Außergewöhnliches Parkett im Wandel der Zeiten

Von der Gotik bis heute

Besondere Verlegemuster sind bei Deutschlands Parkettböden eine Seltenheit, Schiffsboden-Fertigparkett ist hingegen die Regel. Was kann getan werden, um außergewöhnliche Verlegungen zu fördern? Im vorigen ParkettMagazin forderte ein Tafelparketthersteller, dass die Handwerker und Händler selbst in ihren Ausstellungen mehr Mut zu Musterverlegungen und Intarsien zeigen müssten. Ähnlich wie im Fliesenlegerhandwerk auch, sollten Randfriese und andere dekorative Elemente die Ausstellungen zieren.

Ein Blick in die Geschichte des Parketts zeigt, dass außergewöhnliche Parkettböden Tradition haben. In den meisten historischen Gebäuden sind jedoch nicht mehr die ursprünglichen Böden vorhanden, sondern im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausgetauscht worden. Auf das Erhalten bzw. die Wiederherstellung alter Böden sind die Parkettrestauratoren des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik spezialisiert.

Parkettrestauratoren erkennen die Entstehungsgeschichte und das Alter eines historischen Bodens normalerweise an dessen Muster und Holzart. Nur im sehr seltenen Notfall wird eine teure Bestimmung im Labor herangezogen, um beispielsweise die Holzart präzise festzulegen. Dendrochronologische Altersbestimmungen wie sie bei Musikinstrumenten und Kunstwerken gemacht werden, sind bei Parkettböden schwierig (siehe Kasten). Die Entwicklung des Parketts und der Verlegetechniken hing in erster Linie von den Möglichkeiten vorhandener Werkzeuge und der Verfügbarkeit der Holzarten ab. So lässt sich am Aufbau der Böden die räumliche und zeitliche Herkunft der Holzarten ablesen, erklärt Jochen Michalik, Fachgruppenleiter der Parkettrestauratoren im ZVPF. Verschiedene afrikanische Holzarten sind in europäischen Häusern dank der Entdeckungsreisen der Ägypter und Römer schon lange bekannt, während amerikanische Hölzer erst durch die Aufnahme des Seehandels mit Amerika nach Europa kamen.

Gotik (1130 bis 1500)

Holzbretter werden bereits seit unzähligen Jahrhunderten als Böden verwendet, im Grunde von der Antike bis zum Anfang der Gotik. In dieser Zeitepoche wurde es möglich, Holz mit Unterstützung der Wasserkraft besser bearbeiten zu können. Die ersten Dielenböden wurden verlegt - in der Regel Brett an Brett, mit Nägeln befestigt. In der Spätgotik entwickelten sich Verarbeitungstechniken wie Nuten, Verleimen, Graten und Zapfen. Als Holzarten setzten die Handwerker in der Regel Fichte und Tanne ein. Heute sind kaum noch Originalböden aus dieser Zeit zu finden.

Renaissance (1420 bis 1620)

Die Renaissance ist die eigentliche Geburtsstunde des Parketts, berichtet Michalik weiter. In dieser Zeit wurden erstmals Holzböden als Parkett bezeichnet. Es entstanden Parkettböden mit geometrischen Mustern, die ersten Schmuckböden wurden verlegt, oft als Spiegelbild der Decke. Verwendet wurden grundsätzlich einheimische Holzarten wie Eiche, Nussbaum, Kiefer, Fichte und Tanne und gelegentlich Lärche. Die Verlegung erfolgte auch hier meistens stumpf, auch wenn es gelegentlich genutete Hölzer gab.

Barock (1600 bis 1780)

Im Barock entstanden klassische Schmuckböden - in erster Linie sog. Felderböden, die sich nicht unbedingt mehr an dem Vorbild der Decke orientierten. Dieses Tafelparkett hatte oft eine Abmessung von 1 x 1 m. Dabei beinhaltete jede Tafel ein einzelnes Muster. Während die Außenfriese der Tafeln oft aus Eiche bestanden, kamen für die Innenfläche besonders hochwertige Holzarten wie Kirsch- oder Nussbaum zum Einsatz. Zusätzlich wurden Materialien wie Perlmutt, Elfenbein und Schildpatt einbezogen.

Klassizismus (1750 bis 1840)

Die Entwicklungen des Barocks setzten sich in den kleineren Stilepochen wie Rokoko und Biedermeier fort. Die Böden werden etwas imposanter, man beginnt mit der Verlegung sog. Rapportböden, in denen sich ein Muster nicht mehr nur auf eine Tafel beschränkt, sondern übergreifende Muster möglich sind. Für Prunkbauten wurden weiterhin Tafelparkett und Intarsienböden in allen gängigen Holzarten eingesetzt, die man auch für den Möbelbau verwandt hat. Aber auch in den Häusern wohlhabender Bürger wurde ab diesem Zeitpunkt Parkett in besonderen Mustern verlegt. Die ersten Fischgrät- und Würfelmuster entstanden.

Historismus (1840 bis 1900)

Die erste industrielle Fertigung von Stabparkett reicht nach Angaben Jochen Michaleks zurück bis etwa 1850. Die Stäbe waren 100 bis 120 mm breit und bereits damals nur 24/25 mm dick. Neben Stabparkett in allen Mustern und Holzarten gehörte nach wie vor auch Tafelparkett zu den bevorzugten Bodenbelägen.

Moderne bis heute

Im ersten Drittel des 20sten Jahrhunderts wurden die Böden nicht mehr grundsätzlich genagelt, sondern zunehmend geklebt. Zuerst standen Bitumen-Klebstoffe zur Verfügung, später folgten anwendungsbezogene Klebstoffsysteme.
aus Parkett Magazin 02/05 (Bodenbeläge)