Teppichboden richtig verlegen
Worauf muss der Verleger achten?
Verlegern von Teppichboden wird immer wieder empfohlen, nur unter definierten Bedingungen zu arbeiten. Ein Tipp, der den Verarbeiter nicht weiterbringt, da diese Bedingungen selten vorherrschen. FussbodenTechnik hat in Zusammenarbeit mit Aribert Arbeiter von Anker praktische Tipps zusammengestellt, die dem Verleger wirklich helfen. So rät Arbeiter dringend dazu, vorhandene Bedenken anzumelden und zur Not die Gewährleistung abzulehnen, wenn die Baustelle eine ordnungsgemäße Arbeit nicht zulässt.
Ein Phänomen in der Verlegerpraxis ist, dass die benötigte Teppichbodenmenge immer wieder anhand der Maßangaben in der Bauzeichnung berechnet wird. Auf der Baustelle kann es leicht zu Maßschwankungen zwischen der theoretischen Bauzeichnung und der tatsächlichen Ausführung kommen, da Einschaler, Betonierer und Maurer nicht auf Millimeterpapier arbeiten. Dies hat häufig zur Folge, dass der nach der Bauzeichnung bestellte Teppichboden nicht der tatsächlich benötigten Menge entspricht. Deshalb ist es unbedingt erforderlich, das Aufmaß selber zu nehmen und sich nicht auf Bauzeichnungen zu verlassen.
Fachgerechte Teppichboden-Verlegung
Eine fachgerechte Teppichboden-Verlegung ist relativ unkompliziert durchzuführen. Die Verlegung erfolgt grundsätzlich nach der Klappmethode.
1. Schritt: Klappmethode
Die Belagsbahnen werden im Raum ausgelegt und die Kanten mit einem Nahtschneider beschnitten. Die beschnittenen Bahnen werden vor allem bahnenmittig aneinander gelegt, um das jeweilige Nahtbild und eventuelle Rapportdifferenzen bewerten zu können. Noch besteht die Möglichkeit, die Bahnen nochmals zu beschneiden um das Nahtbild eventuell zu verbessern.
2. Schritt: Zurückschlagen der Bahnen
Nun begibt man sich in die Mitte des Raumes. Die beiden dort liegenden Teppichbodenbahnen werden an den Längsseiten zurückgeschlagen, um den Kleber aufbringen zu können. Hierbei wird die Bahn, von der man arbeitet (Bahn 1) zu ca. 2/3 zurückgeschlagen. Die Bahn, zu der hin gearbeitet wird (Bahn 2) klappt man zu 1/3 zurück. Dabei stellt man sich auf die entsprechende Bahn, so dass diese nicht verrutschen kann.
3. Schritt: Klebstoffauftrag
Mit einem gezahnten Spachtel wird nun der Klebstoff bogenförmig auf den Unterboden aufgetragen (max. 20 qm pro Person). Im Regelfall werden gewebte, mit textilem Geweberücken ausgerüstete Teppichboden-Bahnen sofort ins frische Klebebett eingelegt und von der Bahnenmitte der Rapport korrigiert. Dabei wird die "kurze" Bahn an die jeweils "längere" angepasst. Dabei kommen Spanngeräte zum Einsatz. Ohne sie ist das Risiko einer nicht ordnungsgemäßen Verlegung unverhältnismäßig groß.
Bahn 2 wird nun bis zum aufgebrachten Klebstoffauftrag und Bahn 3 wiederum ca. 1/3 der Bahnenbreite zurückgeschlagen. Jetzt den Klebstoff aufbringen, die Bahnen einlegen, zuerst Bahn 2 und dann Bahn 3 andrücken und anreiben. Anschließend wird der Rest von Bahn 3 geklebt. Gutes Anreiben bzw. Anrollen des Teppichbodens mit einer 50 kg schweren Gelenkrolle ist Pflicht.
4. Schritt: Abnageln mit Stahlnägeln
Ist die Wahl des Klebers richtig ausgefallen, besteht während der Abbindephase genügend Zeit, den Teppichboden musterpassend anzugleichen. Die bei diesem Vorgang entstandenen Spannungen kann man durch Abnageln mit Stahlnägeln fixieren. Nachdem der Kleber abgebunden hat, sollten die eventuell verwendeten Nägel selbstverständlich entfernt werden.
Typische Fehler - Mangelnde Kenntnis
Ein ähnlich hohes Fehlerpotential liegt in der mangelnden Kenntnis fachgerechter Teppichbodenverarbeitung. Mit einer praxisbezogenen Schulung und dem nötigen Interesse könnte man hier relativ schnell und kompetent für Abhilfe sorgen. Anker bietet dazu Seminare an, die neben der Vorstellung der Herstellungs- und Färbetechniken die professionelle Nahtbearbeitung, Vermeidung von Musterverzügen und Reißverschlusseffekten sowie Informationen zur Ursache, Auswirkung und Vermeidung unbeabsichtigter Effekte beinhalten.
Dadurch, dass der überwiegende Teil der Bodenleger in ihrem Berufsleben keines der vielen Seminarangebote der Teppichbodenindustrie wahrnimmt, sind sie oftmals nicht in der Lage, zwischen gewebten und getufteten Teppichböden bzw. Belägen anderer Herstellungsverfahren zu unterscheiden. Warentypische Eigenschaften und Verarbeitungstechniken sind den meisten Bodenlegern oft unbekannt. Dabei sollte man bedenken, dass ein Bodenleger sowohl für sein Gewerk, als auch für die entsprechend verarbeitete Ware in eine 5-jährige Gewährleistung eintritt.
Zu langes Ablüftenlassen des Klebstoffes
Ein weiterer Fehler ist das zu lange Ablüftenlassen des aufgebrachten Klebstoffes, bevor der verhältnismäßig grobe Textilrücken des Teppichbodens eingelegt wird. In fast allen Fällen gilt der Teppichboden dann als nicht ordnungsgemäß verklebt. Dieses zeigt er beim Wechsel der Witterungsverhältnisse oder bei der Durchführung einer Nassreinigung. Wichtig ist, dass der Belagsrücken ins Kleberbett und nicht obendrauf gelegt wird.
Fehlerhafte Musterrapporte
Ein ebenfalls nicht unbedeutender Prozentsatz der Verlegungen wird durch die Nichtübereinstimmung von Musterrapporten negativ bewertet. Unter Rapport versteht man ein sich ständig wiederholendes Muster. Das Muster kann in seiner Form und Anordnung in Längs- und Querrichtung verschieden sein. Bei gemusterten Belägen ist der Rapport vor allem an Bahnenstößen zu beachten. Voraussetzung dafür ist eine fachgerechte Grundausstattung an Werkzeugen wie ein Knie- und ein Doppelkopfspanner. Auch die Ausrüstung mit einem Nahtschneider, der die Verlegung im Kantenbereich erheblich erleichtert, sollte selbstverständlich sein. Merke: Ohne Spanngerät keine Verlegung gemusterter Ware.
Farben- und Mustergleichheit
Es reicht grundsätzlich nicht aus, nur die üblichen konstruktionstechnischen Merkmale einer Teppichboden-Qualität zu beachten. Optisch einwandfrei verlegte Flächen müssen ein gelungenes Oberflächenbild aufweisen: So müssen die zu verlegenden Teppichbodenbahnen auf Farben- und Mustergleichheit überprüft werden, damit sie zueinander passen. Des Weiteren sind die Teppichbodenbahnen unter Beachtung des Verlegeplanes so anzuordnen, dass bei der Verlegung nur ein Minimum an Verschnitt entsteht.
Einrollen ins Kleberbett
Ein typischer Verlegefehler entsteht, wenn die Teppichbodenbahnen über ihre komplette Breite in Laufrichtung aufgerollt werden. Nach dem Klebstoffauftrag wird der Belag zurückgerollt. Dabei bewegt sich die Rolle im frischen Kleberbett höchst selten in die Richtung, in der sie ursprünglich lag. Unter solchen Umständen ist eine ordentliche, saubere Verlegung extrem schwierig. Lösung: Beim kontrollierten Zurückrollen legt mindestens eine Person die Ware vorsichtig ins Kleberbett ein, während eine andere die Naht bearbeitet.
Normgerechte Verarbeitung
Dass Normen, Verordnungen, anerkannte Regeln des Fachs und ein entsprechender Stand der Technik klare Verhaltensweisen geradezu vorschreiben, wird von einem Großteil der Bodenlegerbranche weitestgehend ignoriert. Dies ist für viele Kunden verständlicherweise ein nicht hinzunehmender Zustand. Immerhin akzeptiert der Verbraucher hohe Kosten, um einen fachgerecht verlegten Teppichboden zu erhalten.
Tolerieren muss der Verleger nach dem Kommentar zur VOB (6. Auflage 2004, Kaulen, Hahn, Baumann) eine Rapportdifferenz von max. 0,35 % der Bahnenlänge. Während in vorhergehenden Kommentaren jeweils noch auf Bogigkeit in der Querrichtung, Längsbogigkeit und Diagonalverzug eingegangen wurde, wird das Thema Musterverzüge in der neuen Ausgabe 2004 zur VOB Teil C, DIN 18365, 3.4.5 "Bahnen sind mustergleich zu verlegen", allgemein behandelt:
"...textile Bodenbeläge mit sich wiederholendem Muster müssen so verlegt werden, dass die Muster aneinander passen. Dieses gilt auch für angrenzende schmälere Bahnen (Ansatzstreifen). Die zu verlegenden elastischen und textilen Bodenbelagsmaterialien müssen mithin farb- und rapportgleich sein, um eine einwandfreie Arbeitsleistung durchführen zu können."
Ergibt die Überprüfung einer Teppichboden-Qualität, dass der Belag eine Rapportverschiebung von mehr als 0,35 % aufweist (bei einer 10 m-Bahn sind das 3,5 cm Abweichung), müssen vom Teppichbodenleger unverzüglich Bedenken gegenüber dem Hersteller bzw. dem Lieferanten angemeldet werden.
Die Arbeiten sind einzustellen, bis eine Entscheidung des Lieferanten in angemessener Frist vorliegt.
Veinbarungen treffen
Da Teppichböden als flexibles Flächengebilde wegen ihrer besonderen Beschaffenheit Verzüge aufweisen können, ist dringend empfehlenswert, dass zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer hierüber eine Vereinbarung getroffen wird. Inwieweit sich die genannten Abweichungen in der Praxis bemerkbar machen, hängt weitgehend von der Raumgröße, von der Art des Musters und von den bei der Verlegung durchgeführten Korrekturen ab. Während Abweichungen in kleineren Räumen meist toleriert werden können, wirken sie bei großflächiger Verlegung, insbesondere bei großen freien, einsehbaren Flächen störend. Auch die Größe des Rapportes einerseits und die Größe der einzelnen Muster andererseits ist für die Optik bei Rapportabweichungen von Bedeutung. Große Rapporte mit größeren Elementen erfordern bei der Verlegung unbedingte Berücksichtigung der Diagonalrichtung und der Passgenauigkeit der Naht.
Einem Teppichboden-Verleger muss zugemutet werden können, einen sich innerhalb der Toleranzen befindlichen Teppichboden, von der Bahnenmitte aus nach beiden Richtungen in Längsrichtung auszuspannen. Voraussetzung für eine derartige Tätigkeit ist allerdings das Vorhandensein einer Mindestausstattung an Werkzeugen und Geräten.
CM-Messung ist zwingend
Die Durchführung einer CM-Feuchtemessung ist zwar von unbestrittenem Nutzen, aber dennoch wird sie verhältnismäßig selten durchgeführt. Einerseits scheuen viele Verleger die Kosten für die Anschaffung eines solchen Gerätes, obwohl die finanziellen Einbußen im Falle einer Mängelbeseitigung höher sein dürften. Andererseits erscheint vielen Verlegern die Handhabung eines CM-Messgerätes zu kompliziert.
Zweck der Grundierung
Um den Verbund zwischen Unterboden und "Glättschicht" (Nivellier-, Ausgleich-, Spachtelmasse) zu gewährleisten, wird eine Grundierung aufgetragen. Zu diesem Thema müssen die Anwendungstechnischen Berater immer wieder Stellung nehmen.
Um also eine risikofreie dauerhafte und dabei kostengünstige Verbindung zwischen den Baustoffen Estrich und Spachtelmasse zu ermöglichen, wird eine Grundierung aufgetragen. Sie erfüllt als Haftbrücke die Aufgabe eines Klebers, der beide Stoffe miteinander verbindet. Somit erfüllt eine Grundierung mehrere Aufgaben. Verleger, die vor dem Spachteln keine Grundierung auftragen, handeln grob fahrlässig.
Zweck der Spachtelmasse
Spachtel- und Ausgleichmassen sollen für die Belagklebung geeignete, gleichmäßig saugende sowie ebene Oberflächen schaffen, indem sie Poren füllen, Unebenheiten ausgleichen und vorhandene Höhenunterschiede beseitigen.
Die Baustoffindustrie unterscheidet Füll- bzw. Nivellier-, Ausgleich- und Spachtelmassen im wesentlichen nach deren Anwendungsgebiet, ohne dass deren Bezeichnung genormt sind. Füll-/Niveliermassen sind "kleine Estriche"; mehr als 10 mm Schichtdicke kann in einem Arbeitsgang eingebracht werden. Ihr Einsatz ist eher selten und wird überwiegend bei der Altbausanierung stattfinden. Ausgleichmassen können in einem Arbeitsgang in einer Dicke von 3-10 mm eingebracht und Spachtelmassen bis ca. 3 mm dick verarbeitet werden.
Vereinfacht ausgedrückt haben Spachtelmassen in Bezug auf eine Verklebung vor allem die Aufgabe, das im Klebstoff vorhandene Wasser gezielt - das heißt möglichst gleichmäßig - aufzunehmen und so dafür zu sorgen, dass sich die adhäsiven Moleküle wirkungsvoll verbinden. Würde keine Spachtelmasse eingesetzt, würde das Wasser schlagartig vom Estrich aufgenommen und die entsprechenden Moleküle könnten nicht die nötige Verbindung eingehen, um ihre Klebkraft zu entwickeln. Nicht selten unterliegen Bodenleger der Meinung, mit mehr Klebstoffauftrag die Spachtelarbeiten umgehen zu können. Ähnlich wie beim Waschmitteleinsatz in der Waschmaschine hat ein Mehr an Waschmittel nicht gleich ein besseres Reinigungsergebnis zur Folge. In beiden Fällen ist eher das Gegenteil der Fall.
In Bezug auf die spätere Beanspruchung muss die Spachtelmasse über eine Mindestdicke von 1,5 mm verfügen, um in der jahrelangen Nutzungszeit den normalen Strapazen gewachsen zu sein. Soll die gespachtelte Fläche extreme Beanspruchungen aushalten können (z.B. Stuhlrolleneignung), sind mindestens 2 mm Schichtdicke, besser sogar 3 mm notwendig. Bei entsprechender Beanspruchung unterliegen geringere Dicken genauso wie überwässerte und überlagerte Spachtelmassen unweigerlich einer erheblich früheren Zerstörung.
Grundieren ohne Spachteln
Der Gedanke, nur zu Grundieren und nicht zu spachteln, wird verhältnismäßig oft gedacht. Eine Grundierung dichtet nach unten hin ab. Wasser kann nicht ungehindert durch sie hindurch gelangen. In Dispersionsklebstoffen dient Wasser als Lösemittel. Dieses Wasser muss möglichst gleichmäßig aus der Klebersubstanz raus, damit der Kleber klebt. Beim Einsatz geringer Klebermengen kann das Wasser an die Luft abgegeben werden. Je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit kann das bereits einige Zeit dauern - eventuell sogar Stunden. Bei größeren Klebermengen wird die Verdunstung nach oben zwar ebenso erfolgen, aber entsprechend lange dauern.
Dazu kommt das Risiko einer ungleichmäßigen Abtrocknung. Da der Kleber von oben wegtrocknet, muss die darunterliegende Klebeschicht durch die bereits getrocknete Masse hindurch abtrocknen. Das wird mitunter Tage dauern. Lässt man der Kleberschicht nicht die nötige Ablüftzeit, wird die Verklebung nach unten hin schwächer und wird sich bei entsprechender Belastung lösen.
Um dieses Risiko auszuschließen, wird die Fläche gespachtelt. Nun kann das Wasser zu gleichen Teilen nach oben von der Luft und nach unten von der Spachtelmasse aufgenommen werden. Belagskleber braucht grundsätzlich einen saugfähigen Untergrund.
Nicht zuletzt aus Kostengründen werden häufig ungeeignete oder zu wenig Verlegewerkstoffe eingesetzt - oder sie werden verdünnt damit es sich "wieder rechnet". Überwässerte Spachtelmassen, geradezu "ruhestörende Kratzspachtelungen" und zu kleine Kleberriefen sind keine unbekannten Mängelgrößen, sondern leider Tagesgeschäft.
aus
FussbodenTechnik 04/04
(Bodenbeläge)