Die Bundesvereinigung der Restauratoren leistet Imagepflege

"Qualitätsoffensive wichtiger denn je"

Mit seiner Restauratorengruppe und der Ausbildung zum Restaurator gilt das Parketthandwerk als vorbildlich. Rudolf Kaspari, Parkettlegermeister und Restaurator in Bonn - vor einem Jahr zum Präsidenten der Bundesvereinigung Restaurator im Handwerk gewählt - stellt fest, dass Bekanntheitsgrad und Ansehen des Handwerks deutlich zugenommen haben.

Erfolge haben sich für die Restauratoren aller 13 Gewerke auf vielen Ebenen eingestellt. Im Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH wird das Engagement der handwerklichen Restauratoren zunehmend gewürdigt. Kaspari, der als Parkettlegermeister selbst über 80 % seines Umsatzes mit Restaurierungsarbeiten macht, ist Mitglied in zwei ZDH-Gremien: dem Hauptausschuß Kultur und dem Arbeitskreis Restauratoren. Dort - berichtet er - wurde unter anderem die neue Prüfungsordnung für Restauratoren "nach dem Beispiel der Parkettleger" neu gefasst - wiederum von einem, der aus der Parkettbranche kommt, Dr. Andreas Rapp, Hamburg.

Wichtiges Ziel: Die Kooperation mit akademischen Denkmalpflegern

Noch am Anfang stehen die Bemühungen, engere Kontakte zur akademischen Denkmalpflege der öffentlichen Hände herzustellen: "Da liegt noch sehr viel Überzeugungsarbeit vor uns", betont Rudolf Kaspari. Von dem inzwischen hergestellten Kontakt zum Verband der akadamischen Denkmalpfleger VDR erhofft er sich Fortschritte. Seine Idealvorstellung: "Wissenschaft und Handwerk müssen Hand in Hand arbeiten. Die wissenschaftlichen Denkmalpfleger sichern die wissenschaftliche Basis, die handwerklichen Denkmalpfleger die Substanz". So müsste auch die Ausschreibungs- und Vergabepraxis laufen. "Bisher wird gewohnheitsmäßig dem billigsten Bieter der Zuschlag erteilt. Wir müssen die Einsicht vermitteln, dass dies sowohl der denkmalgeschützten oder denkmalwürdigen Substanz schadet als auch dem Renommée des Handwerks".

Rudolf Kaspari sieht bestätigt, dass die 1999 erfolgte Gründung der gewerkübergreifenden Bundesvereinigung der Restauratoren im Handwerk richtig war. Heute benötige das hochqualifizierte Handwerk mehr denn je eine Lobby.

Die in Deutschland traditionell verbindlichen Ausbildungsanforderungen und vor allem der Meisterbrief stehen im vereinten Europa zur Disposition. Umso mehr gewinnt hohe Qualität an Bedeutung - insbesondere in der Denkmalpflege, weil hier die Gefahr besteht, dass unwiederbringliche Werte durch Unkenntnis zerstört werden.

Mit ihrer Qualitätsoffensive will die Bundesvereinigung deshalb Zeichen setzen - in Deutschland und möglichst in ganz Europa. Dazu verweist Kaspari auf die bereits 1964 verabschiedete "Internationale Charta über die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern und Ensembles" (Charta von Venedig).

Um sie umzusetzen, bedürfe es der Mobilisierung aller Beteiligten, insbesondere auch der Politik. Als beispielhaft würdigt Kaspari das Restauratorengesetz in Mecklenburg- Vorpommern, wo 1999 als erstes Bundesland die Berufsbezeichnung Restaurator gesetzlich geschützt wurde.

Eine Fachkommission wacht über den Eintrag in die Restauratorenliste. Damit ist für die akademischen und handwerklichen Restauratoren eine Art Fürsorgepflicht begründet worden. Kaspari: "Jetzt müssen als weitere Schritte Steuerleichterungen für die Eigentümer von Baudenkmälern geschaffen werden."

"Restauratoren formiert euch"

Restauratoren im Handwerk gibt es seit gut 12 Jahren. Etwa 4.000 Handwerksmeister aus verschiedenen Gewerken - darunter ca. 80 Parkettleger - wurden in Deutschland zum Restaurator ausgebildet. Erst rund 160 davon sind in der Bundesvereinigung organisiert. Eine der nächsten Zielgruppen, die für die Bundesvereinigung interessiert werden sollen, sind die Zimmerer. Kaspari: "Wir müssen die eigenen Reihen mobilisieren. Die Restauratoren müssen sich stärker formieren. Nur dann bekommt die Imagewerbung in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit auch tatsächlich Gewicht."

Weiterbildungs- und Schulungsanstrengungen liegen heute auf relativ breiten Schultern. Zu nennen sind neben dem Deutschen Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege in Fulda und der Bundesvereinigung Restauratoren im Handwerk die vom Handwerk selbst getragenen Ausbildungsstätten. Das "Herz" der Parkettleger-Restauratoren schlägt in Stuttgart-Weilimdorf.

Nachwuchs und Sachverständige

Die Nachwuchssituation wird derzeit als bedrückend empfunden. Insgesamt ist der Zulauf bei Restauratorenschulungen in allen Gewerken um etwa 25 % rückläufig. Kaspari: "Die Schulung zum Restaurator kostet jeden Teilnehmer rund 25.000 EUR, einschließlich Verdienstausfall. In einer stag-nierenden Wirtschaft kann sich das kaum jemand leisten."

Das Problem bestehe auch darin, dass für die Erwachsenenbildung im Handwerk über das Meister-Bafög hinaus keine öffentlichen Beihilfen gezahlt würden. Das trifft auch die Sachverständigenausbildung zuz.

Überhaupt bestehe auf dem Sektor Sachverständigenwesen Nachholbedarf, erklärt Kaspari. Bisher gebe es weder ein verbindliches Anforderungsprofil für jedes Gewerk noch eine offizielle Berufsbezeichnung.

Zur Zeit ist die Bundesvereinigung dabei, eine Liste aller Restauratoren im Handwerk zu erstellen, die gutachterliche Tätigkeit ausüben können. Die Liste soll Versicherungen, Behörden, Gerichten und Architekten zugeleitet werden.
aus Parkett Magazin 03/02 (Handwerk)