Vom Baum zum Fußboden

Korkgewinnung und Korkbodenproduktion


In regelmäßigen Abständen - ungefähr alle neun Jahre - wird der Kork geerntet. Umgerechnet auf die Lebensdauer produziert ein Baum somit mehr als 100 Kilogramm Kork im Laufe seines Lebens.

Geerntet wird in Portugal, dem Hauptanbaugebiet der Korkeiche, in den Sommermonaten, meistens von Anfang Juli bis Ende August. In dieser Zeit steht der Baum im vollen Saft und die Rinde lässt sich dann am leichtesten vom Baum lösen. Die Arbeit wird von erfahrenen Arbeitern ausgeführt, denn jeder zu tiefe Einschnitt mit dem Messer kann das Wachstumsgewebe des Baumes für immer beschädigen.

Nach der Ernte trocknet die abgetrennte Korkrinde zunächst bis zu sechs Monate im Freien. Die Platten werden sorgfältig aufgeschichtet, damit das Regenwasser abfließen kann und eine gute Luftdurchströmung gewährleistet ist. Die Witterungseinflüsse lösen im Kork chemische Reaktionen aus, die seine Qualität verbessern. Da die Korkplatten wertvoll sind, werden sie in einigen Regionen in der Trockenzeit sogar bewacht. Zudem muss darauf Obacht gegeben werden, dass der Baum in der Übergangsphase direkt nach der Schälung keinen Schaden erleidet - diese Zeit ist naturgemäß die Periode, in der der Baum gegenüber Pilz- und tierischem Schädlingsbefall am anfälligsten ist.

Die geernteten und getrockneten Korkplatten werden dann in der Fabrik weiter aufbereitet, um die optimalen Eigenschaften zu erhalten, für die Kork bekannt ist. Anschließend wird der Kork in verschiedene Qualitätsklassen eingeteilt - so wird beispielsweise für die Produktion von Weinkorken besonders hochwertiger, d.h. niedrigporöser Kork benötigt.

Die Stanzreste der Korkstopfenproduktion sowie geringerwertiger Kork werden vermahlen (Korkgranulat) und können dann unter anderem als Grundlage für die Korkbodenproduktion dienen. Das Granulat wird mit verschiedenen Bindemitteln unter Hitze und Druck zu Blöcken gepresst, wobei sich je nach Temperatur unterschiedliche Farbtöne erzielen lassen. Als Bindemittel werden üblicherweise Polyurethan, Phenolharze oder Cardolharze (Grundlage Cayu-Balsam aus der Cashew-Nuss) verwendet: Die Tendenz geht nach Angaben von Helmut Dieth, Vorsitzender des Deutschen Korkverbandes, weg von PU als Bindemittel, die beiden anderen Bindemittel seien nach wie vor von Bedeutung. Dabei gilt, dass auch die mit Phenolharzen hergestellten Korkbodenbeläge bei entsprechendem Technikeinsatz die Vorschriften hinsichtlich der Abgabe von flüchtigen organischen Verbindungen wie Phenol durchaus unterbieten können. Anschließend wird der verpresste Kork in Platten geschnitten, geschliffen und gegebenenfalls oberflächenbehandelt. Theoretisch könnten auch recycelte Korkstopfen zum Einsatz kommen. Die bis dato z.B. in Deutschland gesammelte Menge sei aber viel zu gering, als dass sich es lohnen würde, das Material nach Portugal zu transportieren, erklärte beispielsweise der größte portugiesische Korkproduzent Amorim.

Die gesamte Korkproduktion in Portugal unterliegt strengen Kriterien. Das Zurückschneiden oder Fällen ist nur mit staatlicher Genehmigung erlaubt. Nach Angaben des Importeurs Hackenschuh reichen die ersten portugiesischen Regelungen zum Schutz der Korkeichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. So etwas wie Zertifizierung für nachhaltige Bewirtschaftung, beispielweise ähnlich dem FSC-Zeichen bei Holzprodukten, ist in Portugal somit kein Thema, da sowieso sämtliche Korkeichenwälder nur unter staatlicher Aufsicht bewirtschaftet werden dürfen.
aus Parkett Magazin 04/04 (Holz)