Martin Wartig, Vorsitzender des Verbandes der Bettenfachgeschäfte (VDB)

Zum Überleben brauchen wir unbedingt das Mittelgenre


Das vergangene Jahr hat dem Bettenfachhandel vielfach leider nicht den erhofften Schub gebracht. Nachdem die Umsätze bis Jahresmitte meist recht ordentlich waren, gab es im Herbst für viele einen herben Rückschlag. Vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts, dessen Aussichten angesichts der aktuellen Diskussionen um Massenentlassungen und Weihnachtsgeldkürzungen eher gedämpft beurteilt wurden, dürfte der Bettenfachhandel aufgelaufen im Schnitt bei drei bis vier Prozent im Minus gelegen haben. Und das auf der Vorlage von einigen Jahren mit zum Teil schmerzhaften Umsatzrückgängen.

Sorge bereitet dem Bettenfachhandel seit geraumer Zeit vor allem das mittlere Preissegment. Während die Umsätze mit gehobenen und zum Teil exklusiven Qualitäten verhältnismäßig stabil sind und mitunter sogar für schöne Pluszahlen sorgen, bricht die Mitte immer stärker weg. Hier fehlen dem klassischen Bettenfachhandel oft die Argumente gegenüber den Einstiegspreislagen.

Erleben wir damit also nun den schon seit längerem prognostizierten Tod der Mitte? So weit würde ich zwar nicht gehen. Tatsache ist aber, dass die Marktforscher für viele Konsumgütermärkte aktuell zumindest ein weiteres Abschmelzen der mittleren Preislagen voraussagen. Und auch die entsprechenden Rahmenbedingungen - also die Einkommens- und Vermögensentwicklung in Deutschland - bewegen sich derzeit in diese Richtung. Nie gab es hierzulande so viele Wohlhabende und gleichzeitig so viele Menschen, die den Euro zweimal umdrehen müssen. Wie sich Harz IV in den nächsten Monaten auf die Kaufkraft auswirkt, bleibt abzuwarten.

Trotzdem glaube ich nicht, dass das Heil des Bettenfachhandels künftig allein im hochwertigen Bereich liegt. Dafür ist unser Markt an vielen Standorten einfach zu klein. In großen Städten oder an Orten mit einer exklusiven Kundenklientel wie Westerland/Sylt oder Baden Baden mag dies funktionieren. Doch an den meisten Standorten ist diese Nische für ein reines Bettengeschäft einfach zu klein.

Wollen wir unsere Sortimentsgrenzen nicht deutlich überschreiten, so brauchen wir zum Überleben wohl auch künftig das Mittelgenre. Entscheidend wird sein, dass wir diesen Bereich künftig noch effektiver organisieren und steuern. Erreicht werden kann dies z.B. über effiziente Vorwahlsysteme und über schnelle Nachlieferungen zur Erhöhung der Lagerumschlags-Geschwindigkeit. Hier sind nicht zuletzt unsere Lieferanten in der Pflicht, den Fachhandel mit entsprechenden Angeboten und Hilfen zu unterstützen. Wenn dies gewährleistet ist, kann wohl auch künftig im mittleren Preisbereich mit Betten und Haustextilien eine ordentliche Rendite erzielt werden.
aus Haustex 02/05 (Handel)