Norbert Strehle mit einem Kurz-Überblick

Die neuen EN-Normen für Holzfußböden

In der 2. Jahreshälfte 2002 fand die Schluss-Abstimmung der von den Europäischen Normungsgremien erarbeiteten Europäischen Normen für Parkett- und Holzfußböden statt. Die Schlussentwürfe wurden angenommen. Aufgrund dessen ist in Kürze mit der Veröffentlichung der Rosadrucke (bei den nationalen bisherigen DIN-Normen waren die ersten allgemeinen Veröffentlichungen die Gelbdrucke) zu rechnen.

Weitere Normen für Holzfußböden, aber auch für deren Verlegung auch hinsichtlich der Objektbedingungen, sind gegenwärtig in der Erarbeitung. Es ist zu erwarten, dass sich viele Hersteller von Holzfußböden bereits an den Festlegungen und Regelungen der neuen Normen orientieren werden.

Die vorliegenden neu gefassten Normen umfassen mit ihren 6 Normteilen insgesamt 147 Seiten. Dies mag erschrecken, vergleicht man diesen Normumfang mit den insgesamt 8 Seiten umfassenden noch gültigen deutschen DIN-Normen 280, Teile 1, 2 und 5. Bei genauer Durchsicht stellt man jedoch fest, dass dieser erhebliche Normumfang einerseits aus den umfassenden und spezieller auf Holzarten bezogenen Sortierungsmerkmalen, andererseits aus in allen Normteilen gleichlautend wiederkehrenden Regelungen und Festlegungen resultiert. Insoweit ist der Umfang weniger problematisch - vielmehr sind die neu geschaffenen Holzfußboden-Normen als gut und hilfreich zu sehen.

DIN-EN 13226
"Holzfußböden; Massiv-holz-Parkettstäbe mit Nut und/ oder Feder"

Diese Norm wird die DIN 280, Teil 1 "Parkettstäbe, Parkettriemen und Tafelriemen für Tafelparkett" ersetzen. Eine wesentliche Änderung ergibt sich insoweit, dass es für Holzarten unterschiedlich 9 Sortierungsregeln und darüber hinaus eine Sortierungsvorgabe für eine "freie Sortierung" gibt.

Bezüglich der Konstruktionsmaße gibt es Vorgaben bezüglich der mindest betragenden Breite von 40 mm, der Mindestlänge von 250 mm und der Mindestdicke von 14 mm. Die Nutzschichtdicke muss 35 % der Gesamtdicke betragen. Ein Hinweis besagt, dass in Europa die bevorzugte Dicke 22 mm ist.

Grenzabweichungen bezüglich der Fertigungsmaße decken sich im Wesentlichen mit den bisherigen Normvorgaben. Die neue Norm äußert sich auch zur Renovierbarkeit. Demnach muss Parkett dieser Norm mindestens 2 x aufgearbeitet werden können, was selbstverständlich Anforderungen an die Konstruktion mit sich bringt.

Im Anhang der Norm finden sich zahlreiche aufgelistete Holzarten, die für die Herstellung von Parkett und Parkettfußböden Verwendung finden.

DIN-EN 13227
"Holzfußböden; Massivholz-Lamparkettprodukte"

Mit dieser Norm wird die in der Deutschen Norm bestandene Lücke bezüglich des 10 mm Massivparketts geschlossen. In der Norm wird einerseits zwischen sogenanntem Lamparkett mit kleinen Abmessungen und großen Lamparkettelementen sowie Parkettdielen (ParquetTapis) unterschieden. Das bei uns gebräuchliche 10 mm Massivparkett entspricht dabei den Lamparkettelementen kleiner Abmessungen. Allerdings sind dabei Längen bis 400 mm und Breiten bis 75 mm zulässig. Große Lamparkettelemente sind solche mit einer Länge über 400 mm und einer Breite bis zu 180 mm. Solche Elemente sind z.B. in den Niederlanden gebräuchlich und werden in besonderer Verlegetechnik auf besonders vorbereiteten Untergrund geklebt und zusätzlich von oben genagelt - eine Arbeitsweise, die in Deutschland keine Bedeutung hat.

Auch diese Norm äußert sich zu Verlegebedingungen und Renovierbarkeit. Lamparkettfußboden muss mindestens zweimal renovierbar sein.

DIN-EN 13228
"Holzfußböden; Massiv-holz-Overlay-Parkettstäbe einschließlich Parkettblöcke mit einem Verbindungssystem"

Durch diese Norm werden stabparkettartige massive Elemente geregelt, die über ein anderes Verbindungssystem als Nut und Feder verfügen. Bei Parkettblöcken handelt es sich um Elemente mit einer Länge von 200 - 400 mm bei einer Breite von 40 - 80 mm und einer größeren Dicke als 13 mm. Overlay Fußbodenelemente sind 200 bis 2000 mm lang, 40 - 100 mm breit und haben eine Dicke von 8 - 14 mm. Die Sortierunganforderungen wie auch der Holzfeuchtegehalt sind wie in den bisher behandelten Normteilen geregelt.

DIN-EN 13488
"Holzfußböden; Mosaikparkettelemente"

Diese Norm wird DIN 280, Teil 2 "Mosaikparkettelemente" ersetzen. Wie in der Stabparkettnorm sind die Sortierungsmerkmale jedoch auf deutlich weniger Holzarten begrenzt. Sortierungsmerkmale gibt es für Eiche, Buche und Esche. Darüber hinaus gibt es ebenfalls eine so bezeichnete freie Klasse.

Die Dicke bleibt weiterhin bei 8 mm. Demgegenüber ändert sich die Lamellenbreite. Hier sind Breiten bis 35 mm zulässig. Die Länge soll zwischen 115 - 165 mm liegen. Darüber hinaus regelt die Mosaikparkettnorm auch aus Mosaikparkettlamellen hergestellte Parkettelemente mit Oberflächenbehandlung. Hier muss die Dicke noch 7,5 mm betragen.

Auch für Mosaikparkett ist in der Norm festgelegt, dass dieses mindestens zweimal renovierbar sein muss.

DIN-EN 13489
"Holzfußböden; Mehrschichtparkettelemente"

Dieser Normteil wird DIN 280, Teil 5 "Fertigparkettelemente" ersetzen. Bereits aus dem Begriff Mehrschichtparkett ist abzuleiten, dass es nicht mehr auf die Oberflächenbehandlung, sondern auf die Mehrschichtigkeit ankommt. Dadurch bestätigt sich, was bisher für Fertigparkettelemente nach DIN 280, Teil 5 zutreffend war, nämlich, dass oberflächenbehandelte massive Elemente, z.B. oberflächenbehandelte massive Parkettdielen, kein Fertigparkett im Sinne der Norm waren und auch kein Mehrschichtparkett sein werden.

Weiterhin bestehen Mehr-schichtelemente aus einer Verbindung von Holz und/oder Holzwerkstoffen, die miteinander verleimt sind. Umfassender als in DIN 280, Teil 5 werden die Sortierungsmerkmale für unterschiedliche Holzarten in der EN-Norm abgehandeIt. Erscheinungsmerkmale der Sortierung werden holzartenbezogen benannt.

Des Weiteren ist für normabweichende Sortierungen (Werksortierungen) die freie Klasse zulässig.

Die Holzfeuchte von Mehr-schichtelementen wird im Gegensatz zur DIN 280, Teil 5 reduziert und beträgt nach der neuen Norm 5 - 9%, was im Mittel 7 % entspricht.

Eine Änderung gibt es in der Nutzschichtdicke. Während in DIN 280, Teil 5 die Nutzschichtdicke mit mindestens 2,0 mm angegeben war, nennt die Mehrschichtparkettnorm eine Mindestschichtdicke von 2,5 mm. Auch zur Renovierbarkeit äußert sich die neue Norm. Hier ist nachzulesen, dass ein Mehrschichtparkett mindestens zweimal renovierbar sein muss. Darüber hinaus ist festgelegt, dass die Elemente so konstruiert sein müssen, dass das Austauschen eines einzelnen oder mehrerer Stäbe der Nutzschicht oder des ganzen Elements möglich sein muss.

DIN-EN 13269
"Holzfußböden; massive Laubholzparkettdielen"

Mit dieser Norm wird das mit der früher gültig gewesenen DIN 280, Teil 4 geregelte Parkettmaterial wieder normiert. Dabei handelte es sich um aus einzelnen Parkettstäben zusammengefasste, werkseitig verleimte Elemente mit rundum laufendem Nut- und Federprofil. Die Zusammenfügung der Parkettstäbe erfolgt über Schwalbenschwanzzinkung sowie Verleimung.

Ansonsten regelt diese Norm Sortierungsmerkmale ebenso umfassend wie in den bisher benannten Normteilen. Auch die Anforderungen an konstruktive Dinge zulässige Abweichungen, Verlegebedingungen wie auch zur Renovierbarkeit sind gleichlautend mit bisherigen Normteilen.

Grundsätzliches zur Holzfeuchte

Abweichend von den bisher bekannten Angaben zur Holzfeuchte in DIN 280, Teile 1 und 2, nämlich 9,0 + 2,0 Gew.-% ist für die massiven Parkettkonstruktionen der Holzfeuchtegehalt auf 7 - 11 Gew.-% festgelegt. Während die bisher nach DIN 280 gültige Festlegung des Holzfeuchtegehalts eindeutig so zu verstehen war, dass das Material mit einem mittleren Holzfeuchtegehalt von 9,0 Gew.-% herzustellen, zu liefern und zu verlegen war und die einzelnen Messwerte lediglich im Umfang der Streuwertsangabe ( 2,0 Gew.-%) liegen dürften, ist man von dieser Festlegung des Feuchtegehalts abgekommen. Grund dafür sind die ganzjährig zweifellos trockeneren Raumklimabedingungen in den nordeuropäischen Ländern, wie auch die ganzjährig höheren Luftfeuchtewerte in südeuropäischen Ländern. Von daher war es nicht möglich, den Holzfeuchtegehalt so festzulegen, wie es bisher in der DIN 280 der Fall war. Die neue Norm lässt unterschiedliche Festlegungen durchaus zu - allerdings nicht willkürlich in der genannten Schwankungsbreite. Für unsere Region wird sich nichts ändern. Unter Berücksichtigung der in Mitteleuropa vorherrschenden mittleren Raumklimabedingungen wird es auch weiterhin so sein, dass der Holzfeuchtegehalt auf im Mittel 9,0 Gew.-% in einer zulässigen Schwankungsbreite von + 2,0 Gew.-% bemessen wird. Da hier zweifellos ein Ausgangspunkt für unterschiedliche Auffassung gegeben ist, wird es erforderlich sein, über eine breite Meinungsbildung, die für unsere Bearbeitungsbereiche richtige Festlegung zu manifestieren.

Sortierungsmerkmale

Sehr ausführlich und gründlich - insbesondere holzartenbezogen - neu geregelt, sind die Sortierungsmerkmale. Um nicht in Übersetzungsschwierigkeiten mit einzelnen Landessprachen zu kommen, sind die Sortierungen über alle Normteile gleich mit Symbolen gekennzeichnet. Die höchste Sortierungsstufe ist mit einem Kreissymbol, die mittlere Sortierung, welche in etwa der bisherigen Sortierung "gestreift" entspricht, ist mit einem Dreieck und die dritte Sortierungsstufe, welche in etwa der bisherigen Sortierung "rustikal" entspricht, ist mit einem Quadrat gekennzeichnet.

Die Sortierungsmerkmale sind für unterschiedliche Holzarten, am Beispiel von DIN 13226 "Holzfußböden; Massiv-holz-Parkettstäbe mit Nut und/oder Feder für Eiche, Esche, Ahorn, Buche, Kiefer, Edelkastanie, Lärche, Kiefer und Tanne geregelt. Darüber hinaus gibt es eine allgemeine Sortierungsvorschrift für andere Laubhölzer sowie Vorgaben für eine freie Klasse.

Die freie Sortierung regelt die Vereinbarkeit von Werksortierungen. Während es eine solche Regelung bisher nicht gab und beim Parkettleger oder Endverbraucher nicht bekannt war, was sich unter Werksortierungen und entsprechenden Bezeichnungen verbirgt, muss sich auf Anforderung ein Hersteller bzw. Lieferant eines außerhalb der normativ geregelten Sortierungsvorschriften gefertigten oder aber beschaffenen Parketts zu den in der freien Sortierung festgelegten Sortierungsmerkmalen äußern.

Schlussbemerkung

Alles in allem handelt es sich um eine sehr umfassende und nach entsprechender Einarbeitung leicht verständliche und auch gute Norm. Da gegenwärtig noch weitere Normteile für verschiedene Holzfußböden erarbeitet werden und darüber hinaus noch normative Festlegungen hinsichtlich der Verlegebedingungen erarbeitet werden, wird empfohlen, sich die Normen nach ihrem Erscheinen in DIN- Norm-Taschenbüchern zu beschaffen und im Einzelnen zu studieren. Zweifellos wird die Kenntnisnahme dieser umfassenden Normen eine Erleichterung in der täglichen Praxis darstellen.
aus Parkett Magazin 04/03 (Normen)