4. Europäischer Parkettlegerwettbewerb in Utrecht
Daniel Donath ist Europa-Sieger
Der Europäische Wettbewerb des Parkettlegernachwuchses hat sich aus bescheidenen Anfängen zu einer Großveranstaltung gemausert. In diesem Jahr von den Niederländern ausgerichtet, wurde auf dieser Ebene aber auch deutlich, dass Europa vielfältig und kompliziert ist und hohen Einsatz erfordert. Vor allem warf der Wettbewerb inhaltliche Fragen auf und geriet an organisatorische und finanzielle Grenzen.
Ohne den beispiellosen Einsatz von Ad van Mierlo wäre bereits der diesjährige 4. Europäische Wettbewerb vom 14. bis 17. September in Utrecht nicht das geworden, was er war: Eine gelungene Veranstaltung, die so viel Power entwickelte, dass sie obendrein der kraftlosen Parkettmesse in Utrecht den Anschein von Betriebsamkeit verschaffte.
Die Vorbereitungen hatten zwei Jahre in Anspruch genommen. Die Gesamtkosten der Veranstaltung, die van Mierlo auf rund 250.000 EUR bezifferte, wären ohne Sponsoren von der niederländischen Handwerksorganisation Gildevaart nicht aufzubringen gewesen. Zur Finanzierung der kommenden Wettbewerbe ist vorgesehen einen Fond zu gründen. Hilfe kam von vielen Seiten: Die Messegesellschaft Utrecht spendierte weiträumigen Aktionsplatz, die niederländische Fachpresse kostenlose Anzeigen und PR. Seitens der Industrie und des Handels engagierten sich u.a. die Parkettanbieter Albers (NL) und Lorenz (D), die das Parkett für den Wettbewerb zur Verfügung stellten. Der Maschinenhersteller De Walt (B) lieferte Tischsägen und Fräsen an, der Schleifmaschinenhersteller Lägler (D) und sein niederländischer Repräsentant Certus gaben den Wettbewerbsteilnehmern 19 Randschleifer an die Hand. Sponsoren waren auch der Schleifmittelhersteller Hermes (D), der Kleberhersteller Thomsit (D) und der Öllieferant RigoStep (NL). Darüber hinaus fanden die Polen für ihre Reise nach Utrecht offenbar großzügige Unterstützung bei dem heimischen Parketthersteller Barlinek sowie von Bona und Thomsit.
Noch nie war die Zahl der Wettbewerbsteilnehmer so hoch gewesen: Sie kamen aus Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien, Frankreich, Irland, Belgien, den Niederlanden, Polen und Russland - 19 Parkettleger aus 10 Nationen. Eigentlich hätten es 22 Teilnehmer aus 11 Ländern sein sollen, aber die Engländer sagten - kaum "die feine britische Art" - am Vorabend ab, und ein Belgier zog es vor, in Urlaub zu fahren.
Prinzipiell stellt jedes Land zwei Teilnehmer und zwei offizielle Begleiter, in der Regel einen Vertreter des Handwerks und einen Lehrer. Inoffizielle Teilnehmer müssen - den Statuten zufolge - ihre Teilnahmegebühren privat tragen. Dies soll in Zukunft konsequenter praktiziert werden.
Aus Deutschland kamen: Daniel Donath (Bundessieger 2002) und Peter Diez (Bundessieger 2001), Bundeslehrlingswart Heinz Brehm, der als Wettbewerbsleiter fungierte, sowie die Fachlehrer Josef Heller und German Kirschbaum. Österreich war durch Thomas Pendelin (Bundessieger 2001) und Birgit Schrammel (Bundessiegerin 2002) sowie Bundesinnungsmeister Hanspeter Lugstein und Lehrer Christian Gebhart vertreten.
Mit der Vielzahl der teilnehmenden Länder und Parkettleger wuchs die Vielfalt der Materialien und Verlegetechniken, die in den Wettbewerb eingebracht wurden. Auch der Unterschied im Alter und bezüglich der Eingangsvoraussetzungen war erheblich. Der jüngste - ein Pole - war 17 Jahre, die ältesten - ein Ire und ein Slowene - 36 bzw. 35 Jahre alt. Viele Teilnehmer verfügten über Ausbildungsabschlüsse, die der deutschen und österreichischen Gesellenprüfung zumindest ähnlich sind, andere hatte das Handwerk im Arbeitsalltag erlernt und arbeiten bereits als Selbständige. Kein Wunder, dass am Ende mehrheitlich die Ansicht überwog, in Zukunft die Eingangsvoraussetzungen und den Wettbewerb selber stärker zu reglementieren.
Die Wettbewerbsaufgabe war allen gleich gestellt, wurde aber unterschiedlich gelöst. Einige arbeiteten mit traditionellem 22 mm-Stabparkett und loser Feder, andere mit 22 mm-Stabparkett mit Nut-Feder-Verbindung, etliche mit 10 mm-Massivparkett, die Niederländer sowie die Russen mit 6 mm-"Tapis".
Schon nach zwei Stunden wurden bei den Teilnehmern deutliche Unterschiede sichtbar. Dennoch verschoben sich innerhalb von zwei Wettbewerbstagen die Gewichtungen noch manches Mal.
Die Anspannung wuchs - umso mehr, als sich Tischsägen und Nutfräsen als wenig arbeitstüchtig erwiesen. Der zeitliche, vor allem aber der leistungsmäßige Abstand zwischen den Teilnehmern wuchs und Versuche unzulässiger Einflussnahme von außen nahmen zu.
Jedes teilnehmende Land war in der Jury vertreten - von deutscher Seite wirkte Heinz Brehm von österreichischer Seite Hanspeter Lugstein ferner für die Italiener Dr. Armando Papini und für die Franzosen Jean-Claude Fays. Abzuwägen hatten sie zwischen den unterschiedlichen Anforderungen, die sich aus den jeweils eingesetzten Parkettarten ergaben. Kritisch gewertet wurden aber auch die Arbeitsweise und der Arbeitsfortschritt.
Sieger des 4. Europäischen Leistungswettbewerbs des Parkettlegernachwuchses wurde der 20jährige Daniel Donath aus Olbernhau/Sachsen. Er war bereits aus dem diesjährigen Bundesleistungswettbewerb in Stade als unangefochtener Sieger hervorgegangen. Den 2. Platz belegte die 19jährige Österreicherin Birgit Schrammel aus Dobersberg, ebenfalls Gewinnerin ihres nationalen Wettbewerbs. Kuriosum: Obwohl erste Frau auf dem Siegertreppchen eines europäischen Parkettwettbewerbs, erhielt sie beim Bundeswettbewerb in Österreich seitens ihres Lehrherrn eine Kündigung.
Alle Preisträger wurden mit der Bronze-Statuette ausgezeichnet, die einen Parkettleger zeigt und von der Künstlerin Brunhilde van Vunsen-Löwe für die Preisträger des europäischen Wettbewerbs gestaltet worden ist.
Bei der Beurteilung der Leistung von Daniel Donath und Birgit Schrammel war besonders ins Gewicht, gefallen, dass sie den schwierigsten Weg - die Verlegung der Musterplatte aus genutetem Stabparkett trotz Passschwierigkeiten bei den Federn - mit Bravour durchgestanden hatten.
Überglücklich zeigte sich auch der 3. Gewinner, der Belgier Alexander Eggermont, der am Festabend in seinen 25. Geburtstag feiern konnte.
Europa-Sieger Daniel Donath sowie der zweite Deutsche Peter Diez aus Radolfzell bekamen außerdem einen sechswöchigen Arbeits- und Studienaufenthalt in Australien geschenkt. Einen Sonderpreis für systematische Arbeitsweise und vorbildliche Arbeitsplatzorganisation hätten sich die beiden Slowenen Igor Sebenik und Sandi Podlesnik verdient gehabt. Dass sie - entgegen weit verbreiteter Anfangsvermutung - nicht unter die ersten drei kamen, verdeutlicht, wie knapp die Entscheidung der Jury war.
Der 5. Europäische Wettbewerb des Parkettlegernachwuchses wird im März 2004 im Rahmen der Messe Europarkett in Kortrijk / Belgien veranstaltet.
aus
Parkett Magazin 06/02
(Handwerk)