Aktueller Schadensfall Parkett und Fußbodenheizung

"Wir wollen es warm haben"

In der Ausgabe 6/03 beschäftigte sich das ParkettMagazin mit einem Schadensfall von Parkett auf Fußbodenheizung. Es ging um den alltäglichen Fehler: Die Vorlauftemperatur der Heizung war höher gedreht worden, als für Parkett gestattet. Damals kritisierte Chefredakteur Peter Mau in einem Kommentar die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit: "Aber was, wenn die Bude nicht warm wird ...." Genau dieses Problem - in übersteigertem Maße - fand der Sachverständige Gert F. Hausmann in einer 8-Mio-Villa in München. Dort herrschte eine Temperatur oberhalb der Grenze vor, die für Parkett auf Heizestrich zuträglich ist. Der Hausherr hatte dafür einen triftigen Grund: Seine Gattin stammt aus dem sonnigen Kalifornien.

In der noblen Villa in München war bei den Baumaßnahmen nicht gespart worden. Vor allem dem Thema Wärmeversorgung wurde höchste Bedeutung zuerkannt. Nicht nur im Fußboden, teilweise auch in Wänden verlegte man Warmwasserrohre. Zudem wurde das ganze Haus extrem gut gedämmt. Alle Maßnahmen folgten dem zentralen Wunsch: "Wir wollen es warm haben."

Weil Holz fußwarm ist, wurde das Haus mit Parkett ausgestattet. Merbau massiv war die Wahl, vielleicht, weil dunkles Parkett auch optisch eine warme Note ausstrahlt.

Im Winter begann das Merbau-Parkett zu schüsseln. Ein Fall für den Sachverständigen. Der kam und maß die Raumtemperatur: An einem Januartag um 10 Uhr morgens zeigte das Innenthermometer 32 Grad. Wie warm musste da erst die Temperatur unter dem Parkett sein? Die Ursache der Parkettverformung drängte sich förmlich auf. Der Vollständigkeit halber die übrigen Eckdaten: 29 % Luftfeuchtigkeit, 29-34 Grad Oberflächentemperatur auf dem Parkett, 36 Grad unter dem Parkett auf dem Estrich.

Unter solchen klimatischen Bedingungen gab es für das Parkett kein Entrinnen: Es musste untertrocknen und dadurch schüsseln. Die Verklebung hielt dabei den Kräften durchaus stand. An den Rändern kam teilweise der Estrich hoch.

Auf der "sicheren" Seite ist Parkett auf Heizestrichen, wenn die Oberflächentemperatur 25 Grad nicht übersteigt. Dass dabei die besagte "Bude" nicht übermäßig warm wird, ist eine leidige Tatsache. Mehrschichtparkett hält auch bis zu 29 Grad Oberflächentemperatur aus - wenn mit temperaturstabilem Leim verpresst, mit guter Mittellage versehen und vom Hersteller freigegeben. Jede Temperatur, die darüber liegt, wird bei niedriger Luftfeuchtigkeit zwangsläufig zu einem Parkettschaden führen. Da aber im Einzelfall eine Reihe weiterer Kriterien auf das Geschehen einwirken, etwa die Verklebung, können "obere Grenzwerte" kaum angegeben werden. Auch scheint ein letztes Wort noch nicht gesprochen zu sein. Derzeit diskutieren die Schnittstellenkoordinierer für beheizte Unterkonstruktionen wieder einmal das Machbare und das Erlaubte.

Hätten Planer oder Parkettleger im vorliegenden Fall Kenntnis von den extremen Wärmebedürfnissen der Villa-Bewohner gehabt, wäre es geraten gewesen, statt massivem Merbau ein geeignetes Mehrschichtparkett mit geringer Einbaufeuchte zu empfehlen. Ob damit allerdings jene klimatischen Bedingungen schadensfrei hätten bewältigt werden können, wie in der Münchner Villa vorgefunden, muss bezweifelt werden. Noch ist der Fall juristisch nicht abgeschlossen, der Parkettleger aber dürfte "aus dem Schneider" sein, wenn er dem Bauherrn ordnungsgemäß die Pflegeanweisung übergeben hat, in der auf die raumklimatischen Werte für Parkett hingewiesen wird.

Nach der Raumnutzung fragen

Ein Parkettleger sollte den Bauherren nach der Nutzung der Räume fragen, in denen er seinen Holzfußboden legt. Das ist zum einen Service, zum anderen lassen sich so im Vorfeld mögliche Unvereinbarkeiten klären: Ist das gewählte Parkett den Beanspruchungen und den Wohnbedingungen angepasst oder wäre die Parkettart noch einmal zu überdenken?

Heizplomben speichern Temperatur

Welche Temperaturspitzen tatsächlich unter dem Parkett auf Fußbodenheizung geherrscht haben, kann ein Parkettleger nur nachweisen, wenn er an markierter Stelle eine Heizplombe auf dem Estrich oder der Spachtelmasse angebracht hat. In einem Schadensfall wird diese Plombe entnommen. Auf ihr ist dann die maximale Temperatur, die auf der Estrichoberfläche geherrscht hat, ablesbar gespeichert.

Wärmedurchlasswiderstand

Trockenes Holz mit geringer Dichte (Nadelholz) leitet weniger Wärme, als dichtes oder nasses Holz mit mehr Holz- bzw. Wassersubstanz. Das ist gut für Wärmedämmung, aber schlecht für eine Fußbodenheizung. Denn hier soll die Wärme schnell durch das Holz in den Raum gelangen. Deshalb darf der sogenannte Wärmedurchlasswiderstand nicht größer sein als 0,15 qm K/W (Kelvin/Watt). Holzdicken unter 22 mm schaffen das in der Regel. Einfluss darauf hat aber auch die Holzfaser. In Faserrichtung (stehende Jahresringe) leitet das Holz die Wärme doppelt so gut, wie quer zur Faser (liegende Jahresringe).
aus Parkett Magazin 03/04 (Bodenbeläge)