Holzpflastertagung 2004 bei Bamberg

Womit klebt der Parkettleger heute Holzpflaster?

Auf der Holzpflaster-Tagung bei Bamberg wurde erstmals eine Podiumsdiskussion abgehalten. Vier Vertreter der Klebstoffindustrie stellten sich dem Thema "Kleben von Holzpflaster mit Polyurethan". Die einhellige Ansicht: Jetzt steht die weichplastische Klebung mit Polyurethan im Mittelpunkt aller Hersteller.

In der Vergangenheit ging die Holzpflasterklebung mit dem Einsatz hartplastischer Rezepturen in eine falsche Richtung. Auch von Pulverklebern ist nicht mehr die Rede. Ihre Verklebung war zu starr, die Holzbewegung wurde direkt auf den Estrich übertragen. Wenn es um die gewaltigen Schubkräfte geht, die Holzpflaster entfalten kann, ist die Entlastung des Untergrunds ein wesentliches Thema. Als Moderator der Diskussion forderte der Sachverständige Gert F. Hausmann von der Industrie "mehr Ehrlichkeit dem Verbraucher gegenüber und in Merkblättern bessere Hinweise für Verarbeiter".

Die negativen Aspekte verschiedener Klebstofftypen arbeitete Frank Gahlmann (Stauf) heraus. Die alten Heißteer- oder Heißbitumenkleber enthielten krebserzeugende Stoffe und verursachten wegen ihrer Thermoplastizität ein deutliches Fugenbild. Auch Lösemittelkunstharzkleber verhindern Fugen nicht. Hartelastische Dispersionskleber führen zu deutlicher Holzquellung und zeigen eine begrenzte Untergrundhaftung. Weichplastische Dispersionskleber erzeugen bei der Abbindung ebenfalls eine Holzquellung mit einem ausgeprägten Fugenbild. Hartelastische 1K- und 2K-PU-Klebstoffe führen nicht zum Quellen des Holzes und haben eine gute Haftung, sind jedoch isocyanathaltig und beanspruchen den Untergrund mit großer Scherspannung.

Als aktuelle Lösung gelten weichelastische 1K-PU-Kleber. Die Anforderungen bestehen hier in einer Einlegezeit von mindestens 10 Minuten, guten Haftungseigenschaften, einem breiten Haftungsspektrum und einer mittleren bis hohen Abbindegeschwindigkeit.

Das können die am Markt befindlichen Kleber erfüllen. Sie sorgen für eine gute Holz-Untergrund-Haftung, eine sichere Fixierung des Holzes, besitzen aber auch eine gute mechanische Untergrundentkoppelung - das heißt: Mit ihrer starken Horizontalausdehnung geben sie dem Holzpflaster Raum zum "Arbeiten". Selber verursachen die 1K-PU-Klebstoffe keine Holzquellung. Zudem sind sie isocyanatfrei und zeigen ein akzeptables Fugenbild. Ihre thermoplastische oder elastische Mechanik ist ein Kompromiss zwischen Maßhaltigkeit (Fugenbild) und Spannungsabbau.

Vor der Verlegung von Holzpflaster ist die Funktion des Raumes mit in die Planung einzubeziehen - vor allem in Bezug auf mögliche Auffeuchtung. Der Wandsicherheitsabstand bei Holzpflaster RE/GE muss mindestens 1,5 cm betagen. Noch sind "knallharte" 2K-PU-Kleber am Markt. Diese bei Holzpflaster einzusetzen, sei riskant und nicht mehr Stand der Technik. Hohe Haftzugsfestigkeiten nämlich sind hier nicht das Entscheidende. Holz ist stärker als Estrich und eine hartelastische Klebereinstellung wirke sich negativ auf den Untergrund aus, wenn das Holz quillt.

In Bezug auf die Plastizität der 1K-PU-Klebstoffe gibt es zwischen den konkurrierenden Herstellern keine Vergleiche. Auch die neue EN-Norm kann hier nicht helfen. Allein das Abfragen der Produktdaten beim Hersteller bringt Aufschluss.

Günther Hermann von Mapei empfiehlt für Holzpflaster RE elastische Klebstoffe, die auch für Parkett verwendet werden. Holzpflaster GE soll dann mit weichplastischen Klebern verlegt werden. Mittendrin liegt Holzpflaster WE. Mapei tendiert hier - je nach den Bedingungen vor Ort - entweder zu elastischen, wie bei RE, oder weichplastischen Einstellungen, wie bei GE. Die Untergründe müssen dabei mindestens einen Zementestrich der Festigkeitsklasse 30 aufweisen, dürfen aber nicht gespachtelt sein.

Horst Müller von Henkel Thomsit wünscht sich eine gewisse Vorquellung und daher ein Holzpflaster mit leicht erhöhter Holzfeuchte. Als Klebstoff empfiehlt Thomsit einen weichplastischen Dispersionskleber, verschweigt aber nicht, dass in vielen Fällen auch lösemittelhaltige Kleber eingesetzt werden und funktionieren.

Auch Markus Krieg von Uzin bestätigt, das Nachfragen nach Klebstoffen für Holzpflaster sich meist auf lösemittelhaltige Produkte konzentrieren. Dennoch setzt auch Uzin auf eine elastische PU-Klebstoffriefe. Eine Vorquellung fehlt bei diesem Produkt.

Für Holzpflaster GE favorisiert der Hersteller eine weichplastische, bei Holzpflaster RE eine eher hartplastische Rezeptur. In jedem Fall muss die Oberflächenfestigkeit des Estrichs (Scherfestigkeit) gewährleistet sein.

Lieferanten von Holzpflaster betonen, dass es nicht leicht sei, bei diesen Holzklötzen eine bestimmte Lieferfeuchte sicherzustellen. Grundsätzlich versuche man, die mittlere Holzfeuchte dem zu erwarteten Raumklima anzupassen. Der Planer muss also wissen, wie der Raum genutzt werden wird.

Als Hinweis an den Verleger gilt: Keilwerth-Tabellen nutzen, um die Holzfeuchte ungefähr abstimmen zu können. Material drei Tage in den Bau hineinstellen und sich akklimatisieren lassen. Dem Holz bei Verlegung etwas "Luft" geben, die Holzklötze also nicht allzu eng aneinander kleben. Das geschieht, indem die Klötze beim Einsetzen ins Kleberbett leicht angedreht werden.

In Werbebroschüren wird Holzpflaster nicht selten als Designboden ohne Fugen dargestellt. Das, so die Ansicht vieler Fachleute, lässt beim Verbraucher ein falsches Bild entstehen. Holzpflaster, auch wenn es noch so schön gekittet wird, ist ein Boden, bei dem Fugen dazugehören. Heinz Schwarz zieht daraus die Erkenntnis: "Man muss auch mal nein sagen können, wenn Holzpflaster gefragt wird, es aber nicht passt."

Trotzdem können sich Industrie und Verleger mit dem Nischenprodukt Holzpflaster profilieren und von weniger kompetenten Anbietern abheben. Für ein gelungenes Endresultat allerdings müssen Planer, Bauherr, Nutzer, Verlegewerkstoffhersteller und Verleger an einem Strang ziehen.
aus Parkett Magazin 03/04 (Bodenbeläge)