Betten Hohmann
"Wir wollen unsere Beratungskompetenz noch besser vermarkten"
Hannover - "Mit herausragendem Service kann man auch heute noch gute Geschäfte tätigen" - das ist die Devise im Fachhandelsgeschäft Betten Hohmann in Hannover. Der Vater hat es vorgemacht und der Sohn Jens Hohmann hält weiter daran fest und führt das Geschäft in die Zukunft. Was der junge Inhaber für dieses Jahr plant und wie er sein Erfolgsgeheimnis umsetzt, verriet er der "Haustex".
Das Fachgeschäft Hohmann besticht mit Charme und Persönlichkeit, denn wie der Inhaber selbst eingesteht "sind wir nicht das, was man als hypermodern bezeichnen würde." Stammkunden können sicher sein, dass sie persönlich begrüßt werden, wenn sie das Geschäft betreten. Die Mitarbeiter haben nahezu alle wichtigen Kundennamen im Kopf. Das gefällt und dann kommt man auch gerne wieder. In der Kundenkartei verzeichnet Inhaber Jens Hohmann (38) etwa 6.000 Stammkunden, das mache gut 60 Prozent der Kundschaft aus. Der Rest sei Laufkundschaft. Die meisten kommen auf Empfehlung, denn Werbung in Printmedien gebe es selten, gibt der Inhaber zu. Mit drei oder vier Mailings im Jahr werden die Kunden über Neuheiten und Aktionen auf dem Laufenden gehalten.
Der Service spielt für Jens Hohmann eine wesentliche Rolle. Daran hat er nie gespart und auch schon sein Vater Hans-Peter Hohmann habe darauf sehr großen Wert gelegt. So gibt es bei Betten-Hohmann nicht nur eine einfache Beratung. Wer hier einkauft, wird vom Chef persönlich oder von den kompetenten Mitarbeitern beraten. Für die Beratung muss der Kunde allerdings etwas Zeit mitbringen, denn viele Punkte werden in die Bedarfsanalyse einbezogen. Bei Bettwaren zum Beispiel wird der Wärmebedarf anhand einer Tabelle ermittelt. Diese Art der Analyse wurde vom Bettenring entwickelt: dazu muss die Schlafraumtemperatur ermittelt werden, außerdem werden Angaben über Alter und Geschlecht berücksichtigt. Bei Schlafsystemen spielt vor allem die Körpergröße und auch das Gewicht eine Rolle. Schlafgewohnheiten sowie individuelle Beschwerden führen zur Empfehlung des richigen Schlafsystems.
Das Fachgeschäft bietet selbstverständlich auch den Service, die Kunden zuhause zu beraten. Bis zu viermal in der Woche ist der Inhaber bei Kunden unterwegs. Lieferung und Montage sowie die Entsorgung alter Produkte gehören ohne Aufpreis zum Servicepaket dazu. "Ich hatte am Anfang nicht geglaubt, dass die Menschen sich so viel Zeit nehmen würden", gesteht Hohmann. Aber offensichtlich suchen und wünschen sich die Kunden auch wieder mehr Beratung und geben dann auch lieber etwas mehr Geld aus.
Angesprochen vom Service und vom Sortiment fühlen sich Jung und Alt. "Die Altersgruppen ab 30 Jahre kommen zu uns ins Geschäft. Oft sind Familien dabei, deshalb haben wir auch eine kleine Sortimentsecke für Kinder", so der Inhaber. Themen wie "der kleine Eisbär", "der kleine König", "Felix" oder die "Sesamstraße" sprechen die Kleinsten an. Und während sich die Eltern beraten lassen, stöbern und kaufen, kann sich der Nachwuchs in einer Spielkiste die Zeit vertreiben. Die stärkste Gruppe ist allerdings die Generation 50 plus. Hier sieht Jens Hohmann auch genügend Potenzial, die Umsätze weiter zu steigern. "Seit zwei Jahren", sagt er, "stellen wir bei der Seniora-Messe aus. Das ist eine Verbrauchermesse, die genau diese Klientel anspricht und die immer besser angenommen wird."
Das Sortiment zielt auf die große Bandbreite der Kundschaft ab. So werden die Älteren im Bereich Bettgestelle von den Komfortbetten von Reichert und Stoll angesprochen, während sich die Jüngeren eher für die Marken Zack und Cantate begeistern. "Modern aber massiv. Dazu bieten wir auch schon mal den passenden Schrank an, denn auch das zeigt sich immer stärker: die Kunden möchten alles komplett und passend und nicht wild zusammen gewürfelt." Genau diesen Trend verfolgt das Fachgeschäft auch bei Bettwäsche, Frottierwaren und Decken. Marken wie Bassetti, Joop, Esprit oder Elegante bieten eine Vielzahl an Kollektionen und Dessins an, die thematisch sehr gut kombiniert werden können. Im Bereich Bettwaren hat das Fachgeschäft verschiedene Daunenbetten im Sortiment sowie Kaschmir- und Kamelhaar-Artikel als auch Zudecken aus waschbaren Materialien wie zum Beispiel Microfaser. Die Produkte aus dem Bereich Bettwaren sind zu 80 Prozent von der Bettenring-Hausmarke dormabell, die das Fachgeschäft in Hannover alleine vertreibt.
Selbst in diesem Bereich bietet Hohmann noch einen besonderen Service an, denn seine Devise ist es" den Mitbewerbern immer eine Nasenlänge voraus zu sein. Man füllt die Inletts mit den Daunen selbst und der Kunde kann dabei zusehen. Allerdings wird das nur noch selten gewünscht. War es in den 70er Jahren noch gang und gäbe, beim Befüllen zuzuschauen, so nehme heute nur noch jeder zehnte Kunde diese Möglichkeit war. Da werden der Wasch- und Reparaturservice, den das Haus ebenfalls anbietet, schon besser genutzt. Erst im Sommer 2004 hat Hohmann eine zweite Waschmaschine angeschafft, die auch Produkte aus Naturhaar waschen kann.
Im Sortimentsbereich Matratzen liegt der Schwerpunkt bei Schaum- und Latexmatratzen. Die Marken Dormabell und Swissflex sind dabei die Flaggschiffe. Weniger empfohlen werden heutzutage Feder- und Taschenfederkern-Matratzen. Das Hauptsortiment mit einem Umsatzanteil von 50 Prozent machen Bettgestelle, Schlafsysteme und Beimöbel aus. 25 Prozent entfallen auf Bettwaren und Frottierwaren, etwa 20 Prozent machen Bettwäsche und Decken aus. Der Rest entfällt auf Nachtwäsche und Küchenwäsche.
Überschaubar expandieren
Das Stammhaus exisistiert seit eh und je in der Kollenrodtstraße, Ecke Jakobisstraße, in einem Wohngebiet in der Innenstadt Hannovers, das direkt an die Fußgängerzone anschließt. Das Geschäft befindet sich in einem Eckgebäude mit großen Schaufenstern in beiden Straßen. Auf einer Verkaufsfläche von 200 qm wird es dem zielstrebigen Inhaber allmählich zu eng. Zu viel Platz nehmen die Bettgestelle und Matratzen ein. "Die Präsentation ist da natürlich nicht die schönste", gesteht er. Doch eine Lösung hat er schon parat. Seit 15 Jahren gehört zum Fachgeschäft auch eine Ausstellungsfläche mit 140 qm, gleich auf der gegenüber liegenden Straßenseite. "Die wollen wir in diesem Jahr als zusätzliche Verkaufsfläche öffnen", so Hohmann.
Das erfordert eine umfassende Umstrukturierung, nicht nur im Bereich der Sortimentsdarstellung. Die Erweiterung soll ohne zusätzliches Personal erfolgen. "Eine Herausforderung", ist sich Hohmann bewusst. Neben seiner Frau Sylvia und seinen Eltern, die hier und da mit anpacken, arbeiten im Fachgeschäft vier Angestellte. Darunter sind eine Teilzeitkraft und eine Auszubildende. "Wir sind mit der Mitarbeiterzahl am oberen Limit", so Hohmann, "die meisten Mitarbeiterinnen sind schon Jahrzehnte bei uns im Haus. Wir haben ein sehr gutes und persönliches Verhältnis zueinander", so Hohmann. Außerdem investiert man viel in die Schulung seiner Mitarbeiter. Allein im vergangenen Jahr wurden fünf Angestellte bei zwölf Schulungstagen eingesetzt. Die Schulungen werden seit zwei Jahren vom Bettenring angeboten, und Hohmann nutzt dieses Angebot gerne.
Ohnehin ist er mit der Zusammenarbeit mit dem Bettenring überaus zufrieden. Denn neben den Schulungen der Mitarbeiter und der Marke Dormabell, die als Zugpferd fungiere, sei der Bettenring auch als Einkaufsverband von sehr großem Nutzen für den Fachhandel. Dort werden Produkte zusammen mit der Industrie entwickelt, die sich dank hervorragender Qualität gut verkaufen ließen. Und, der Bettenring ist bestens über Neuheiten auf dem Markt informiert und sucht schon im Vorfeld Produkte aus, die man ohne Bedenken ins Sortiment aufnehmen kann. "So spart man sich die langen Aufenthalte und die hohen Kosten für jede Messe", meint Hohmann. Dennoch ist für ihn eine Stippvisite auf der Heimtextil in Frankfurt und der Möbelmesse in Köln jedes Jahr unumgänglich. Man müsse sich auch selbst ein Bild von den aktuellen Trends machen, außerdem sei die Kontaktpflege zu den Herstellern ebenso wichtig. Auf den Messen bekomme man jede Menge Eindrücke, etwa wie man die Produkte gestalterisch in Szene setzen kann oder welche Farben gerade besonders trendy sind.
Entsprechend oft werden auch die Schaufenster dekoriert. Spätestens alle drei Wochen ändert sich die Auslage. Dafür hat Hohmanns Mutter Brigitte ein Händchen, schließlich ist sie gelernte Schauwerbegestalterin. "Die Schaufenster sind unsere Visitenkarte. Wir sind hier in einem Wohngebiet angesiedelt, da muss man ständig neue Anreize bieten", weiß Hohmann. Aber auch andere Aktionen sprechen die Kunden an: So gibt es einmal im Jahr die Verbraucherberatertage. An drei Tagen hält Markus Kamps als unabhängiger Berater drei Vorträge und steht auch für Einzelgespräche zur Verfügung. Im April und im Oktober gibt es regelmäßig eine Werbeaktion im Servicebereich. Bettwäschenreinigung bekommen die Kunden dann drei Wochen lang zu einem Sonderpreis.
Bewusstsein bei den Fachhändlern stärken
Allerdings ist das, abgesehen von auslaufenden Sortimenten, der einzige Rabatt, auf den sich Jens Hohmann einlässt. Und die Kunden kommen trotzdem. Täglich werden etwa zwischen 20 und 30 Kunden bedient, in der Weihnachtszeit sind es sogar zwischen 70 und 80. Hohmann: "Ich halte diesen Preiskampf für fatal. Die Fachhändler lassen sich von Kunden ausspielen und nehmen sich gegenseitig den Wind aus den Segeln." In Hannover gibt es neben Hohmann fünf weitere Fachgeschäfte. Discounter zählen für Hohmann weniger zu Konkurrenz, da er seine Kunden nicht über den Preis gewinnt, sondern über die Qualität der Produkte und den Service seines Hauses. Deshalb hegt er auch einen Wunsch: Das Bewusstsein unter den Fachhändlern müsse wieder stärker werden. Sie sollten mehr ihre Beratungsleistung verkaufen und sich aus den Rabattschlachten lösen. Eine engere Zusammenarbeit unter den Fachhändlern würde allen gut tun.
Vom klassischen Vollsortiment zum Bettenfachgeschäft
Das Fachgeschäft Hohmann war aber nicht immer ein Spezialist für Bett und Co. Der Gründer Willi Hohmann begann 1911 mit einem klassischen Vollsortiment. "Hier gab es alles, was mit Textilien zu tun hatte - Kurzwaren sowie Damen- und Herrenoberbekleidung - alles war dabei", so Hohmann. Erst die dritte Generation, Hohmanns Eltern, stellte die Weichen für die neue Ausrichtung. Das Ehepaar übernahm das Geschäft 1969 und Hans-Peter Hohmann hatte früh erkannt, dass es im Bereich Konfektion zu viele Mitbewerber gibt. Er leitete die Umstellung mit dem Kauf einer Reinigungsanlage für Bettdecken und Kissen ein. Jens Hohmann: "Mein Großvater hatte davon nicht viel gehalten, das gab richtig Ärger", erinnert er sich. Aber die Entscheidung war richtig - neue Kunden wurden gewonnen. Nach und nach wurden die Artikel in Richtung Bettwaren ausgebaut und seit Mitte der 70er Jahre konnte man bei Hohmann alles rund ums Bett käuflich erwerben.
Nachfolgeprobleme hat es nie gegeben. Jens Hohmann träumte schon als kleiner Junge davon, eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. In Braunschweig lernte er das Handwerk des Kaufmanns, im Anschluss besuchte er die Textilfachschule in Nagold. Seine nächste Station war Hamburg. Hier erwarb er bei der Firma Möhring praktische Erfahrungen und 1997 kam er zurück nach Hannover.
Vor vier Jahren, als das 90-jährige Bestehen des Fachgeschäftes Hohmann gefeiert wurde, übernahm er in der vierten Generation das Unternehmen. Zusammen mit seiner Frau Sylvia führt er es im Sinne seines Vaters weiter und legt mit neuen Impulsen den Grundstein für eine zuversichtliche Zukunft. Was er sich vornimmt für das Jahr 2005? Jens Hohmann: "Wir müssen unsere Beratungskompetenz noch besser vermarkten. Das geht nur, wenn wir uns weiter öffnen. Das tun wir, indem wir unsere Werbefläche erweitern zu Verkaufsräumen. Wir müssen bei den Kunden wieder die Lust wecken, Geld auszugeben und das funktioniert nur, wenn man ihnen ein Einkaufserlebnis bietet."
Hohmann-Betten - Das Fachgeschäft
Hohmann-Betten
Kollenrodtstraße 7/8
30161 Hannover
Inhaber: Jens Hohmann (38)
Gründung: 1911 von Willi Hohmann
Lage: Wohngebiet im Zentrum Hannovers, angrenzend zur Fußgängerzone
Verkaufsfläche: 200 qm, zusätzlich 140 qm Ausstellungsfläche
Umsatz: rund 800.000 Euro / Jahr
Mitarbeiter: 7, davon eine Auszubildende und eine Teilzeitkraft
Sortiment: Schlafsysteme, Lattenroste, Matratzen, Bettwaren, Bettwäsche, Frottierwaren, Nachtwäsche
Kundenstruktur: 60 Prozent Stammkundschaft, 40 Prozent Laufkundschaft
Einzugsgebiet: Hannover und Umkreis bis zu 40 Kilometern
Verbandszugehörigkeit: Bettenring
Besondere Leistungen: herausragende Beraterfunktion bei Schlafsystemen und Bettwaren durch unabhängigen Verbraucherberater Markus Kamps, individuelle Beratung auf Wunsch auch zu Hause, Lieferung und Entsorgung frei Haus
aus
Haustex 02/05
(Handel)