Wachsende Nische auch für Parkettbranche interessant
Outdoor - ein lukratives Geschäft
Holzbeläge gibt es nicht nur in Innenräumen, es gibt sie auch draußen vor der Tür. Auf Terrassen und Loggien, auf Gartenwegen oder Decks für die Gartenbestuhlung, als Schwimmbad- oder Teichumrandung. Ein Geschäft, das man nicht den Gartencentern überlassen muss. Steigen Sie ein in einen Markt, der immer noch deutliche Zuwachsraten hat.
Auf dem Holzhandelstag in Rostock wurde wieder deutlich: "Holz im Garten" ist für den Holzhandel ein wichtiges Sortiment. Jahr für Jahr erhöhen sich die Absatz- und Umsatzzahlen mit Gartenhölzern - einer der wenigen Bereiche, der dem Holzhandel neben den Bodenbelägen noch Freude bereitet. Auch für 2004 berichtete der Gesamtverband Deutscher Holzhandel (GD Holz) wieder von einem "kräftigen Umsatzanstieg". Gartenmöbel aus Holz machen traditionell ungefähr ein Drittel des "Holz im Garten"-Sortiments aus. Bodenhölzer und Decks wiederum sind nach Untersuchungen von B+L Marktdaten mit einem Anteil von 9,4 % der drittwichtigste Bereich in diesem Sektor.
Der Hauptgeschäftsführers des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, Dirk Uwe Klaas, erwartet, dass der Gartenholz-Bereich als "verlängertes Wohnzimmer" und "Zimmer unter freiem Himmel" auch in Zukunft ein wachsender Markt bleibt. Für Klaas ist klar, dass die Gartengestaltung mittlerweile von ähnlichen Gesichtspunkten beeinflusst wird wie die Inneneinrichtung. Dabei stehen natürliche, warme Materialien wie Holz hoch im Kurs. Der Vorteil von Holz: in der Sonne nicht zu heiß und am Abend nicht zu kalt.
Doch wie kann der Parkettleger von dem neuen "Gartengefühl" profitieren? Experten wie Thomas Wilper, Bereichsleiter Garten bei Osmo, bestätigen, dass Handwerker aus dem Bereich Holzverarbeitung gute Vorraussetzungen für die Verarbeitung von Holz im Außenbereich mitbringen. "Die verstehen etwas von Holz, Quellen und Schwinden sind keine Fremdworte." Entsprechend würden dort bestimmte konstruktive Details gleich in die Überlegungen mit einbezogen. Gut geschult könnte die Terrassenverlegung durchaus ein zusätzliches Arbeitsfeld werden. Nicht zu vergessen: Oft genug bringt die Verlegung von Terrassendecks auch ein regelmäßiges Folgegeschäft mit sich. Denn der Endverbraucher, der eine Holzoptik schätzt, muss in regelmäßigen Abständen auch seine Terrasse reinigen und neu ölen, um der Vergrauung Herr zu werden.
Da es für Riffeldielen, Holzroste, Garten- und Terrassendecks weder Produkt-/Qualitätsnormen noch Anwendungsempfehlungen in Form von DIN-Normen gibt, empfiehlt sich die Publikation des GD Holz "Anwendungsempfehlungen für Balkon- und Terrassendielen". Außerdem bieten verschiedene Terrassendeck-Anbieter Unterlagen und Schulungen an.
Holzhandwerk als größte Abnehmergruppe
Bereits jetzt ist das Holzhandwerk massiv im Terrassenbodenbereich vertreten. Zimmerer und Tischler haben einen Anteil an der Verlegung von 40 bis 45 %. Eine weitere wichtige Zielgruppe ist der selbstverlegende Endverbraucher, erklärte Martin Langen von B+L Marktdaten auf dem Holzhandelstag in Rostock. Je nach Art der Holzterrassen verlegen 18 bis 31 % der Verbraucher selbst. Gleichwohl wird immer wieder prognostiziert, dass in Zukunft für bestimmte Käuferschichten Zeitgewinn ein entscheidendes Argument sein wird. Soll heißen: Je weniger freie Zeit die Menschen haben, desto eher greifen sie auf die Dienste eines Handwerkers zurück. Es zeigt sich schon jetzt, dass preislich weiter unten liegende Produktgruppen wie kesseldruckimprägnierte Nadelhölzer (KDI-Nadelhölzer) eher von Heimwerkern verlegt werden, als die höherwertigen Terrassenhölzer Lärche und Douglasie oder Terrassendecks aus tropischen Holzarten. Doch ob der klassische Handwerksbetrieb von der Entwicklung profitieren wird, ist fraglich. Bereits jetzt bilden die Werkstattlosen beispielsweise bei Lärchen- und Douglasienböden die wichtigste Abnehmergruppe.
Bangkirai ist bedeutendstes Sortiment
Wichtigste Sortimentsgruppe im Bereich Terrassenböden mit einem Marktanteil von 32 % sind nach wie vor die Decks aus KDI-Nadelhölzern, in erster Linie Kiefer und Fichte, heißt es in der B+L-Studie. Preislich im unteren Sektor einzustufen, gehören sie mittlerweile fest zum Kerngeschäft im Baumarkt und bei Gartencentern, aber auch im Fachhandel. Oft werden die kesseldruckimprägnierten Bodenelemente, die auf Grund der Holzstruktur zum Splittern neigen, vom Heimwerker verlegt. Dieser sollte allerdings nicht an der Qualität der KDI-Hölzer sparen, denn nur wenn die Kesseldruckimprägnierung ordentlich durchgeführt wird, ist auch die längere Dauerhaftigkeit des Holzes gewährleistet.
Ein weiteres bedeutendes Sortiment ist der Terrassenboden aus tropischen Holzarten (32 %) - ein traditionelles Betätigungsfeld des Holzhandels. Nach wie vor ist das meiste Terrassenholz nicht FSC-zertifiziert und an der nachhaltigen Bewirtschaftung gibt es immer wieder Zweifel. Lediglich bei Aufträgen der öffentlichen Hand spielt das Zertifizierungs-Argument bisher eine Rolle. Objekte haben nur einen geringen Anteil am Terrassenmarkt. Martin Langen berichtete in diesem Zusammenhang, dass 92 % aller Terrassenverlegungen im Zuge einer Renovierung ausgeführt werden. Die für den Neubau verbleibenden 8 % verteilen sich zu 95 % auf den Wohnungsbau,nur lediglich 5 % aller Terrassenböden finden sich im Objektbereich.
Unter den tropischen Holzarten ist das indonesisch/malaysische Bangkirai momentan das absolute Trendholz für Terrassenböden. Ursprünglich stand die Bezeichnung Bangkirai ausschließlich für Holz der Art Shorea laevis. "Doch das ist lange, lange her", erklärt Josef Plößl, Geschäftsführer im GD Holz. Mittlerweile wird unter Bangkirai die ganze Gruppe der Yellow Balau-Hölzer, also der schweren Arten der Gattung Shorea, gebündelt. Daneben kämen auch immer wieder andere, weniger schwere und damit weniger dauerhafte Shorea-Arten zur Verwendung. Mit der Folge, dass Decks bereits nach wenigen Jahren verrotten würden. Deswegen diskutierten die Mitglieder der Massivholz-Gruppe im GD Holz den Umgang mit Bangkirai. Hierbei zeige sich, "dass gelegentlich geschummelt wird". Mittlerweile würden einige Anbieter sogar soweit gehen,auch Nicht-Shorea-Arten aus Südamerika unter dem Bangkirai-Begriff zu vermarkten. Plößl warnt eindringlich vor dieser Entwicklung, denn "bei der Herkunft sollte auf jeden Fall zwischen Erdteilen unterschieden werden." Mit der Verwässerung des Bangkirai-Begriffs dürften auch die Reklamationen zusammen hängen, von denen Herbert Jäger vom Holzhandel Hermann Wickert in Landau berichtete. Insbesondere im letzten Jahrhundertsommer hätte das Trendholz, das üblicherweise keine Splitter hervorruft, nicht nur seine positiven Seiten gezeigt. Trotzdem sei Bangkirai ein überaus interessantes Produkt, denn mittlerweile würden davon in Deutschland große Mengen abgesetzt - sehr zur Freude der Holzhändler und -importeure. Neben Bangkirai spielen auch Teak und sog. "südamerikanische Austauschhölzer" wie Massaranduba und Cumaru als Terrassenhölzer eine Rolle.
Hinsichtlich der Verfügbarkeit gibt es derzeit noch keine Schwierigkeiten mit Bangkirai. Allerdings ist das Angebot, wie bei anderen Importhölzern auch, von der Entwicklung des Dollars gegenüber dem Euro abhängig. Der Holzhandel erwartet, dass die tropischen Holzarten in den nächsten zwei bis drei Jahren deutlich - zweistellig - im Preis steigen werden.
Regionale Unterschiede in der Beliebtheit
Terrassendecks aus Lärche und Douglasie stehen in der Beliebtheitsskala mit 27 % an dritter Stelle. Bei Lärche handelt es sich üblicherweise um sibirisches Holz, bei dem auf eine ausreichende Trockenheit geachtet werden sollte. Doch nicht nur beim Lärchenholz aus Sibirien ist die Holzfeuchte entscheidend. Auch für alle anderen Holzarten im Außenbereich gilt, dass eine - für den Parkettleger außerordentlich hohe - Einbaufeuchte von ca. 18 % eingehalten werden sollte. Diese Feuchte bildet den Mittelwert zwischen einer Holzausgleichsfeuchte um 10 % im Sommer und knapp unter Fasersättigung von 25 bis 30 % im Winter. Nach Einschätzungen von Experten zeigen sich hier aber deutliche regionale Unterschiede: Im Norden wird eher auf die tropischen Laubhölzer zurückgegriffen, während in Süddeutschland mehr höherwertige Nadelhölzer der gemäßigten Breiten zum Einsatz kommen.
Interessant ist auch der Bereich der Wood Plastic Composits (WPC). Je nach Hersteller verfügen sie über einen Holzanteil von bis zu 80 %. In den USA sind die Holz-Kunststoffe in der Außenanwendung schon seit Jahren der Renner, in Europa bis dato nicht. Vorteile: Höhere Dauerhaftigkeit, ähnliche Optik und Haptik wie Holz. Aber, für viele Endverbraucher entscheidend, es ist eben doch kein Holz. Und mancher Schadensfall ist schon dadurch entstanden, dass die "Hölzernen" nicht beachtet haben, dass WPC - anders als Holz - sich vor allem in Längsrichtung ausdehnt, wusste Thomas Wilper von Osmo zu berichten. Während die einen den WPC-Produkten eine große Zukunf voraussagen, sind andere eher skeptisch. Die Preise sind momentan noch recht hoch, wie Consultant Martin Langen in Rostock anmerkte. Allerdings erwartet er, dass ein größerer Wettbewerb und größere Mengen die WPC-Decks in marktkonformere Preisregionen bringen werden.
Eine weitere Nische besetzen Terrassenhölzer aus Thermoholz. Einige Anbieter sind hier schon seit Jahren aktiv und haben Erfahrungen mit dem noch jungen Produkt sammeln können. Charakteristisch ist nach Ansicht von B+L Marktdaten für diese Produktgruppe, dass vieles über Direktvertrieb läuft und ein Teil der Handelswege ausgeschaltet wird. Terrassenböden aus Thermoholz waren auch ein Thema auf dem 3. Thermoholz-Workshop in Dresden. Genaueres zum Thema Thermoholz lesen Sie ab Seite 126 in der ParkettMagazin-Rubrik Handwerk.
aus
Parkett Magazin 03/05
(Bodenbeläge)