Kiesel: Fünf Exotenhölzer im Test (2. Teil)

Tipps für Ipe, Panga Panga und Sucupira

Exotenhölzer werden wieder verstärkt in Deutschland nachgefragt. Ein Blick in die Auslagen, aber auch in die so eben veröffentlichte Statistik des Verbandes der deutschen Parkettindustrie bestätigt die Entwicklung. Vor allem auf Grund ihrer Inhaltsstoffe erfordern die nichteinheimischen Hölzer auch aus Verlegersicht eine besondere Beachtung. Nachdem Thomas Schaffer, Anwendungstechniker bei Kiesel, im vergangenen ParkettMagazin bereits fünf Exotenhölzer vorgestellt hat, folgen jetzt fünf weitere Hölzer. Der Parkett- und Klebstoffexperte hat rund 150 Parkettproben aus mehr als 30 gängigen Exotenhölzern mit unterschiedlichen Klebstoffen geklebt und anschließend die Verklebung auf Herz und Nieren getestet.

Die Verklebung von Exotenholz wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst: Zum einen von den besonderen Inhaltsstoffen der exotischen Holzarten, zum anderen von der Reaktionen der Klebstoffsysteme auf diese Holzinhaltsstoffe und von der Bindungsaktivität der sog. OH-Gruppen der eingesetzten Klebstoffe und Hölzer.

Dabei gibt es zwei mögliche Verbindungen. Zum einen können bei Dispersions-, Kunstharz- und Pulverklebstoffen sog. Wasserstoffbrückenbindungen ausgebildet werden. Sprich: OH-Gruppen aus den Klebstoffen treten mit OH-Gruppen aus dem Holz in Wechselwirkung. Zum anderen können sich auch andere reaktive Gruppen aus dem Klebstoff mit den OH-Gruppen verbinden und damit für eine starke Verklebung sorgen. Ein Beispiel hierfür sind MS- und PU-Klebstoffe.

Dispersions- und Kunstharzkleber - so unterschiedlich sie auch sein mögen -, enthalten in der Regel die Klebstoffbindemittel Polyvinylacetat und
Polyvinylalkoholschutzkolloidsysteme (PVAI). In beiden Polyvinylderivaten gibt es OH- affine Gruppen, die die Verbindung zum Holz bewirken. Sie sorgen für die Verklebung mit dem Holz. Bei Pulverklebstoffen sieht die Situation ähnlich aus: Die Bindung erfolgt über OH-Gruppen. Hier muss das Holz aber zunächst durch Alkali "geöffnet" werden, damit Bindungen mit den OH-Gruppen möglich sind. Und da ergeben sich die Schwierigkeiten: Pulverklebstoffe haben Probleme mit besonders fetthaltigen Hölzern, d.h. mit einem Teil der Exotenhölzern. Solche Probleme treten bei lösemittelhaltigen Klebern hingegen nicht auf, da die Lösemittel auch die Fette lösen können und so Kontakt zum Holz geschaffen wird.

MS-Klebestoffe wiederum enthalten keine OH-Gruppen. Sie sorgen vielmehr mit Hilfe anderer chemischen Bindungen für die reaktive Anbindung und Haftung am Parkett. Fette sind für diese Systeme kein Problem, da zumindest der frische Klebstoff sich mit Fetten vermischen kann. Auch PU-Kleber binden das Holz nicht mit Hilfe der eigenen OH-Gruppen. Stattdessen sorgen Isocynate für die chemische Bindung an die OH-Gruppen des Holzes. Grundsätzlich sind auch diese Systeme wenig anfällig für Fette und sorgen für eine gute Klebkraft auf Exotenhölzern.

Mineralstoffe können Klebkraft reduzieren

Auch andere Holzinhaltstoffe können bekanntlich für Schwierigkeiten bei der Parkettverklebung sorgen. Zucker beispielsweise stört den Abbindeprozess von Zement. Mineralstoffe wiederum sind eigentlich nichts anderes als lösliche Salze. Sie verfärben den Klebstoff, was für die Experten ein erstes Alarmzeichen ist. Wenn zu viel Salze gelöst werden, vermindert sich nämlich unter Umständen die Haftung. Der pH-Wert von Holz wiederum kann sehr unterschiedlich sein. Da er aber in der Regel im sauren Bereich liegt, kommen alle Klebstoffsysteme damit klar.

Im vorliegenden zweiten Teil dieser kleinen Serie geht Thomas Schaffer, Anwendungstechniker bei Kiesel, auf die Besonderheiten der einzelnen Holzarten ein. Auf rund 150 Parkett-Probeflächen hat er die gängisten exotischen Holzarten vor allem auf ihre Verklebbarkeit getestet.

Ipe/Lapacho
(Tabebuia serratifolia)

Das bekannte Holz aus dem nördlichen bis mittleren Südamerika ist reich an fettigen, öligen Inhaltsstoffen. Mit diesem Phänomen kämpfen alle Klebstoffe. 2K-PU-Kleber scheinen nach Beobachtungen von Thomas Schaffer gegen die Verfärbungen aus dem Holz am weitesten resistent zu sein. Andere Klebstoffsysteme verfärben sich teilweise stark, was für die Experten immer ein Indikator für einen möglichen Verlust an Klebkraft ist. Doch bei genaueren Untersuchung hat sich herausgestellt, dass bei Kunstharz- und Dispersionsklebstoffen die Klebstoffverbindung gut bleibt. Lediglich Pulverkleber zeigen größere Probleme. Generell sind längere Abbindezeiten für alle Klebstoffsysteme einzukalkulieren. Gleichzeitig hat das auch unter Guayacàn, Guajak sowie Tobaco bekannte Holz aber ein gutes Quell- und Schwindverhalten, das der Klebeverbindung zu Gute kommt. Die Ausgleichsfeuchte bei 54 % relative Luftfeuchtigkeit liegt bei 7,7 %.

Guarea
(Guarea cedrata)

Einige Lieferanten bezeichnen Guarea als ein wenig nervöses Holz. Tests im Hause Kiesel haben andere Ergebnisse gezeigt, so dass der Autor eine Verlegung auf Fußbodenheizung nicht empfehlen würde. Das auch als Bossé oder Sakwa bekannte Parkettholz zeigt bei Dispersions- und Pulverklebern große Fugen, aber auch bei Kunstharzklebern ist eine deutliche Fugenbildung zu erkennen. Für Parkett ohne Nut und Feder ist eine schubfeste Verklebung mit einem 2K-PU-Klebers zu empfehlen. Parkett mit Nut und Feder kann nach Ansicht von Schaffer auch mit einem elastischen Kleber geklebt werden, gegebenenfalls auch mit lösemittelhaltigen Klebstoffen. Guarea scheidet ein bräunliches Harz aus, dass stark nachdunkelt. Die Ausgleichsfeuchte liegt bei 8,1 %.

Sucupira
(Bowdichia nitida/virgilioides; Diplotropis purpurea)

Mittel- bis schokoladenbraun mit oftmals hellen Inhaltstoffen in den Gefäßen ist das auch unter Sapupira, Tatabu und Congiro bekannte Holz. In den letzten Jahren ist die Bezeichnung allerdings mehr und mehr zum Sammelbegriff für eine ganze Reihe unterschiedlicher Holzarten geworden. Entsprechend groß können die Unterschiede zwischen Eigenschaften der in Europa zum Einsatz kommenden Hölzer sein. Im Allgemeinen hat das Holz aus Südamerika einen fettigen Griff. Es gilt als gut geeignet für stark beanspruchte Böden. Eine "bombenfeste" Verklebung erreicht man mit einem 2K-PU-Kleber. Hölzer ohne Nut- und Feder-Verbindung mit einem Querschnitt von kleiner 1:4 können auch mit einem elastischen Klebstoff verklebt werden. Schwierigkeiten gibt es mit der Verklebung mit Dispersions- und Pulverkleber. Beide verfärben sich gelb und bringen schlechte Scherwerte. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 54 % stellt sich im Holz eine Ausgleichsfeuchte von 7,45 % ein.

Panga Panga
(Millettia stuhlmannii)

Panga Panga und Wenge werden häufig wie ein und dasselbe Holz behandelt. Das ist jedoch nicht richtig. Es handelt sich lediglich um zwei Holzarten der gleichen Gattung. Wenge aus Westafrika ist dunkler und mit klarerer Streifung. Panga Panga aus dem östlichen Afrika wiederum ist ca. 10 % leichter als Wenge. Allgemein gilt Wenge als leichter zu verkleben als Panga Panga. Zum Verkleben eignen sich fast alle Klebstoffe außer Pulverklebstoffe. Diese zeigen bei Panga Panga größere Probleme.

Wenge
(Millettia laurentii)

Da beide Hölzer über ein gutes Stehvermögen verfügen, ist gegen eine Verklebung mit elastischen Klebern nichts einzuwenden. Bei Lösemittelklebern und Dispersionsklebern wiederum sollte mit einer längeren Abbindezeit gerechnet werden. Hinsichtlich der Ausgleichsfeuchte sind sich beide Hölzer recht ähnlich: 7,9 % bzw. 7,7 % für Wenge bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 54 %.

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Der Autor

Thomas Schaffer ist Anwendungstechniker bei Kiesel und der Autor dieses Artikels. Sämtliche Versuche sind bei Kiesel mit Klebstoffen aus dem eigenen Hause durchgeführt worden. Da die genannten Hölzer je nach Herkunft und Wuchsgebiet variieren und teilweise auch Unterschiede innerhalb eines Stammes zu finden sind, sollte immer vor der Verklebung ein Klebeversuch durchgeführt werden.
aus Parkett Magazin 03/05 (Bodenbeläge)