FH Salzburg: Haptik von Parkett und Laminatböden auf dem Prüfstand
Was Kunden fühlen
Wer für Holzfußböden wirbt, betont gerne die angenehme Haptik des Holzes. Gleichwohl weiß niemand genau, ob der Mensch mit seinen Füßen überhaupt Unterschiede zwischen verschiedenen Holzoberflächen fühlt und welche Kriterien er als besonders angenehm empfindet. Die Fachhochschule Salzburg und das Joanneum Research Graz haben hierzu detaillierte Untersuchungen durchgeführt und die Unterschiede zwischen geöltem Parkett, lackiertem Parkett und Laminatböden ausgewertet. 200 Probanden wurden barfuss über verschiedene Böden geführt bzw. mussten diese nach dem Berühren mit den Händen bewerten. Das Ergebnis war nicht nur für die Forscher um FH-Professor Günter Berger überraschend.
Im Marketing der letzten Jahre setzen Unternehmen immer stärker auf die Betonung der Emotionen ("Ich liebe es"-Mc Donalds). Die Versuche der Holzbranche in diesem Bereich sind als eher bescheiden zu bezeichnen. Vielleicht auch deshalb, weil man über das Konsumentenverhalten noch nicht genügend weiß, vermutet Günter Berger, Professor an der Fachhochschule Salzburg in Kuchl: "Im Wort Gefühl steckt fühlen - aber obwohl wir Holzoberflächen permanent betasten und betreten, wissen wir nicht, was Kunden wirklich fühlen, wenn sie den Werkstoff berühren." Dabei sei die Wahrnehmung immer ein Mix aus allen fünf Sinnen. Aber welchen Einfluss jeder einzelne Sinn und besonders der Tastsinn bei der Beurteilung von Holzoberflächen hat, ist unbekannt.
Das Forscherteam der FH Salzburg und des Joanneum Research Graz beschäftigen sich seit einem Jahr mit dem Thema. Untersucht wurden gleich mehrere Aspekte: Nimmt man eine Oberfläche mit den Händen anders wahr als mit den Füßen? Oder: Bewerten Frauen Böden anders als Männer? Als Testflächen wurden ein gebürstetes, mehrschichtiges Parkett mit oxidativ ausgehärteter Öl-Oberfläche, ein lackiertes, mehrschichtiges Parkett und ein glatter Laminatboden verwendet.
Zweihundert Versuchspersonen befragt
200 Konsumenten sind barfuss im Blindtest über die verschiedenen Fußbodenoberflächen gelaufen. Sie sollten Einschätzungen zur Wärme (warm bis kalt), Härte (hart bis weich) und Glätte (rau bis glatt) der Oberflächen abgeben. Anschließend mussten sie ebenfalls im Blindtest diese Oberflächen in anderer Reihenfolge mit den Händen betasten und bewerten.
Zudem wurde ein Bodenbelag als Referenzfläche doppelt in den Teststand eingebaut, um zu überprüfen, ob die Endverbraucher in der Lage sind, stimmige und gleichartige Aussagen über die einzelnen Oberflächen zu machen. 137 Personen bestanden diese Überprüfung mit den Füßen, 136 andere Personen bewerteten beim Handtest den doppelten Boden gleichartig. In der Schnittmenge waren 95 Personen mit Händen und Füßen in der Lage, die Oberflächen konsistent zu bewerten. Nur die Probanden, die diesen Referenzboden-Test bestanden, wurden in die Auswertung einbezogen.
Hände und Füße fühlen ähnlich
Im Ergebnis zeigte sich sehr deutlich, dass die Tester die Unterschiede zwischen den Produkten sowohl mit den Händen als auch mit den Füßen klar erkannten. Ohne große Abweichungen wurde der geölte Boden als "warm", "rau" und "eher weich" eingestuft. Der lackierte Parkettboden ist einheitlich als "eher warm", "eher glatt" und "hart" bezeichnet worden, während der Laminatboden mit "eher kalt", "glatt" und "hart" beschrieben wurde. Einzige Besonderheit: Beim Kriterium Rauheit erschien der geölte Boden den Probanden im Handtest deutlich rauer als beim Begehen des Bodens.
Bezogen auf die Geschlechter konnten die Forscher um Günter Berger in den Ergebnissen keinen signifikanten Unterschied feststellen.
Drei Viertel bevorzugen geölte Böden
Zusätzlich zu den drei Kriterien Rauheit, Wärme und Härte mussten die Testpersonen bewerten, welcher Boden ihnen im Blindtest mit den Füßen am angenehmsten erschien. Eindeutiger Sieger: Der geölte Boden. 76% der Probanden bevorzugen dieses Parkett - eine Aussage, die interessanterweise keinesfalls die aktuelle Marktsituation widerspiegelt.
Außerdem zeigte sich bei der Auswertung der Versuchsreihen, dass Laminatböden und lackiertes Parkett in der Haptik ähnlich bewertet werden. Das sollte die Parketthersteller aufhorchen lassen. Denn nicht nur im Aussehen gibt es auf Grund der fortgeschrittenen Drucktechnik und den immer ausgefeilteren Dekoren immer weniger Unterscheidungsmerkmale, auch beim Anfühlen sind die Unterschiede eher gering. Gleichzeitig wurde auch deutlich, dass für emotionale Argumentationen im Marketing von Holzfußböden genug Raum ist, da Konsumenten offensichtlich in der Lage sind, stimmig und klar die Unterschiede wahrzunehmen.
In Kuchl laufen bereits Vorgespräche für weitere Versuche mit verschiedenen Oberflächen. Zudem wird eine internationale Versuchsreihe in den Zielländern der österreichischen Exporteure angestrebt.
aus
Parkett Magazin 05/05
(Bodenbeläge)