Neuentwicklungen in der Laminatbodenindustrie nehmen kein Ende
Was ist was - in der Laminatbodenfertigung
Pflegeleicht, robust und optisch dem Holz oder Stein zum Verwechseln ähnlich - das sind die Attribute, die die Laminatbodenhersteller ihren Produkten ins Stammbuch schreiben. Dafür verantwortlich ist neben einem möglichst perfekt reproduziertem Dekorpapier vor allem der gesamte Oberflächenaufbau oberhalb des Holzwerkstoffs. In diesem Bereich hat sich zuletzt einiges getan, wobei die Parameter begrenzt sind, an denen "gedreht" werden kann. Welche das sind, hat ParkettMagazin für seine Leser in Handwerk und Handel zusammengestellt.
Begriffe wie HPL oder DPL machen nicht erst seit gestern die Runde, IPL oder Finishfolie sind da schon neueren Datums. Wer nicht in der Fertigung von Laminatböden tätig ist, hat oft genug Schwierigkeiten die einzelnen Aspekte auseinander zu halten. Dabei gibt es nur eine Handvoll Parameter, an denen die Hersteller "drehen" können, um die Eigenschaften ihres Laminatbodenaufbaus zu optimieren. Stark vereinfacht gibt es drei wesentliche Aspekte:
1. Wie kommt das Dekor auf den Fußboden?
- mittels bedruckter Dekorpapiere: Hochspezialisierte Dekordrucker entwickeln in Zusammenarbeit mit den Laminatbodenherstellern ständig neue Dekore, die in der Regel die Vorlagen aus der Natur möglichst originalgetreu abbilden sollen.
- direkt auf den Holzwerkstoff gedruckt: Beim derzeit in der Einführungsphase befindlichen Indirect Print Laminates-Verfahren (IPL bzw. Direktdruck) wird im Rollentiefdruck das gewünschte Dekor direkt auf den Holzwerkstoff gedruckt.
2. Wie wird die Oberfläche geschützt?
- mit Melaminharzfilm (= Overlay): Mit Harzen imprägniertes Dekorpapier und ein Overlay mit Korund bilden den Oberflächenschutz.
- mit Acrylatharzen: Dekorpapiere werden mit flüssigen Acrylatharzen getränkt, die mit Elekotronenstrahlen ausgehärtet und dann auf die Trägerplatte aufgebracht werden.
- mit Lacken: Neben Harzen können auch Lacke als Oberflächenschutz verwendet werden, die bei Finishfolie (= imprägniertes und lackiertes Dekorpapier) und Direktlackierung zum Einsatz kommen. Die Technik wird bisher vor allem in der Möbelindustrie verwendet. Dabei gibt es zwei Arten von Finishfolien: 1. Vorimprägnate, d.h. vor dem Druck und der Lackierung imprägnierte Dekorpapiere; 2. Nachimprägnate, bei denen das Dekorpapier erst nach dem Bedrucken imprägniert und im Anschluss lackiert wird. Für Fußboden-Anwendungen werden die Lacke zumeist mit Nanopartikeln in ihren Festigkeitseigenschaften verbessert.
3. Wie werden Oberflächenschutz, Dekorpapier und Trägermaterial zusammengefügt (bestehende Verfahren)?
- in einem einstufigen Verfahren werden Overlay und Dekorpapier einzeln auf das Trägermaterial gezogen und dann in einem Arbeitsschritt in einer Kurztaktpresse mit Temperatur und Druck miteinander verpresst (DPL - Direkt beschichteter Laminatboden)
- in einem Zweistufenprozess werden zunächst Dekorpapier und Overlay mit speziellen Kraftpapieren/Kernpapieren verpresst. Erst im zweiten Schritt wird dieser sog. Hochdruck-Schichtstoff mit der Trägerplatte verleimt (HPL - Schichtstoff-Laminat/High-Pressure Laminate). Dabei unterscheidet man zwischen dem Verpressen im kontinuierlichen Verfahren (kontinuierlich verpresstes Laminat = CPL) und dem diskontinuierlichen Vorgang in Mehretagenpressen (HPL).
- mittels Rollenkaltkaschierung, Rollenheißkaschierung oder mit Hilfe von Flachpressen werden Finishfolien aufgebracht (Finishfolien-Verfahren). Die in der Möbelindustrie üblichen Finishfolien-Systeme unterscheiden sich hinsichtlich der eingesetzten Leime, zudem wird entweder im kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Verfahren gearbeitet.
Zwischen den verschiedenen Verfahren und Materialien gibt es zahlreiche Variationen. Gerade in letzter Zeit scheinen die Forschungsabteilungen der Produzenten auf Hochtouren zu laufen. Im kommenden Jahr kann sicherlich mit einigen herausragenden Neuerungen gerechnet werden. Wer Genaueres über einzelne Unternehmen und Projekte erfahren möchte, sollte die folgenden Seiten unseres Laminat-Heftes lesen.
aus
Parkett Magazin 06/05
(Bodenbeläge)