Welches ist die beste Verlegemethode für Teppichböden?

Verkleben contra Verspannen

Umwelt- und Gesundheitsaspekte auf Seiten der Nutzer sowie technische Probleme mit den Klebstoffen neuester Generation fachen immer wieder Diskussionen über mögliche Alternativen zur Verklebung hochwertiger Teppichböden an. Aribert Arbeiter, Leiter der Anker-Anwendungstechnik, bringt in diesem Zusammenhang eine in FussbodenTechnik schon oft vorgestellte, aber fast nie praktizierte Methode ins Spiel: die Verspanntechnik. Sein Versuch eines objektiven Vergleichs der Vorteile und Grenzen beider Verfahren wird zu einem Plädoyer für die Verspannmethode.

Gegenüber der Verspannung von Teppichböden hält sich hartnäckig das Vorurteil, es handle sich um eine vergleichsweise teure Verlegeart, die zudem nur in relativ kleinen Räumen angewendet werden könne. Darüber hinaus wird immer wieder behauptet, ein verspannter Teppichboden sei nicht für den Einsatz von Stuhlrollen geeignet und auch auf Treppen sowie Fußbodenheizungen mache er keine gute Figur. Man sollte allerdings bedenken, dass derartige Einwände überwiegend von Vertretern der Kleberindustrie sowie von Bodenlegern vorgebracht werden, die diese "alternative" Verlegetechnik nicht beherrschen.

Schauen wir uns die Sache einmal etwas genauer an: Die sogenannte "Smoothedge-Verspannmethode" auf Nagelleisten war vor vielen Jahren durchaus eine sehr verbreitete Verlegeart. Mit der Markteinführung der lösemittelhaltigen Kunstharzkleber wurde dann aber eine erheblich schnellere Verlegung möglich. Später hat man diese Klebstoffe aufgrund von verbesserten Arbeitschutzbestimmungen in relativ kurzer Zeit gegen lösemittelarme und schließlich sogar lösemittelfreie Produkte ausgetauscht - wodurch auch Arbeits-, Umwelt- und Verbraucherschutzgesichtspunkten Rechnung getragen wurde, denen die Verspannung schon immer entgegen kam.

Vorteile und Grenzen beider Verfahren sollten relativiert werden

Die Verarbeitung dieser neuen Klebstoffe gestaltet sich allerdings im Verhältnis zu lösemittelhaltigen Produkten komplizierter und zum Teil auch zeitaufwendiger. Den entscheidenden Vorteil der früher üblichen lösemittelhaltigen Kunstharzkleber gegenüber der Verspanntechnik - nämlich schnell zu sein - hat der heute vornehmlich eingesetzte lösemittelfreie Dispersionskleber damit weitestgehend eingebüßt.

Andererseits verfügen inzwischen aber nur noch wenige Handwerker über ausreichende theoretische und praktische Kenntnisse bezüglich der Verspannmethode - obwohl sie eigentlich immer noch die für Teppichboden sinnvollste Verlegeart darstellt, da sie die Trittelastizität und den Begehkomfort des Belages unterstreicht. Diese Vorteile wurden jedoch im Zusammenhang mit dem "Siegeszug" der Verklebung jahrzehntelang nicht mehr propagiert bzw. gelehrt. Wo liegen nun tatsächlich die Vor- und wo die Nachteile der beiden Verlegarten?

Verspannung verbessert Komfort und Lebensdauer

Eines dürfte unbestritten sein: Die Lebensdauer eines verspannten Teppichbodens liegt im Regelfall um rund 50 % über der eines verklebten Textilbelags. Weiterer Vorteil: Trotz der längeren Nutzungsdauer sieht der verspannte Belag auch nach Jahren noch besser aus. Denn das Unterlegmaterial "schluckt" als Stoßfänger weitestgehend die Beanspruchungen. Hinzu kommt die Fähigkeit einer unvergleichlich schnellen Wiedererholung.

Darüber hinaus sorgt die Verspannung für eine enorme Verbesserung des Gehkomforts, der in keinem Verhältnis zu einem verklebten Teppichboden steht. Gleichzeitig wird eine deutlich höhere Raum- und Trittschalldämmung erreicht. In diesem Zusammenhang liegen die Vorteile also eindeutig auf Seiten der verspannten Ware.

Verklebung erfordert ebenso gewissenhafte wie aufwendige Vorarbeiten

Für die Verklebung eines Teppichbodens muss zunächst der Unterboden DIN-gerecht, entsprechend VOB/C ATV DIN 18365 vorbereitet werden - z.B. durch Reinigen, Schleifen, Grundieren, Spachteln und nochmaliges Schleifen. Dafür benötigt der Verleger unter anderem leistungsfähige Maschinen - deren Einsatz aber finanziell nur selten kalkuliert wird. Hinzu kommt die nötige Disponierung und Lagerung der entsprechenden Baustoffe sowie eine exakte Zeitplanung für deren Verarbeitung.

Alle verarbeiteten Materialien weisen zudem warenspezifische Trockenzeiten auf, die peinlich genau eingehalten werden müssen - unter Berücksichtigung geeigneter baulicher Rahmenbedingungen, Belüftung und raumklimatischer Verhältnisse. Um die Baustoffe sach- und fachgerecht einsetzen zu können, sind daher oft mehrere An- und Abfahrten zum Objekt nötig.

Dieser Zeitbedarf muss kalkuliert werden - ebenso wie der Transport zur Baustelle und der eigentliche Arbeitsaufwand im Objekt. Erst im Anschluss an diese Arbeiten kann die eigentliche Belagverlegung beginnen.

Untergrundvorbereitung für die Verspannung überschaubar

Für die Verspannung eines Teppichbodens ist lediglich eine DIN-gerechte Estrichkonstruktion erforderlich. Liegt eine entsprechende Estrichfläche vor, die vor allem die Ebenheitstoleranzen nach DIN 18202 erfüllt, sind weitere Vorarbeiten am Unterboden überflüssig - bis auf eine Reinigung. Das bedeutet: kein Schleifen, kein Grundieren, kein Spachteln oder gar nochmaliges Schleifen.

Damit fällt auch der Zeitaufwand für die betreffenden Arbeiten weg - ebenso wie die Disponierung, Lagerung und der Transport von Verlegewerkstoffen sowie die genaue Einhaltung etwaiger Trockenzeiten. Mit den Gefahren einer unzureichenden Belüftung, von Zugluft oder ungeeigneten raumklimatischen Verhältnissen braucht sich der Verleger ebenfalls nicht zu beschäftigen.

Berücksichtigt man, dass bei einem verspannten Teppichboden auch alle entsprechenden Kosten entfallen, lassen sich die Gesamtkosten für die Verspannung mit denen für die Verklebung durchaus vergleichen - obwohl Nagelleisten befestigt, das Unterlegmaterial verlegt und Nähte mit Konfektionsband konfektioniert werden müssen. Selbstverständlich müssen Disponierung, Kauf und Lagerung dieser Materialien berücksichtigt sein.

Klare Vorteile der Verspannung bei Entfernung und Neuverlegung

Da verklebte Teppichböden früher verschleißen, müssen sie öfter ausgetauscht werden. Zur Entfernung eines verklebten Teppichbodens benötigt man allerdings in der Regel eine professionelle Maschinenausstattung, die auch einen Abtrag von Rücken- und Klebstoffresten ermöglicht. Wie bereits geschildert, wird die Anschaffung und der Einsatz solcher Maschinen kalkulatorisch oft übersehen.

Verspannte Teppichböden sind bedeutend leichter zu entfernen als verklebte - man hängt sie einfach aus und fertig. Wurden bei der Erstverlegung hochwertige Unterlegmaterialien eingesetzt, können diese bei der zweiten Verlegung meistens wieder verwendet werden. Es ist ein Ammenmärchen, dass das Unterlegmaterial unbedingt bei jeder Verlegung erneuert werden muss. Ob ein Austausch nötig ist, richtet sich nach der Qualität des Produktes und der Beanspruchung während der Nutzung.

Grundsätzlich kann man aber festhalten: Während der eine Verleger noch aufwendig den verklebten Belag entfernt, ist der andere bereits dabei, den neuen Teppichboden zu verspannen. Verspannte Beläge können im Gegensatz zu verklebten Teppichböden, die bei der Entfernung meistens zerstört werden, theoretisch sogar in anderen Räumen erneut verlegt werden - auch wenn das in der Praxis selten geschieht.

Weitere Pluspunkte bei Verarbeitungs-, Umwelt- und Nutzungseigenschaften

Aber auch bereits bei der Erstverlegung bietet die Verspannmethode einige interessante Vorteile - beispielsweise die frühe Nutzung: Um Schäden zu vermeiden, sollte ein verklebter Teppichboden - nach dem Stand der Technik und den anerkannten Regeln des Fachs - bis zur Endfestigkeit des Klebers nicht belastet werden (ca. 72 Stunden). Aufgrund der heutigen Bauweise bleibt diese Vorgabe allerdings meistens graue Theorie. Führen solche anwendungstechnischen Mängel dennoch nicht zu Beanstandungen, hat dies sicher öfter mit Glück zu tun, als man allgemein annimmt und wahrhaben will.

Darüber hinaus kann man die Verspannmethode aufgrund des weitestgehend fehlenden Einsatzes chemischer Stoffe und Substanzen grundsätzlich als umweltfreundliche Verlegeart bezeichnen. Die Rückseite des Belags ist nach seiner Entfernung außerdem weder durch Kleber- noch durch Spachtelmassen-Rückstände verunreinigt. Das ermöglicht ein problemloses Recycling.

Die Unterhaltsreinigung durch Staubsaugen gestaltet sich bei verspannten Belägen ebenfalls effektiver. Der Teppichboden lässt eine Luftzirkulation bis zum Unterlegmaterial zu, während bei einem fest verklebten Belag eher ein Unterdruck im Belag selbst erzeugt wird. Von einer intensiven Nassreinigung sollte bei verspannten Textilbelägen jedoch Abstand genommen werden, um Schäden unterhalb des Belags zu vermeiden. Bei der ausgereiften Technik heutiger Trockenreinigungs-Systeme stellt diese Einschränkung aber keinen echten Nachteil dar.

Wo und mit welchen Belägen ist eine Verspannung möglich?

Verspannungen lassen sich prinzipiell in jedem Bereich ausführen - ob in Wohnungen, Hotels, Büros, Banken oder Ausstellungsräume; ob auf 20, 300 oder mehreren tausend Quadratmetern. Wichtig ist allerdings, dass die Konstruktion des Teppichbodens für die Verspannmethode geeignet ist. Hier kommen vor allem gewebte sowie auch viele getuftete Qualitäten in Frage (s. Kasten). In Sachen Stuhlrollen- und Treppeneignung steht einer Verspannung grundsätzlich ebenfalls nichts im Wege - zumal mittlerweile entsprechende Unterlegmaterialien zur Verfügung stehen.

Einschränkungen bestehen lediglich beim Einsatz auf Fußbodenheizung - insbesondere, wenn die Heizung nicht ausreichend angelegt oder ein ungeeignetes Unterlegmaterial verarbeitet wurde. Denn sehr hohe Wärmedurchlasswiderstände erschweren die Beheizung des Raumes. Wird bei der Neubau-Planung allerdings von vornherein eine Verlegung mit der Spannmethode einkalkuliert, lässt sich auch solchen Schwierigkeiten wirkungsvoll begegnen.

Hinzu kommen einige Nutzungs-Situationen, bei denen die Verklebung die bessere Alternative darstellt - wenn zum Beispiel ein schneller, unkomplizierter Zugang zu Doppelboden-, Quellluft-, Kabelschacht- oder ähnlichen Konstruktionen gewährleistet sein muss. Auch den speziellen hygienischen und versorgungstechnischen Anforderungen im Krankenhaus- und Seniorenbereich wird eine entsprechend ausgerüstete und verklebte Ware eher gerecht als ein verspannter Belag. Hier wäre schon allein die durch das Verspannen erhöhte Weichheit des Bodens störend - führt sie doch zu einem erheblich höheren Rollwiderstand, der das Bettenschieben oder den Einsatz von Versorgungswagen unnötig erschwert.

Hochinteressanter Markt für qualifizierte Verleger

Die Verspannmethode ist eine handwerklich besonders hochwertige Verlegeart, mit der Bodenleger ihre fachliche Kompetenz demonstrieren und sich deutlich gegenüber "Semiprofis" bzw. Laien abgrenzen können. Letztere machen für echte Fachbetriebe beim Kleben durch Dumpingpreise das Geschäft unkalkulierbar.

Auch wenn die Haltbarkeit und die Möglichkeit einer Wiederverwendung verspannter Teppichböden für die verlegende Zunft auf den ersten Blick nicht unbedingt einen Vorteil darstellen - für den Kunden bilden solche Argumente durchaus eine Entscheidungsgrundlage. Dass Verbraucher in der Regel allein aus modischen und geschmacklichen Gründen auf diese Vorteile verzichten und sich früher als nötig einen neuen Teppichboden anschaffen, sollte ein Grund mehr sein, sich über "alternative" Verlegemethoden Gedanken zu machen.

Auf der Kostenseite besteht der wesentliche Unterschied in Wirklichkeit lediglich darin, dass der Verbraucher bei einem verspannten Teppichboden diejenigen Kosten im voraus leistet, die er bei einem verklebten Belag spätestens bei der nächsten Renovierung sowieso aufwenden müsste.

Bei der Verklebung fallen schließlich erhebliche Mehraufwendungen für das Entfernen des Altbelags und die anschließende Untergrundvorbereitung an. Unterm Strich gibt es also kein echtes Kostenargument gegen die Verspannmethode.

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Welche Beläge eignen sich für eine Verspannung?

Zum Verspannen eignen sich mehr Teppichböden, als allgemein vermutet wird. Getuftete oder gewebte Teppiche lassen sich aufgrund ihrer Festigkeit und Dehnfähigkeit hervorragend verarbeiten. Grundsätzlich empfiehlt sich eine gezielte Nachfrage beim jeweiligen Hersteller.

Von den noch auf dem Markt befindlichen Schaumrücken-Teppichen sollte man allerdings die Finger lassen. Problematisch sind auch Teppichböden mit textilem Vliesrücken. Hintergrund: Der Vliesrücken bietet den Nägeln oft nur geringen Halt. Auch beim Konfektionieren können Schwierigkeiten auftreten. Hier sollte man also ebenfalls eine ausdrückliche Freigabe des Herstellers einholen.

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Vorteile und Grenzen der Teppichbodenverspannung

Vorteile:
- hoher Gehkomfort
- bewährte Verlegemethode
- reduzierter Belagverschleiß - deutlich längere Lebensdauer
- verbesserte Reinigungseigenschaften
- erhöhte Trittschall- und Wärmedämmung
- geringer Aufwand bei der Untergrundvorbereitung - insbesondere im Sanierungsfall
- kaum Schmutz- und Staubbelästigungen (durch schleifen, spachteln etc.)
- keine Ablüft- und Austrocknungszeiten
- Belag einfach wiederaufnehmbar bzw. leicht entfernbar bei Renovierung
- hohes Maß an Arbeits- und Verbraucherschutz
- dampfoffenes System
- bringt keine Feuchtigkeit in den Belagrücken
- sortenreine Entsorgung des Teppichbodens
- Kosten- und Zeitvorteile bei späteren Belagwechseln
- vorhandenen Nutzbeläge sind wiederverwendbar

Grenzen:
- eingeschränkte Stuhlrolleneignung (nur bei entsprechenden Unterlagen)
- nur bedingte Eignung für Fußbodenheizung
- dadurch begrenzte Objekteignung
- nicht grundsätzlich für alle Teppichböden geeignet
- relativ hohe Kosten bei der Erstverlegung
- nicht für Sprühextraktionsreinigung geeignet
- besondere handwerkliche Fähigkeiten und Spezialwerkzeug erforderlich
- Zusatzqualifikation (spezielle Schulung) dringend empfehlenswert


Der Autor: Aribert Arbeiter leitet die Anwendungstechnik beim Belaghersteller Anker-Teppichboden in Düren.
aus FussbodenTechnik 04/03 (Bodenbeläge)