschpegel aus dem mit Laminat ausgelegten Zimmer, die sich über eine "Anregungsstelle" im gesamten Fußbodenaufbau auf darunter liegende Räume oder Nachbarwohnungen auswirken.

"Anregungsstellen" für solche Resonanzen, meint Prof. Siebel, finden sich häufig in einer Fußbodenkonstruktion. Da mögen Estrich und Dämmung alle Normen erfüllen, wenn eine näherungweise Übereinstimmung von Estrich-, Wand- und Raum-Eigenfrequenzen existiert und eine spartanische Raumeinrichtung wenig Schall im tiefen Frequenzbereich absorbiert, gibt es die "volle Dröhnung". Zumal, so Lothar Siebel, schwimmende Estriche in der Baupraxis oft Körperschallbrücken aufweisen - durch Kleber in den Randfugen oder durch das Estrichmaterial selber - und dadurch ihre schwimmende Funktion verloren haben.
aus Parkett Magazin 03/04 (Bodenbeläge)