Kiesel: Fünf Exotenhölzer im Test
Tipps für Iroko, Merbau & Co.
In Europa und speziell in Deutschland ist Holz aus fernen Ländern wieder auf dem Vormarsch. Die Sorgen über bedrohte und rücksichtslos kahlgeschlagene Wälder sind - so könnte man meinen - wie weggeflogen. Geblieben ist vom umstrittenen Tropenholzboykott der 90er Jahre wenig. Doch auch fern der moralischen Keule ist der Umgang mit Exotenhölzern schwierig. Rohdichten, Inhaltsstoffe und Ausgleichsfeuchten unterscheiden sich zum Teil deutlich von denen einheimischer Holzarten. Entsprechend unterschiedlich sind die Anforderungen, die an den Verleger gestellt werden. Um hier Klarheit zu schaffen, hat Thomas Schaffer, Anwendungstechniker bei Kiesel, rund 150 Parkett-Probeflächen mit mehr als 30 gängigen Exotenhölzern mit unterschiedlichen Klebstoffen geklebt und anschließend auf Herz und Nieren untersucht. Dabei zeigte sich, dass der übliche Gedankengang Exotenholz = Schwer zu verkleben = geringeres Quell- und Schwindmaß = moderate Feuchtewechselzeiten falsch sein kann.
Oft genug scheitern die Verantwortlichen schon an der Bestimmung der Holzart. Manche Arten kommen mit Fantasienamen auf den europäischen Markt, weil auf diesem Wege ein einfacherer Marktzugang erwartet wird oder der Importeur die genaue Herkunft der Holzart nicht nennen möchte. Zudem variieren die landestypischen Namen für gleiche Holzarten: Merbau beispielsweise heißt in Madagaskar Hintzy. In Vietnam wird das Holz als Gonuoc und in Indonesien als Mirabow bezeichnet.
150 Probeflächen ausgewertet
Bei den Prüfungen wurden Scher- und Haftzugswerte ermittelt, zusätzlich wurde von jeder Holzart die Zugscherfestigkeit nach DIN 281 gemessen. Schaffer hat die Messwerte nach drei bzw. 28 Tagen ermittelt. Außerdem wurde in abgegrenzten Lagerzyklen durch Wärmelagerung bei hoher Luftfeuchtigkeit ein kompletter Jahresablauf klimatisch nachgestellt und die Reaktion von Holz/Klebstoff auf beheizten Estrichen untersucht.
Bei vielen der insgesamt rund 150 angelegten Probeflächen wurde vor allem eines deutlich: Zeit ist ein entscheidender Faktor. Ob das Holz mit einem bestimmten Klebstoff gut zu verkleben ist, lässt sich erst nach einem langen Prüfungszeitraum bestimmen, berichtet Thomas Schaffer. Hölzer mit organischen Inhaltsstoffen (Harze, Öle etc.) reagierten besonders auf Wärme, allem voran Teak, Sucupira und Zypresse. Meist kam es hier zur Trennung von Holz und Klebstoff, da die Fette und Öle als Trennmittel wirkten.
Unterschiedliche Klebstoffsysteme geeignet
Die besten Chancen für eine erfolgreiche Verklebung hat der Verleger nach Ansicht von Kiesel mit MS-Klebstoffen, 2K-PU-Klebstoffen und "leider" auch mit Kunstharzklebern. Allerdings gibt es auch einige Holzarten, die sich sehr gut mit Dispersions- oder Pulverklebstoffen kleben lassen. Die Untersuchungen (ausschließlich mit Kiesel-Klebstoffen) im Hause des schwäbischen Klebstoffherstellers machten aber auch deutlich, dass es keine einzige Holzart gab, die ausschließlich mit einem Kunstharzkleber geklebt werden muss.
Einfluss der Holzinhaltsstoffe
Ausschlaggebend für die Wirksamkeit einer Verklebung sind nicht die Anteile der Hauptbestandteile des Holzes (Cellulose, Hemicellulose und Lignin), sondern vor allem die akzessorischen Holzinhaltsstoffe. Diese anorganischen oder organischen Bestandteile beeinflussen oft die chemischen, biologischen und physikalischen Eigenschaften wie beispielsweise Lichtbeständigkeit, Brennbarkeit und Schädlingsresistenz. Zu den Begleitbestandteilen gehören: Fette, Öle, Harze, Wachse, Stärke, Zucker, Holzgummi, Alkaloide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Mineralstoffe, anorganische und organische Säuren sowie Salze. Diese Inhaltsstoffe sind Zwischen- oder Endprodukt des Stoffwechsels. Ihr Vorkommen ist von Holzart, Baumteil, Alter und Standort abhängig, vorwiegend sind sie aber an der Grenze zwischen Kern- und Splintholz lokalisiert. Auch in geringen Mengen üben die akzessorischen Bestandteile einen Einfluss auf Farbe, Geruch sowie die chemischen, physikalischen und mechanischen Eigenschaften des Holzes aus. Zusammensetzung und die Art der Einlagerung beeinflussen Dauerhaftigkeit, chemische Resistenz, Quellen und Schwinden, Trocknungsverhalten, Imprägnieren, Messern, Schälen, Verklebung und die Oberflächenbehandlung.
Dabei sind die Holzinhaltstoffe nicht immer nur vor dem Hintergrund einer schwierigen Verklebung von Parkett zu sehen, sie stehen auch für die positiven Eigenschaften der exotischen Holzarten und hatten vor allem in der Vergangenheit eine große Bedeutung als Rohstoff. Natürliche Farbstoffe, Chinin, Kampher und Gummi beispielsweise wurden und werden aus exotischen Hölzern gewonnen.
Eine wichtige Rolle spielen natürliche Harze, Terpentinöl und Gerbstoffe. Sie bestimmen Geruch und Farbe des Holzes und sind deshalb oft die Ursache für auftretende Verfärbungen. Sie erhöhen die natürliche Resistenz einiger Hölzer gegen Insekten und Pilze und verändern den pH-Wert des Holzes. Dies kann besonders im sauren Bereich zur Korrosion von Metallen führen. Einige akzessorische Bestandteile verhindern die Filmbildung und Trocknung von Klebern und Lacken (Phenole, Wachse oder Harze) und das Abbinden von Zement (Zucker, Stärke oder Gerbstoffe). Andere führen laut Thomas Schaffer zu Verleimungsfehlern (Fette). Mineralische Bestandteile bewirken häufig ein vorzeitiges Abstumpfen des Werkzeugs (schwerlösliche Verbindungen wie Calciumcarbonat oder Calciumoxalat).
Außerdem können bei der Verarbeitung einiger Tropenhölzer gesundheitliche Probleme auftreten, die auf bestimmte Extraktstoffe zurückzuführen sind. Deshalb ist es ratsam, bei der Bearbeitung von exotischen Hölzern eine Schutzmaske zu tragen.
Im vorliegenden ersten Teil hat Thomas Schaffer von Kiesel die Testergebnisse von fünf gängigen, exotischen Holzarten zusammengetragen.
Iroko
(Milicia excelsa, M. regia)
Iroko gehört schon seit Jahren in Europa zu den bekanntesten und beliebtesten tropischen Holzarten. In Afrika weit verbreitet kommt es unter sehr unterschiedlichen Namen wie Kambala, Mvule, Bang, Odum oder Rokko auf den europäischen Markt. Das Holz zeichnet sich vor allem durch seine gute Dimensionsstabilität aus. Die Feuchtewechselzeiten sind sieben Mal geringer als bei Buche, so dass eine Verlegung auf Fußbodenheizung problemlos möglich ist. Gleichzeitig muss aber auf Grund von gesundheitsgefährdenden Holzinhaltsstoffen mit Atemmaske gearbeitet werden. Iroko lässt sich mit Dispersionsklebern, MS-Klebstoffen und Kunstharzklebern verkleben. Bei der Verwendung von 2K-PU-Klebstoffen sind längere Abbindezeiten einzurechnen. Die Ausgleichsfeuchte stellte sich bei 7,5 % ein.
Doussie
(Afzelia bipindensis)
Leider ist echte Doussie in letzter Zeit sehr schwierig zu bekommen. Deswegen werden üblicherweise sämtliche in West- und Ostafrika vorkommenden Arten der Gattung Afzelia zusammengefasst und unter dem Handelsnamen Doussie oder Afzelia (auch: Apa, Chamfuta, Belungug, Aligna) verkauft. Entsprechend variieren Doussiehölzer stark hinsichtlich Schwind-maß. Bei den Tests mit Dispersions- und Kunstharzklebstoffen sowie elastischen Klebstoffen wurde wenig Fugenbildung festgestellt. Aber auch bei Pulver- und 2K-PU-Klebstoffen habe sich ein gutes Klebeergebnis gezeigt. Doussie verfügt über rotbraune und gelblich-weiße Inhaltsstoffe. In Verbindung mit Feuchtigkeit und Lösungsmittel scheint es zu einem Ausbluten der Inhaltsstoffe zu kommen, so dass sich die Klebstoffe regelrecht verfärben. Als Ausgleichsfeuchte bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 54 % gibt Kiesel 8,6 % an.
Teak
(Tectona grandis)
Teak ist der Klassiker unter den exotischen Holzarten und wird schon lange in Süd- und Südostasien geerntet und intensiv in Plantagen angebaut. Seit Jahrhunderten bereits im Schiffausbau eingesetzt, gilt es als ideales Parkett-holz für Feuchträume. Die Verarbeitung und Verlegung ist allerdings alles andere als einfach. Teakholz kann toxisch wirken und Dermatitis, Schleimhautreizungen und Asthma auslösen. Außerdem haben fast alle Klebstofftypen ihre Schwierigkeiten mit Teak. Ursache dafür sind die organischen Holzinhaltsstoffe wie Fette und Öle, die insbesondere bei Wärme regelrecht als Trennmittel wirken. Am Besten eignen sich nach Ansicht von Kiesel MS-Klebstoffe und 2K-PU-Klebstoffe. Die Ausgleichsfeuchte wurde bei Teak mit 8,6 % ermittelt.
Merbau
(Intsia bijuga, I. palembanica)
Merbau-Parkett findet man in letzter Zeit ebenfalls verstärkt in europäischen Wohnzimmern. Merbau (auch: Ipil, Hintzky, Go nuoc, Kwila, Mirabow) gilt insgesamt als sehr ausgewogenes Parkettholz. Es lässt sich gut mit Dispersionskleber verkleben, aber auch MS-Klebstoffe eignen sich. Allerdings enthält Merbau Gerbstoffe, die sich Haut- und Schleimhautreizend bemerkbar machen können. Des Weiteren sind leicht wasserlösliche, gelbliche bis rötliche Inhaltsstoffe in dem südostasiatischen Holz, das in erster Linie in Indonesien vorkommt, vorhanden. Die Tests bei Kiesel haben eine durchschnittliche Ausgleichsfeuchte von 8,2 % ergeben.
Acero Rossa
(Guibourtia chodatiana)
Acero Rossa, auch unter den Namen Mirim, Kawanari und Jatoba Mirim bekannt, beeindruckt durch seine sehr schöne rötliche Farbe. Das Holz aus den lateinamerikanischen Tropengebieten verfügt über wenig Inhaltstoffe, macht aber vor allem durch seine geringe Formstabilität von sich reden. Entsprechend können besonders große Fugen auftreten, für die Verlegung auf beheizten Estrichen ist das Holz ebenfalls nicht geeignet. Zur Verklebung eignen sich nur 2K-PU-Klebstoffe, wobei auf einen sehr guten Untergrund geachtet werden sollte. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 54 % stellt sich üblicherweise im Holz eine Ausgleichsfeuchte von 9 % ein.
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Der Autor
Autor: Thomas Schaffer
Seit fünf Jahren Anwendungstechniker bei Kiesel
- Schwerpunkt: Entwicklung von Parkettklebstoffen
Ausbildung: Raumausstatter-Meister
- bereits während der Lehre auch als Parkettleger tätig
- 22 Jahre Erfahrung im Parkettverlegung
aus
Parkett Magazin 02/05
(Bodenbeläge)