Möbelhandel

Zwischen Mega-Märkten und Discount


Ständig neue Flächen, immer neue Mitbewerber - im Möbelhandel herrscht seit Jahren ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb.

Große Einrichtungshäuser suchen ihr Heil in flächenmäßig immer imposanteren Neueröffnungen, preisaggressive Discount-Schienen picken sich schnell drehende Rosinen aus dem Umsatzkuchen der gesamten Branche. Dabei wird genau dieser Kuchen seit mittlerweile schon fünf Jahren merklich kleiner, was das Überleben besonders für kleinere Fachhändler merklich erschwert.

Im vergangenen Jahr sackte der Umsatz im gesamten Möbelhandel nach Berechnungen des Euro Handelsinstituts (EHI) um weitere 3,5 Prozent und damit erstmals auf unter 30 Mrd. Euro - exakt waren es 29,37 Mrd. Euro. Immerhin könnte damit der Tiefpunkt erreicht sein, denn zumindest im ersten Halbjahr 2004 drehte die Umsatzentwicklung erstmals seit vielen Jahren wieder leicht ins Plus.

Den dennoch herrschenden beinharten Verdrängungswettbewerb zeigt aber das folgende Verhältnis: Der Möbelmarkt gab seit 1996 insgesamt 16 Prozent Umsatz ab, die zur Verfügung stehende Verkaufsfläche wuchs in den vergangenen zehn Jahren aber um etwa 18 Prozent. Kein Wunder, dass in diesem Zeitraum der Umsatz pro Quadratmeter um fast ein Drittel zurückging.

Verlierer dieser Entwicklung ist am augenfälligsten der kooperierende Möbelfachhandel, der seit 1996 fast 23 Prozent Umsatz abgeben musste.

Zwar verlor der verbandsunabhängige Möbelfachhandel im gleichen Zeitraum nur ein knappes Prozent Umsatz; wenn hier allerdings die enormen Wachstumszahlen der großen Anbieter - wie etwa vom Branchenprimus Ikea - herausgerechnet werden, so ist hier ebenfalls die bedrohliche Situation vieler Betriebe leicht vorstellbar.

Gleichzeitig drängen immer mehr branchenfremde Vertriebskanäle in die scheinbar noch lukrativen Teile des Möbelgeschäfts. Sie sind die Gewinner der vergangenen Jahre - und belasten den Fachhandel noch mehr: Die Badausstattung oder Heimtextilien prangen im Prospekt von Aldi, die Bettwäsche oder Gardinen sind Teil der Anzeigen von Lidl, Federkernmatratzen und Garderobenschränke gibt es bei Plus.

Auch Baumärkte wie Praktiker oder der einstige Nur-Kaffeeröster Tchibo verkaufen mittlerweile munter Möbel.

Dabei kommt vor allem den Niedrigpreis-Spezialisten der Trend zu Mitnahmemöbeln entgegen. "Schraubst du noch, oder wohnst du schon?" - nach erneut fast achtprozentigem Wachstum des SB-Marktanteils im vergangenen Jahr stehen zerlegt verkaufte Möbel schon fast für die Hälfte des Gesamtmarkts: Keine erfreuliche Entwicklung für den serviceorientierten Fachhandel.
aus Haustex 10/04 (Handel)