Verband der Deutschen Heimtextillen-Industrie
Mangelndes Konsumenten-Vertrauen
Wuppertal - Die Konjunktur in Deutschland wurde auch im letzten Jahr deutlich ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt verstärkte sich nur moderat auf z.Zt. noch geschätzte 1,6 Prozent. Haupthemmschuh der schwachen Inlandsnachfrage war und ist nach wie vor das mangelnde Konsumentenvertrauen. Geiz ist leider immer noch in den Köpfen vieler Verbraucher geil - und bei weitem nicht bei der Mehrzahl der Verbraucher geschieht dies aus einer echten Notwendigkeit heraus - und sorgte somit für einen weiteren Rückgang des privaten Konsums. Auf der anderen Seite zeigte auch das Exportgeschäft 2004 in vielen Branchen unerwartete Schwächen.
Vor diesem Hintergrund blieb auch die wirtschaftliche Situation der deutschen Heimtextilien-Industrie 2004 im 4. Jahr in Folge schwierig. Der Branchenumsatz entwickelte sich im Jahresverlauf bis Ende November um 3,6 Prozent rückläufig. Tendenziell waren die Einbußen im ersten Halbjahr jedoch ausgeprägter als in der zweiten Jahreshälfte. Heimtextilien gehören zu den Produkten, deren Neu- oder Nachkauf leicht aufgeschoben werden kann - durchaus auch über einen längeren Zeitpunkt. Schwierigkeiten bereitete den Unternehmen daher weiterhin die Kaufzurückhaltung auf der Konsumentenseite; das Inlandsgeschäft entwickelte sich bis Ende November um 4,7 Prozent rückläufig.
Das Exportgeschäft verlief mit Ausnahme des 3. Quartals ebenfalls enttäuschend. Trotz des verstärkten Engagements der deutschen Heimtextilien-Industrie auf den Auslandsmärkten, sprang der Exportmotor nicht an. Bis Ende November wurde das Vorjahresniveau um 0,9 Prozent verfehlt. Der Exportanteil stieg geringfügig an auf 28,9 Prozent.
Die strukturelle Konsolidierung der Branche setzte sich 2004 fort. Nach einer ersten Schätzung ist die Anzahl der heimtextilen Produktionsbetriebe 2004 um 2,7 Prozent auf 180 zurückgegangen; die Anzahl der Beschäftigten der Heimtextilien-Industrie hat sich voraussichtlich um 5,4 Prozent auf 18.880 verringert.
Die Sparte Möbelstoffe für den Ausstattungsbereich verzeichnete bis Ende November einen Umsatzrückgang von 6,8 Prozent. Dabei zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede in der Entwicklung der beiden Produktbereiche Flachgewebe und Velours. Der Exportumsatz übertraf das Vorjahresniveau um 12,6 Prozent. Gleichzeitig stieg die Exportquote um 3 Prozentpunkte auf 32,2 Prozent. Das durchschnittliche Preisniveau lag um 2,7 Prozent über dem entsprechenden Vorjahreswert.
Desolat blieb dagegen auch 2004 die Entwicklung im Veloursbereich. Erneut zeigten sich Umsatzeinbußen (-23,7 Prozent per Ende November). Insbesondere im Inland lag die Nachfrage brach (-28,0 Prozent), aber auch das Exportgeschäft (-6,2 Prozent) konnte diese Entwicklung trotz eines sichtbaren Anstiegs der Exportquote auf 24,6 Prozent leider nicht kompensieren..
Der vorsichtige Wachstumstrend des 1. Halbjahres bei den Dekorationsstoffen stabilisierte sich nach einem leichtem Auf und Ab im weiteren Jahresverlauf per Ende November bei 0,5 Prozent. Doch ähnlich wie bereits bei den Möbelstoffen gab es recht unterschiedliche Entwicklungen in den beiden Produktbereichen uni-/buntgewebte und bedruckte Dekostoffe.
Der Bereich der uni-/buntgewebten Dekostoffe bewegte sich seit März im Plus. Im Durchschnitt der ersten elf Monate war ein Umsatzwachstum von 3,7 Prozent festzustellen. Besonders erfreulich war, dass der Zuwachs auf einer spürbar steigenden Inlandsnachfrage (8,1 Prozent) basierte. Die Auslandsnachfrage entwickelte sich mit -2,9 Prozent dagegen nicht zur Zufriedenheit der Unternehmen. Und auch der Exportanteil (37,8 Prozent) war niedriger als im Vorjahr.
Im Bereich der bedruckten Dekostoffe war die erhoffte Entspannung weiterhin nicht in Sicht. Erneut zeigten sich Umsatzeinbußen in prozentual zweistelliger Höhe (-12,1 Prozent). Ursächlich war konträr zur Entwicklung im Bereich der uni-/buntgewebten Dekostoffe insbesondere die fehlende Inlandsnachfrage (-14,9 Prozent). Aber auch dem Exportgeschäft fehlten die Impulse.
Bei den Gardinen zeigten sich im an der Verbandsstatistik beteiligten Unternehmenskreis in den ersten elf Monaten 2004 Umsatzeinbußen von 9,9 Prozent. Das Inland und das Ausland waren prozentual gleichermaßen betroffen. Mit 19,4 Prozent ist der Exportanteil dieser Sparte noch weit vom Branchendurchschnitt entfernt. Der seit Jahren rückläufige Nachfragetrend im Bereich der gewirkten Gardinen-Meterware setzte sich 2004 leider wieder fort (- 3,3 Prozent). Und auch der Konfektionsbereich zeigte nach zwei positiven Jahren 2004 deutliche Schwächen (-16,6 Prozent). Positiv entwickelte sich jedoch die Nachfrage im Bereich der gewebten Gardinen-Meterware.
Die Strukturveränderungen im Absatzkanal setzten sich auch 2004 im Bereich Bettwaren weiter fort. Niedrigpreisige Importprodukte aus den sog. Billiglohnländern drängen weiterhin verstärkt auf den heimischen Markt und stehen hier in Konkurrenz zu den hochwertigen Qualitätsprodukten aus inländischer Produktion.
Die Unternehmen sind permanent gefordert, anhand von Innovationen und neuen Marketingkonzepten den Verbraucher über die Qualitätsvorteile ihrer Produkte umfassend zu informieren - im Idealfall mit Unterstützung des Handels. Leider sind die Informationsdefizite beim Verbraucher im Bereich Bettwaren trotz großer Anstrengungen der Branche noch immer erheblich.
So entwickelte sich bis Ende November der Umsatz dieser Sparte (Bettwaren gefüllt mit Naturhaaren oder synthetischen Fasern) gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent rückläufig. Unbefriedigend verlief insbesondere die Inlandsnachfrage (-5,5 Prozent). Das Exportgeschäft hatte zwar ein positives Vorzeichen (1,3 Prozent), doch nehmen an dieser positiven Entwicklung nur wenige Unternehmen teil. Für die Mehrzahl der Unternehmen bringt das Exportgeschäft noch nicht den gewünschten Erfolg. Mit 22,2 Prozent ist der Exportanteil auch durchaus noch ausbaufähig.
Die Umsatzsituation bei Spitzen und Stickereien gestaltete sich für die Vogtländische Spitzen- und Stickereiindustrie im Jahr 2004 insbesondere aufgrund der anhaltenden Konjunkturschwäche im Inland als schwierig. Die qualitativ hochwertigen Sortimente im Premiumsektor stehen weiterhin im Kontrast zur geringen Kaufkraft. Insbesondere durch verstärkte Anstrengungen im Exportgeschäft wurden Umsatzverluste im Inland kompensiert. Das Exportgeschäft bleibt ein wichtiges Standbein für hochwertige Markenware. Die Produkte der vogtländischen Spitzen- und Stickereiindustrie zeichnen sich durch eine besonders hohe Wertigkeit aufgrund ihres ausgeprägten Qualitätsanspruchs aus. Die Marke "Plauener Spitze" bürgt hierfür. Die Branche setzt auch weiterhin auf ein besonderes Engagement in der Förderung ihrer Marke.
Ausblick
Die Konjunkturprognosen für 2005 sind z. Z. moderat. Ökonomen gehen von einem "gedämpften Wachstum" aus. Erfreulich ist jedoch, dass sich im Euroland die Vertrauensindikatoren prognosegemäß mehren. Die Stimmung verbessert sich demnach trotz Höhenflug von Öl und Euro. Dies lässt zumindest dezent hoffnungsvoll auf die Entwicklung in 2005 blicken.
Auch die deutsche Heimtextilien-Industrie blickt verhalten zuversichtlich ins neue Jahr, wohl wissend, dass auch 2005 noch zahlreiche Hürden den besonderen Einsatz ihrer Unternehmen und Mitarbeiter verlangen und erhebliche Anstrengungen für einen wirtschaftlichen Erfolg erforderlich sind. Für das Inlandsgeschäft erhofft sich die Branche, dass immer mehr Verbraucher in diesem Jahr Geiz immer weniger geil finden und dann endlich auch wieder stärker dazu bereit sind, in die textile Ausstattung ihrer vier Wände zu investieren.
Das Auslandsgeschäft enttäuschte 2004. Dennoch lässt sich die Branche hiervon nicht entmutigen. Sie wird sich hier auch weiterhin überdurchschnittlich engagieren, denn die Öffnung der Märkte weltweit schreitet unaufhaltsam voran. Neugier, Offenheit, Kontinuität, Ausdauer und natürlich innovative Produkte sind entscheidende Voraussetzungen für den Erfolg deutscher Heimtextilien im Exportgeschäft. Hilfestellung bei der Erkundung ausländischer Märkte bieten z.B. die weltweiten Auslandsmessen oder speziell in diesem Jahr für den japanischen Markt das "Deutschland in Japan"-Jahr mit verschiedenen Fördermöglichkeiten.
Weitere Informationen:
Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie e.V.
Hans-Böckler-Str. 205
42109 Wuppertal
Tel. 0202/7597-0
Fax 0202/759797
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Haustex 03/05
(Deko, Gardinen, Sonnenschutz)