BBE-Index Einzelhandelsklima
Wenig Indizien für einen Aufschwung
Köln - Temperatursturz im Klima-Index. Innerhalb eines Monats verliert der Index fünf Punkte in Gesamtdeutschland und drei Punkte in Ostdeutschland, wo er ohnehin schon 14 Punkte unter dem westdeutschen Wert lag - also keinesfalls ein Zeichen größerer Zuversicht.
Die Anzahl der Händler, die Ihre Lage als gut bezeichnen, sinkt von 8 Prozent auf 5 Prozent. Als mittelmäßig empfinden ihre Lage 47 Prozent. Mit sehr schlecht beziffern 8 Prozent der Händler die Branchenlage. Im Durchschnitt verschlechtert sich die Stimmung hier um drei Punkte.
Nur 21 Prozent der Unternehmen haben Umsatzzuwächse zu vermelden - hier hat es einen regelrechten Einbruch zum Vormonat gegeben. Die höchsten Umsatzzuwächse hat es im Bereich von 3 - 4 Prozent mit 7 Prozent der Nennungen gegeben. 5 Prozent der befragten Händler haben, wie im Vormonat, über 10 Prozent mehr. Gleichgeblieben sind die Umsätze bei 22 Prozent der Befragten. Umsatzrückgänge beklagen 53 Prozent der Befragten. Über einen Zeitraum der nächsten sechs Monate betrachtet, erwarten 17 Prozent höhere Umsätze (Vormonat 22 Prozent). Keiner wagt die Prognose auf viel höhere Umsätze zu bauen - was auch mehr oder weniger Wunschdenken wäre, da es keine wirtschaftlichen Indizien für einen Aufschwung gibt. Die Anzahl derer, die rückläufige Kundenzahlen erwarten, steigt zum Vormonat um 8 Prozentpunkte auf 35 Prozent. Im Westen und Osten sind sich die Händler in diesem Punkt einig. im Westen sind es 34 Prozent, im Osten 36 Prozent, die eine negative Entwicklung erwarten. Ein erneuter Rückgang ist, im Hinblick auf die ohnehin schon pessimistischen Ausblicke der letzten Monate, ein weiterer Hoffnungsdämpfer. Der Konsument übt aus Sicht des Handels wohl auch in den nächsten Monaten Verzicht. Wobei Untersuchungen zeigen, dass viele Verbraucher zwar an klassischen Gütern, wie Lebensmitteln, Bekleidung und Körperpflege sparen, fallweise jedoch ohne weiteres bereit sind, für persönliche Vorlieben tief in die Tasche zu greifen. Verlierer sind die mittleren Preislagen. Wer sich auf Luxus oder Discount bzw. eine Mischung aus beidem verlegt hat, macht oft gegen die allgemeine Konjunktur Gewinne.
Befragt nach den Gewinnaussichten fürchten 49 Prozent einen Einbruch. Einer der wenigen Werte, die sich um 5 Prozentpunkte verbessert haben, wobei das Ausgangsniveau natürlich ohnehin schon niedriger ist als noch im Januar. Die Zahl derer, die gleich bleibende Umsätze kalkulieren, liegt mit 34 Prozent fast auf dem Januarwert. Mit Gewinnzuwächsen rechnen fast unverändert 16 Prozent.
Die Einschätzung der künftigen Konjunktur verkommt immer mehr zur Hellseherei - im Moment gehen die Prognosen mal wieder einheitlich nach unten und damit auch die Einschätzung der Händler. Die befragten Geschäftsführer rechnen nun mit einer schlechten Entwicklung.
Die neuesten Zahlen zum Arbeitsmarkt, mit 5,2 Mill. Arbeitslosen auf absolutem Rekordniveau, spiegeln sich in den Aussagen der Händler wider. Bei der Beurteilung der regionalen Arbeitsmarktentwicklung sehen 5 Prozent eine positive Entwicklung vorher. Auf eine mäßige Entwicklung setzen 24 Prozent. Wie im Januar sehen die Händler eine schlechte bis sehr schlechte Arbeitsmarktentwicklung für ihre Region.
Für den bundesweiten Arbeitsmarkt erwartet unter den befragten Händlern nur noch ein Prozent eine gute Entwicklung. Die Osthändler haben endlich registriert, dass statt blühender Landschaften auch im Westen der Anteil verbrannter Erde zunimmt. Nach 32 Prozent im Vormonat sind es nun 31 Prozent der Händler, die eine mittelmäßige Entwicklung der Arbeitsmarktsituation erwarten. Im Osten sind es 41 Prozent und in Westdeutschland 27 Prozent. Wie schon im Januar wächst der Anteil der Pessimisten stetig und liegt nun schon bei 73 Prozent im Westen - ein weiterer Anstieg um 3 Prozent. Langsam setzt sich auch im Osten die Erkenntnis durch, dass der westdeutsche Arbeitsmarkt nicht losgelöst vom Schicksal des Ostdeutschen existiert.
aus
Haustex 04/05
(Handel)