Serie: Parkett auf Heizestrich von Karl Remmert - Teil 4 -
Ausgleichsfeuchte und Fugenbreiten von Holzfußböden
Auf Grundlage der aktuellen Broschüre des Holzbauhandbuches "Parkett, Planungsgrundlagen", die der Informationsdienst Holz herausgibt und in der die Aussage gemacht wird, dass die Oberflächentemperatur des Heizestrichs 25 C nicht überschreiten darf, wird das Für und Wider von Parkett auf Heizestrichen erneut debattiert. In den vorausgegangen Heften hat das ParkettMagazin die holztechnologischen und wärmetechnischen Aspekte dargestellt. In diesem Heft sollen Berechnungen zur Ausgleichsfeuchte und zu Fugenbreiten vorgestellt werden.
1. Luftfeuchte an der Oberfläche von Holzfußböden auf Heizestrichen
In der letzten Folge dieser Serie (vgl. ParkettMagazin 3/03, S.122) wurde gezeigt, dass bei Fällen, die nach der Empfehlung des Holzbauhandbuchs errechnet werden, die Fußbodenoberflächentemperatur je nach Dicke des Holzfußbodens ca. 2,5 bis ca. 3,5 C über der Raumtemperatur liegt. Wenn man Werte des Merkblattes von 1981 zugrunde legt, darf die Fußbodenoberflächentemperatur sogar 8 C über der Raumtemperatur liegen.
Durch die höhere Oberflächentemperatur der Fußbodenhölzer auf einem Heizestrich verändert sich die Luftfeuchte in der unmittelbar an den Fußboden angrenzenden Luftschicht. Damit verändert sich auch die Ausgleichsfeuchte des Fußbodenholzes, das mit seiner Lieferfeuchte auf ein Raumklima mit 20C und 50% relative Luftfeuchtigkeit eingestellt gewesen ist.
Diese Zusammenhänge lassen sich rechnerisch nachvollziehen. Bei einem angestrebten Raumklima mit einer bestimmten Temperatur, der ein Wasserdampfsättigungsdruck (ps) zugeordnet werden kann, stellt sich bei einer bestimmten relativer Luftfeuchte ein Wasserdampfteildruck (pt) ein. Die Wasserdampfsättigungsdrücke (ps) können der obenstehenden Tabelle entnommen werden.
Da der Wasserdampfteildruck in einem geschlossenen Luftvolumen gleich bleibt, fällt die relative Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit vom Wasserdampfsättigungsdruck (ps) an der Fußbodenoberfläche erheblich ab. (Siehe Formel 1).
In der rechtsstehenden Abbildung sind die relativen Luftfeuchtigkeiten für die Empfehlung des Holzbauhandbuchs von 2001 und für die Empfehlung des Merkblattes von 1981 ermittelt. (Siehe Formel 2.)
Nach dem Keylwerthdiagramm ergeben sich für 23,4 C und 40,6 % r.F ca. 7,3% Holzfeuchte. Bei 27C und 33% r.F. ergeben sich ca. 6% Holzfeuchte. Siehe Diagramm 3.
Das Beispiel zeigt, dass in einem Raum mit einer Fußbodenheizung, die mit der empfohlenen Oberflächentemperatur betrieben wird, die relative Luftfeuchtigkeit in der an den Fußboden angrenzenden Luftschicht abfällt und damit die Holzfeuchtigkeit unter die genormten Lieferfeuchten sinkt - in dem dargestellten Beispiel nach der Empfehlung des Holzbauhandbuchs um 2% (9% Lieferfeuchte minus 7% Einbaufeuchte), in dem Beispiel nach der Empfehlung des Merkblattes von 1981 sogar um 3% (9% Lieferfeuchte minus 6% Einbaufeuchte). Diese Werte werden schon erreicht, wenn die Raumtemperatur nicht über 20 C steigt. Da viele Menschen eine höhere Raumtemperatur bevorzugen, sind die errechneten Werte also Minimalwerte, die in der Praxis häufig überschritten werden.
2. Fugenbreite bei Holzfußböden auf Heizestrichen
Holz schwindet nach Feuchtigkeitsabgabe. Wir haben das im 2. Teil dieser Serie dargestellt. Deshalb entstehen in einem Parkettboden in der Heizperiode zwangsläufig Fugen. Mit der Feuchtedifferenz (Du) und dem differentiellen Schwindmaß (qt/r) lässt sich diese Schwindung und damit die Fugenbreite berechnen. Siehe Formel 4.
Bei einer üblichen Lamellenbreite von 70 mm ergeben sich für die Holzart Eiche nach der Empfehlung des Holzbauhandbuchs ca. 4/10 mm, nach der Empfehlung des Merkblattes von 1981 sogar ca. 6/10 mm Fugen. Auch diese Fugenbreiten sind Minimalwerte, die sich bei einem Raumklima mit 20C und 50% relative Luftfeuchtigkeit einstellen. Bei höheren Temperaturen und niedrigeren Luftfeuchten, wie sie in der Praxis eher die Regel sind, stellen sich entsprechend größere Fugen ein - insbesondere bei Holzarten mit hohem differentiellem Schwindmaß, wie etwa Buche.
Fugenbreiten von mehreren Zehntel mm werden in der Regel von der Bauherrschaft nicht akzeptiert und provozieren mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Reklamation. In der Baupraxis wird auf dieses Problem oft reagiert, indem Holz mit einer deutlich unter der Normfeuchte liegenden Lieferfeuchte bestellt wird. Vor dieser Praxis ist jedoch dringend zu warnen, weil in unklimatisierten Räumen untertrocknetes Holz im Sommerhalbjahr bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit entsprechend stärker quillt. Bei einer behinderten Quellung durch eine schubfeste Verklebung werden dadurch schnell Quelldrücke erreicht, bei denen die Holzfasern irreversibel gestaucht werden (vgl. ParkettMagazin 2/03, S. 117). Unter Umständen geht gar der Fußboden hoch, weil die Randabstände erschöpft sind. Das trifft besonders für Holzpflaster zu, weil Holz über Hirn erheblich kürzere Feuchtewechselzeiten hat, als über einen Längsschnitt. Das trifft aber auch für Parkett aus allen Hölzern mit kurzen Feuchtewechselzeiten zu. Die durch behinderte Quellung entstehenden Fugen (Fassdaubenoptik) schließen sich im jahreszeitlichen Wechsel nicht wieder und sind oft größer und vor allem unschöner als Schwindfugen. Holzfußböden auf Heizestriche dürfen nicht großflächig mit Teppichen abgedeckt werden, weil neben der unzulässigen Erhöhung des Wärmedurchlasswiderstandes auch die Temperatur an der Oberfläche des Holzfußbodens noch weiter erhöht wird (vgl. ParkettMagazin 3/03, S. 122). Mit einer erhöhten Oberflächentemperatur geht immer eine Verringerung der Luftfeuchte einher, weshalb Holzfußböden auf Heizestrichen, die mit Teppichen abgedeckt werden, unter den Teppichen verstärkt Fugen bekommen.
(In der kommenden Folge dieser Serie werden die Vorschriften für die Verlegung von Holzfußböden auf Heizestrichen dargestellt. Abschließend wird eine Empfehlung ausgesprochen, unter welchen Bedingungen ein Holzfußboden auf einem Heizestrich mit hoher Wahrscheinlichkeit schadensfrei bleibt.)
aus
Parkett Magazin 04/03
(Bodenbeläge)