Aus einem Vortrag von Dr. Andreas Rapp
Exotische Holzarten und ihre Besonderheiten
Nach allgemeiner Definition ist eine Holzart "das Holz einer Baumart". Eine Baumart wiederum vereint alle Arten von Bäumen, die miteinander fortpflanzungsfähig sind. Weltweit gibt es rund 25.000 Holzarten.
Was ist ein Handelssortiment?
Ein Handelssortiment kann wahlweise aus einer einzigen Holzart aber auch aus verschiedenen Holzarten zusammengesetzt sein. Wichtig ist, dass die Hölzer gemeinsame Eigenschaften aufweisen.
So entstehen beispielsweise aus der Holzart "Europäischer Nussbaum" getrennte Sortimente, obwohl die beteiligten Hölzer -- französischer, deutscher oder kaukasischer Nussbaum - gemeinsam fortpflanzungsfähig sind. Anders ist es etwa bei Eiche.
Stieleiche, Traubeneiche und Weißeiche bilden aufgrund gleicher Eigenschaften ein gemeinsames Sortiment, obwohl es sich um drei unterschiedliche Baumarten handelt, die nicht miteinander fortpflanzungsfähig sind.
Was ist anders bei Exotenhölzern?
1. Gewebe in Exoten - Bei heimischen Holzarten ist das Speichergewebe meist gleichmäßig im Stamm verteilt. Das ergibt eine gleichmäßige Gewebefestigkeit und verhindert die Splitterneigung. Exotenhölzer wie Wengé haben dagegen ein auffällig gehäuftes Speichergewebe. Als Folge davon sind die Schwachstellen im Holz unregelmäßig verteilt.
2. Plantagenholz - Grundsätzlich ist Plantagenholz kein schlechteres Holz als anderes. Sein Vorteil liegt vor allem in ökologischen Aspekten. Der Regenwald wird geschont. Da Plantagenholz allerdings in kürzeren Zeitabständen geerntet wird, besteht die Gefahr, dass das Holz weniger dauerhaft ist. In den ersten 10-15 Jahren seines Wachstums bildet der Baum das sogenannte Jugendholz in Ringen um sein Mark. Dieses Holz fault schneller, schwindet und quillt auch in Längsrichtung (in axialer Faserrichtung), verzieht sich leicht und besitzt weniger Härte und Festigkeit.
3. Schwere Baumriesen - Im Urwald gefällte schwere Baumriesen können ebenso ihre Tücken haben. Manche sind kernfaul, weisen also einen spröden Kern auf. Wird das Holz dennoch verarbeitet, führt dies später zu Querrissen im Parkett. Auf Englisch wird solch ein Holzfehler "brittle heart" genannt. Da dieses Problem bereits am stehenden Baum entstanden ist, hilft dagegen nur rechtzeitiges Aussortieren im Produktionsprozess.
Rohdichte ist aussagekräftig
Wird hartes Exotenholz gewünscht, ist eine spezielle Härtemessung nicht notwendig. Die Rohdichtemessung nach einer Darr-Trocknung genüge, so Rapp, da die Rohdichte alle übrigen Eigenschaften beeinflusst, also auch die Härte. Die Rohdichten von Exotenhölzern reichen, anders als oftmals vermutet, von 0,1 (Balsa) bis 1,3 g/cm3 (Bockholz). Daneben gibt der Experte von der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft zwei Aspekte zu bedenken: Ein höherer Härtegrad führt zu einer stärkeren Quellneigung des Holzes. Und: Versiegelungen haben so gut wie keinen Einfluss auf die Härte des Holzes. Lässt man einen schweren Gegenstand auf das Parkett fallen, können sie eine Druckstelle nicht verhindern.
Holzinhaltsstoffe sind maßgeblich
Der Hauptunterschied zwischen verschiedenen Laubhölzern beruht auf den unterschiedlichen Holzinhaltsstoffen. In einigen Hölzern sind etwa Biozide enthalten, deren lebenstötende Substanzen gut für die Dauerhaftigkeit des Naturproduktes sind. Gelangen die Stoffe aber in den menschlichen Organismus - etwa über Holzstaub beim Schleifen - können sie allergische Reizungen und Entzündungen hervorrufen. Teak ist dafür ein Beispiel. Seine Wetterfestigkeit verdankt es unter anderem den enthaltenen Alkaloiden, die als Herzgift wirken.
Andere Holzinhaltsstoffe wie Silikate entfalten mechanische Wirkung und sorgen beispielsweise für ein frühes Abstumpfen von Werkzeugen.
Von allen Holzinhaltsstoffen sind die Farbstoffe sicherlich am auffälligsten. Gerade bei Exotenhölzern kann es zu deutlichen Farbveränderungen kommen, bedingt durch UV-Licht, durch den Einfluss von Sauerstoff und auch durch Reaktionen mit Oberflächenschutzprodukten. Mitunter wird eine Ausbluten erst nach dem Versiegeln auffällig. Dann ist es beispielsweise zu pH-Veränderungen gekommen. So kann Exotenholz wie Doussie nach einer Zeit plötzlich ganz anders aussehen als zunächst gewünscht. Auch die Robinie, Iroko/Kampala, Padouk oder Amaranth verändern sich unter den genannten Einflüssen stark. Bei Palisander führt der Einsatz von Lösemitteln zum Ausbluten, bei Merbau ist es der Wasserlack. Die Möglichkeiten sind breit gestreut, mal sind es metallische Komponenten, mal basische oder saure Lacke, dann wieder Pflegemittel, die Farbveränderungen hervorrufen.
Zum Testen von UV-Einwirkung empfiehlt Andreas Rapp den kostengünstigen Einsatz einer Ultra Vita Lux von Osram. Diese Glühbirne lässt sich in ein normales Lampengewinde einschrauben und stellt in vier Tagen die Sonnen-Einwirkung eines ganzen Sommers nach.
Exotenholz erfüllt nicht immer die Erwartungen
Abhilfe gegen Ausbluten bietet bei fremden Holzarten ein guter sogenannter Exotensperrgrund. Doch auch hier sind Proben notwendig, da ein solches Mittel Ethanol enthält, das seinerseits bei einigen Holzarten zum Ausbluten führen kann. Vorversuche zur Verträglichkeit der Stoffe empfehlen sich auch, wenn anschließend - wie oft bei Exotenhölzern - mit Kunstharzlack versiegelt wird. Andernfalls könnte sich der Parkettleger mit mangelnder Lackhaftung, Trocknungsschwierigkeiten und milchiger Erscheinung der Oberfläche konfrontiert sehen.
Als bessere Alternative für dauerhafte Kundenzufriedenheit rät Andreas Rapp dazu, dem Verbraucher die typischen Merkmale von Exotenholz bewusst zu verkaufen. Grobe Holzfehler oder Farbunterschiede allerdings sollten bereits im Werk, spätestens aber bei der Verlegung aussortiert werden. Dr. Rapp warnt vor dem Beizen: "Das rächt sich meist später."
aus
Parkett Magazin 05/04
(Holz)