Bundesweite Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung


Im Vordergrund der vergangenen Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung bei Jaso in Kippenheim standen unter der Leitung von Bundeslehrlingswart Heinz Brehm u.a. die jetzt anlaufende Bodenleger-Ausbildung, das Vordringen von privatwirtschaftlich betriebenen Bildungszentren sowie die Zukunft des "Meisters". Rund 50 Teilnehmer waren gekommen, darunter die Obermeister Dieter Große, Jörg Bickelmann-Follmar und Josef Schellerhoff. Als neues Mitglied im Kreis der Lehrlingswarte wurde Fabian Albrecht von der Innung Schwaben vorgestellt, mit dem sich die Verjüngung weiter fortsetzt.

Heinz Brehm stellte handwerkspolitische Anliegen den ausbildungsbezogenen Themen voran und übte Kritik am Zentralverband des Deutschen Handwerks und den Handwerkskammern. Offenkundig werde die Meisterprüfung künftig nicht mehr die zwingende Eingangsvoraussetzung für die Leitung eines Handwerksbetriebes, für die Nachwuchsausbildung oder für Sachverständigentätigkeit sein. Der Meisterbrief werde voraussichtlich nur noch ein freiwilliger Leistungsnachweis sein, allerdings "angehoben auf Ingenieursebene".

Noch wird die Meisterprüfung gefördert. Das Meister-Befög wurde sogar verbessert. Beispielsweise wird die Rückzahlung gewährter Darlehen um 30 % gemindert, sobald der erste Mitarbeiter eingestellt wird.

Die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk ist rückläufig - laut Brehm eine Folge der schlechten Auftrags- und Gewinnsituation. Außerdem hätten viele Jugendliche unzureichenden Grundvoraussetzungen: "Ihre Schulausbildung reicht einfach nicht aus, um darauf etwas aufzubauen." Beim Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik sind derzeit insgesamt 910 Auszubildende gemeldet. Das sind 5,5 % weniger als 2002.

Umstritten sind neue Wege in der Ausbildung zum Gesellen bzw. Meister, die teilweise am Handwerk vorbei von privatwirtschaftlich betriebenen Bildungszentren angeboten werden. Dort werden Lehrlinge und Meisteranwärter zwar beschult; aber für zwei- bis dreiwöchige Praktika werden Handwerksbetriebe gesucht und auch die Abnahme der Prüfungen wird von Seiten der Handwerksorganisation erwartet. Brehm stellte dieses Novum zur Diskussion. Aus den neuen Bundesländern, wo diese Form der Ausbildung bereits länger angeboten und praktiziert wird, berichtete Lehrlingswart Gerd Zellhuber (Innung Nordost) von guten Erfahrungen bei vom Arbeitsamt unterstützten Umschulungen. Dort nimmt das Handwerk die Gesellenprüfungen anstandslos ab. Der Meinung von Obermeister Dieter Große, dass das Handwerk einer bedenklichen - letztlich gegen das Handwerk gerichteten - Entwicklung Vorschub leiste, wurde teilweise vehement widersprochen. Viele junge Menschen bräuchten die Chance eines "zweiten Weges". Das Handwerk dürfe sich nicht verweigern, weil sonst andere - fachfremde - Prüfer aus den HWK diese Aufgabe übernähmen.

In Nordrhein-Westfalen wurde die Bodenlegerausbildung nach persönlicher Intervention von Obermeister Josef Schellerhoff von den Raumausstattern und Malern an die Parkettleger abgegeben. Im Handwerkskammerbereich Mittelfranken ist bereits ein Prüfungsausschuss für Bodenlegerprüfungen eingerichtet worden. Weil der Bodenleger-Beruf in die Handwerksrolle B eingeschrieben ist, sind im Prüfungsausschuss die Gewerke Bodenbelag, Parkett, Estrich und Raumausstattung vertreten. Weitere tangierende Gewerke werden jeweils von der HWK angeschrieben, ob Interesse an einer Mitwirkung bestehe.

Im Bundesgesetzblatt sind Ausbildungspläne für Parkettleger bzw. Bodenleger veröffentlicht worden. Darin sind u.a. Lernfelder und Prüfungsinhalte festgelegt. Die Lehrlingswarte beschlossen, alle Vorsitzenden der Gesellenprüfungsausschüsse, deren Vertreter sowie die Berufsschullehrer zu einer Arbeitstagung am 1. und 2. Mai nach Gießen einzuladen, um bundeseinheitliche Prüfungskriterien festzulegen.

Neu gefasst wurde das Reglement für die Ermittlung der Bewertungsnote zum Landessieger (Leistungswettbewerb der Handwerksjugend). Der Bundeslehrlingswart betonte, dass die Fertigkeitsnote und die Kenntnisnote einigermaßen ausgewogen sein sollten. Dies liege auch im Interesse eines sinnvollen Einsatzes der Begabtenfördermittel des ZDH für die Sieger. In einer Nachlese zum Europäischen Parkettlegerwettbewerb 2002 in Utrecht erläuterte Brehm die Notwendigkeit der Gründung eines Fördervereins. Auch die Industrie solle gewonnen werden. Seitdem der Europawettbewerb sich beträchtlich ausgeweitet hat, können die Kosten (2002: 250.000 EUR) nicht mehr allein aufgebracht werden.
aus Parkett Magazin 02/03 (Handwerk)