Ist das vollflächige Spachteln von Untergründen noch zeitgemäß?
Markus Lesinski, Leiter der Anwendungstechnik bei Mapei, ging der Frage nach, ob das Spachteln von Untergründen noch zeitgemäß sei. Obwohl diverse Merk- und Hinweisblätter von Verbänden wie TKB und BEB, Kommentare oder Fachartikel in Fachzeitschriften immer wieder auf die Bedeutung des Spachtelns hinweisen, wollen viele Verarbeiter - einer Umfrage von Mapei zufolge - darauf verzichten. Die genannten Argumente sind vielschichtig:
- Kostendruck (wird nicht bezahlt)
- Nicht in der Ausschreibung vorgesehen
- Zeitdruck durch die Trockenzeit der Spachtelmasse
- Ist nicht mehr zeitgemäß
- "Kann ich nicht"
Eine andere Kundengruppe erkannte den Zweck des Spachtelns. Dieser besteht darin, dass Spachtelmassen die Eignung des Untergrundes für die vorgesehene Verlegeart sicherstellen. Dazu gehören vor allem: Ebenheit, Festigkeit und Saugfähigkeit. Die Untersuchung ergab, dass sich Käufer grob gesagt in drei Gruppen einteilen lassen:
- Im Handel gibt es vorwiegend Spachtelmassen aus dem unteren Preissegment.
- Mittlere Objekteure kaufen dem Zweck entsprechend, aber vorwiegend preiswertere Spachtelmassen.
- Große Objekteure beziehen fast ausschließlich hochwertige Spachtelmasse.
Lesinski untersuchte auch die Erwartungen der Käufer: Von Spachtelmassen wird eine gleichbleibende Qualität, guter Verlauf, einwandfreies Oberflächenbild, ausgezeichnete Festigkeit, Schleifbarkeit und eine angemessene Verpackung erwartet. In der Praxis gehen Anspruch und Wirklichkeit häufig auseinander: In der Spachtelmasse bilden sich Risse, sie platzt ab, zeigt ein unregelmäßiges Oberflächenbild und macht Probleme auf Altuntergründen.
Bei einer fachgerechten Verarbeitung dürfte dies nicht passieren, aber auch hier gibt es eine Reihe von Ursachen. Die Untergründe werden falsch eingeschätzt, die Spachtelmassen eignen sich gar nicht für den Einsatzzweck oder es wird falsch oder gar nicht grundiert. Weitere Gründe: Feuchtigkeit, falsches Mischungsverhältnis, ungünstige Baustellenbedingungen oder die Spachtelmasse selbst.
Die Anwendungstechnik von Mapei stellte eigene und fremde Spachtelmassen auf den Prüfstand. Auf Testflächen wurden 10 Spachtelmassen von renommierten deutschen Bauchemieherstellern auf ihre Rissbildung untersucht. Das Ergebnis: Auf neuen Estrichen gab es bei allen Spachtelmassen und geeigneten Grundierungen keinerlei Probleme. Auf alten Klebstoffresten rissen alle hochwertigen Spachtelmassen. Das Fazit lautet: Altuntergründe sind genau zu prüfen. Alte Klebstoff- und Spachtelschichten sind restlos zu entfernen.
Lesinskis eingangs gestellte Frage, ob Spachtelmassen noch zeitgemäß sind, beantwortete er so:
Die Stärken einer Spachtelmasse sind ein gleichmäßig fester, saugender und ebener Untergrund, der ideal für Problemuntergründe ist. Bei der richtigen Auswahl, Anwendung und Untergrundprüfung haben Spachtelmassen keine Schwächen. Die Risiken bestehen im richtigen Erkennen der Untergründe, im gründlichen Prüfen und im richtigen Einschätzen der Wirkungsweise bauchemischer Produkte.
Dabei bieten Spachtelmassen auch Chancen: Man muss die Spachtelschicht als eigene Schnittstelle im Gesamtgefüge des Fußbodenaufbaus erkennen und nutzen.
aus
FussbodenTechnik 05/04
(Bodenbeläge)