Baumarkt-Strukturuntersuchung der Gemaba
Weniger Standorte, aber immer mehr Fläche
Die Entscheidung des Farbenherstellers Ostendorf, mit seiner Jette Joop Kollektion in die Baumärkte zu gehen, macht eines deutlich: Wenn es um Innenausstattung geht, sind DIY-Märkte eine ernstzunehmende Konkurrenz für den Fachhändler und Raumausstatter. Aber Baumarkt ist nicht gleich Baumarkt. Die Branche ist heterogen, die Versorgungsdichte regional sehr unterschiedlich. Kontinuierlich setzt sich allerdings eine Entwicklung fort: Die Standorte werden immer größer.Baumärkte sind ein wichtiger Vertriebsweg für Produkte rund um die Raumausstattung. Die Gemaba - Gesellschaft für Markt- und Betriebsanalyse trägt für diesen Handelszweig alljährlich statistische Daten zusammen und sorgt so für einen Einblick in die Strukturen. Mit dem Stichtag 1. Januar 2011 kommt die aktuelle Untersuchung zu folgenden Ergebnissen:
Insgesamt 2.390 Baumärkte gab es zu Jahresbeginn 2011 in Deutschland. Das waren etwas weniger als ein Jahr zuvor. Die Verkaufsfläche erhöhte sich jedoch um 0,6 % und summiert sich auf 16,4 Mio. m
2 3,7 Mio. m
2 davon waren Freiflächen.
Der "typische" deutsche Baumarkt des Jahres 2011 verfügt über 5.320 m
2 Innenverkaufsläche (Innen-VF): Auf 4.180 m
2 präsentiert er Bau- und Heimwerkerbedarf, Gartensortimente belegen 1.140 m
2. Zusätzlich besteht eine teilüberdachte Freifläche von 1.530 m
2. Alles in allem also eine Gesamtverkaufsfläche von 6.850 m
2.
Betrachtet man die letzten zehn Jahre, hat sich die Anzahl der Standorte um 8 % verringert. Gegenläufig ist die Entwicklung der Innen-VF: Sie ist im gleichen Zeitraum um 15 % gewachsen.
Im Branchendurchschnitt und auf das Jahr gesehen belief sich 2011 das Brutto-Umsatzvolumen pro Baumarkt auf rund 7,6 Mio. EUR. Die Flächenproduktivität lag bei 1.430 EUR/m
2 Innen-VF. Betreiber- bzw. konzeptabhängig ergeben sich aber Abweichungen.
Die Branche ist heterogenIm wesentlichen lassen sich bei den Betreibern drei Kategorien unterscheiden: 729 Standorte entfallen auf klassische Baumarktketten wie Obi oder Bauhaus; 763 Niederlassungen gehören zu Unternehmen des Lebensmittelhandels bzw. haben entsprechende Wurzeln, beispielsweise Toom und Globus; 898 Betriebe kommen aus dem Fachhandel, insbesondere mit Eisenwaren, Werkzeugen und Baustoffen wie die Baywa oder Kooperationen à la Hagebau. Die Übergänge sind allerdings fließend: So tritt Obi sowohl als Filialist als auch als Franchisegeber auf.
Grundsätzlich sind die Strukturen innerhalb der Betreiberkategorien sehr unterschiedlich. Baumärkte des Fachhandels werden bevorzugt in räumlicher Einheit mit den jeweiligen Fachhandelsbereichen betrieben. Daher sind dies vorwiegend kleinflächige Märkte mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von nur 3.090 m
2 Inne-VF. Der klassische Baumarkt ist mit 7.670 m
2 mehr als 2,5 mal so groß, die Stand-alone-Märkte aus dem Umfeld des Lebensmittelhandels kommen durchschnittlich auf 5.710 m
2.
Die im Schnitt größten Märkte betreibt mit 9.280 m
2 Hornbach, gefolgt von Bauhaus (8.470 m
2) und Hellweg (7.690 m
2). Dagegen nehmen sich die 1.680 m
2 der Bauspezi-Märkte geradezu winzig aus.
Höhere Versorgungsdichte in OstdeutschlandDeutliche Unterschiede sind auch regional festzustellen. So ist der durchschnittliche Berliner Baumarkt mit 7.790 m
2 um gute 40 % größer als der in Mecklenburg-Vorpommern (4.570 m
2). Und während es in den neuen Bundesländern kaum Neueröffnungen gibt, sorgt in den alten Ländern die Expansion mit größeren Standorten dafür, dass dort die Verkaufsfläche immer weiter zunimmt. Dennoch: Die Versorgungsdichte Ostdeutschlands (ohne Berlin) ist europaweit unübertroffen. In Sachsen-Anhalt versorgt ein Baumarkt rund 22.000 Einwohner; im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind es 38.900 und beim Schlusslicht Berlin sogar 63.800. Noch deutlicher werden die Unterschiede beim Verkaufsflächenbesatz: Im Bundesdurchschnitt entfällt auf je 10.000 Einwohner eine Innen-VF von ca. 1.560 m
2 - in den neuen Bundesländern liegt dieser Wert 40 % höher als in den alten.
aus
BTH Heimtex 03/11
(Handel)