Sture Politiker, frustrierte Handwerker
Handwerksordnung bleibt umstritten
Nach einem "freimütigen Gedankenaustausch" mit der SPD-Bundestagsfraktion über die Novelle der Handwerksordnung (HWO), bleiben Meinungsverschiedenheiten zwischen Politik und Handwerk bestehen. Das erklärte der Bundesverband des Deutschen Tischlerhandwerks (BHKH). Der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik hatte an diesem Gespräch im Berliner Reichstag nicht teilgenommen.
Mehr als 300 Handwerksvertreter waren der Einladung gefolgt. Das Präsidium des Bundesverbands Holz und Kunststoff (BHKH) war nahezu vollständig vertreten. Der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik hatte keine Delegierten entsandt. Bundesinnungsmeister Joachim Barth: "Der Grund dafür liegt in der Erfahrung mit einer ähnlichen Veranstaltung der CDU. Da waren ca. 800 Teilnehmer anwesend. Die Redner lieferten langatmig ihre Argumente ab und für den wirklich interessanten Teil, die Diskussion, war keine Zeit mehr. Ein Gedankenaustausch ist nur in kleiner Runde wirklich möglich. Er macht nur Sinn, wenn jede Seite ernsthaft bemüht ist, die Argumente der anderen Seite aufzunehmen und in Entscheidungen einfließen lässt."
Die Führung des Zentralverbandes betrachtet parteipolitische Veranstaltungen nach erfolgter Einbringung des Gesetzes nurmehr als "Alibifunktion". Barth: "Wir halten an der schlüssigen Argumentation fest, dass das Parkettlegerhandwerk ein gefahrgeneigtes Handwerk ist und deswegen zu unrecht aus der Liste der Gewerke gestrichen wurde, zu deren selbständiger Ausübung der Meisterbrief Voraussetzung für die Eintragung in die Handwerksrolle ist."
Weder das Ministerium für Verbraucherschutz noch das Umweltschutzministerium haben aber bisher auf eine Anfrage des Zentralverbandes reagiert, inwieweit Fachleute der Ministerien in die Entscheidung über das Parkettlegerhandwerk und andere Gewerke einbezogen waren. Ganz ominös verlief das Schicksal eines Einschreibens an das Bundeswirtschaftsministerium. Dort ist die Dokumentation der Parkettfunktionäre angeblich nie angekommen. Die Deutsche Post hat die Sendung für verlustig erklärt.
Nun hofft der Zentralverband auf das politische Ringen im Vermittlungsausschuss. Hier wird die Gesetzesvorlage derzeit beraten, nachdem der Bundesrat sie abgelehnt hat. Etliche Gewerke sehen in diesem Verfahren die Chance, über die von der Opposition eingeforderten weiteren Kriterien wie Ausbildungszahlen, Meisterprüfungszahlen und Verbraucherschutz im jetzigen Status zu verbleiben.
Sollte auch das nichts nützen, will der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik die Gefahrgeneigtheit seines Gewerks juristisch nachweisen und den Meisterzwang vor Gericht erkämpfen.
aus
Parkett Magazin 04/03
(Handwerk)