Umwelt-Betriebszertifizierung nach ISO 14000 und EMAS

Agieren statt Reagieren

Der Aufbau eines Umweltmanagementsystems ist - wie jede Zertifizierung - ein aufwändiger Prozess, über dessen Sinn und Nutzen für jedes einzelne Unternehmen nachgedacht werden muss. Im Grunde gleicht das Vorgehen nicht mehr nur dem Stopfen einzelner Löcher im Socken, sondern es wird der ganze Socken neu gestrickt. Im Gegensatz zu einzelnen Umweltschutzmaßnahmen wird bei der Etablierung eines Umweltmanagementsystems das gesamte Unternehmen betrachtet und ein gezielter Entwicklungsplan mit den entsprechenden Zuständigkeiten entworfen.

Ein Umweltmanagementsystem koordiniert und systematisiert über entsprechend festgelegte und dokumentierte Steuerungs-, Regelungs- und Kontrollmechanismen die Aktivitäten des betrieblichen Umweltschutzes, bringt es ein Fachberater auf den Punkt. Wie bei QM-Zertifizierungen auch, wird zunächst der Ist-Zustand in Bezug auf die ökologischen Auswirkungen aller Aktivitäten dokumentiert. Im nächsten Schritt formuliert die oberste Leitung eigene umweltschutzbezogene Ziele des Unternehmens. Danach werden die erhobenen Daten mit bestehenden Umweltgesetzen abgeglichen, um anschließend ein Umweltprogramm zu erstellen. Darin sind die Umweltziele zusammengestellt und die Zuständigkeiten im Betrieb beispielsweise bei Notfällen, aber auch für die Einhaltung der Richtlinien geklärt.

Auch wenn auf den ersten Blick die Verminderung von Umweltrisiken im Vordergrund steht, ergeben sich eine Reihe von Argumenten für eine Umweltmanagementzertifizierung:

- Verminderung von Umweltrisiken und dadurch Vermeidung von Bußgeldern und Sanktionen wegen etwaiger Verstöße
- Reduzierung der Versicherungsprämien für Umweltrisikoabsicherung
- Verbesserung der Glaubwürdigkeit gegenüber der Öffentlichkeit
- Erkennen von Kosteneinsparpotenzialen

Dagegen stehen Kosten für:

- Informationsbeschaffung
- innerbetrieblichen Zeitaufwand
- Beratung
- interne und externe Betriebsprüfung/Umweltmanagement-Audit
- Öffentlichkeitsarbeit

Die tatsächlichen Kosten und der Zeitbedarf lassen sich allerdings nur schwer abschätzen und hängen von der Umweltrelevanz des Unternehmens und der Betriebsgröße ab. Damit sich auch kleine und mittelständische Betriebe nach ISO 14001 zertifizieren lassen können, gibt es Fördermittel der EU, des Bundes und der Länder.

EMAS versus ISO

Derzeit gibt zwei unterschiedliche Umweltmanagement-Zertifizierungssysteme. Zum einen ist es das europaweit verbreitete EMAS-VO (Eco-Management and Audit Scheme, auch EG-Öko-Audit genannt). Daneben existiert seit 1996 die weltweit gültige Normenreihe ISO 14000 ff, von der es seit Ende des vergangenen Jahres eine überarbeitete Fassung gibt. Die ISO 14001 ist integraler Bestandteil von EMAS, allerdings gehen die EMAS-Forderungen über die ISO-Norm hinaus. Bei EMAS wird beispielsweise eine jährliche Umwelterklärung verlangt, das System ist stärker auf einen Dialog mit externen interessierten Kreisen ausgerichtet. Dagegen punktet eine ISO 14001-Zertifizierung vor allem durch die weltweite Anerkennung. Experten rechnen deswegen damit, dass sich langfristig die ISO-Zertifikate gegenüber dem EMAS-Audit durchsetzen werden. Außerdem wurde zu Jahresbeginn das ISO-Regelwerk überarbeitet. Seitdem lässt sich die ISO 14001:2004 unabhängiger von der ISO 9001:2000 anwenden.

Im Oktober vergangenen Jahres waren 74.000 Unternehmen weltweit nach ISO 14001 bzw. EMAS zertifiziert, die meisten davon in Japan (16.696), Großbritannien (5.460) und China (5.064). Deutschland folgt hinter Spanien (4.860) auf Position 5 mit 4.320 zertifizierten Betrieben.

Die Möglichkeiten der Verwendbarkeit der beiden Zertifikate sind unterschiedlich. Für ISO 14001 gibt es generell kein Logo. EMAS erlaubt die Verwendung des Logos mit Registriernummer des Unternehmens in der Werbung für bestimmte Produkte, aber nicht auf den Verpackungen.

Informationen zu Umweltmanagementsystemen

UMIS-Umweltmanagement-Service: www.umis
Öko-Audit-Informationssystem: www.oekoaudit.uni-osnabrueck.de
ISO 14000 Information Center: www.iso14000.com
TC207 on Environmental Management: www.tc207.org
Wissenswertes zur EMAS: www.emas-logo.de
http://europa.eu.int/comm/environment/emas/index_en.htm
aus Parkett Magazin 02/05 (Normen)