Textil- und Bettenhaus Richard Hennecke gilt als Fachhandelsinstitution über das Schmallenberger Sauerland hinaus
Gewachsene Tradition mit zukunftsweisenden Perspektiven
FLECKENBERG - Wenn unbelehrbare Unternehmensberater immer wieder behaupten, das Bettenfachgeschäft im ländlichen Raum stehe auf Sicht vor dem wirtschaftlichen Aus', dann sollten sie mal nach Fleckenberg fahren, einem idyllischen, nahe Schmallenberg gelegenen Ort mitten im Sauerland. Dort befindet sich in einem originalgetreu renovierten und innen wie außen ständig modernisierten Fachwerkhaus das Textil- und Bettenhaus Richard Hennecke, bei dem es sich um ein florierendes Familienunternehmen in Reinkultur handelt, das im vergangenen Jahr sein 200-jähriges Bestehen feiern konnte.
In dem schmucken Geschäft mit insgesamt rund 400 qm Verkaufs- und etwa 200 qm angrenzender Lagerfläche arbeiten zwei Generationen wirklich Hand in Hand zusammen. Maria und Johanna Hennecke repräsentieren die ältere Generation, die mit ihrer reichhaltigen Erfahrung, einem nahezu unerschöpflichen Fundus an textiler Sachkenntnis sowie der ungebrochenen Begeisterung fürs Geschäft nach wie vor unverzichtbar ist. Den jüngeren und damit dynamischeren Part übernehmen die Brüder Richard und Hans-Georg Hennecke, die Söhne von Maria Hennecke, welche die aktuelle Firmenentwicklung mit Umsicht vorantreiben. Lediglich Halbtagskraft Magdalene Hamm trägt einen anderen Nachnamen, gehört aber als langjährige Mitarbeiterin ebenfalls zur Familie. Genau wie einige Ehemalige', die bei saisonalen Höhepunkten wie dem Weihnachtsgeschäft nach wie vor gerne aushelfen.
Samenfachhandlung als geschäftlicher Ursprung
Hervorgegangen ist das Textil- und Bettenfachgeschäft aus einer 1802 von Röttger Hennecke gegründeten Samenfachhandlung, die bis heute von Johanna Hennecke in einem separaten kleinen Laden mit großem Enthusiasmus weitergeführt wird, und die für die enorme Bekanntheit der Firma Hennecke im Schmallenberger Sauerland mitverantwortlich ist. Wer den Raum mit der zeitgenössischen Ladeneinrichtung betritt, den ziehen die großen mechanischen Waagen sowie die unbeschadet erhaltenen Regale und Verkaufstische mit ihren akribisch beschrifteten Fächern und Gläsern umgehend in ihren Bann. "Besonders im Frühjahr und Herbst, also zu den üblichen Setz- und Pflanzzeiten, geben sich die Leute hier manchmal die Türklinke in die Hand, wobei viele Kunden die Gelegenheit wahrnehmen und parallel im Textil- und Bettenhaus vorbeischauen", berichtet Richard Hennecke, der die kaufmännischen Wurzeln der Firma schon aus persönlicher Verbundenheit nicht missen möchte. Sogar die in Verbindung mit dem Bettensektor genutzte Hausmarke "Herico", die in der Region durchaus geläufig ist, stammt ursprünglich aus dem Saatgut-Bereich.
Die Anfänge des familieneigenen Textilgeschäftes reichen bis in das Jahr 1850 zurück, als auf den Verkaufsreisen durch das Sauerland und Wittgensteiner Land ergänzend Textilien und Aussteuerwaren angeboten wurden. Zwischen 1880 und 1910 zählten unter anderem selbst hergestellte Wolljacken zum Sortiment, für welche die heimischen Schafbesitzer die erforderliche Wolle lieferten. Knapp 100 Jahre und zahlreiche Umbauten später hat sich das Traditionshaus schwerpunktmäßig zu einem leistungsstarken Bettenfachgeschäft inklusive Modeabteilung sowie einer markenorientierten Abteilung für Tag- und Nachtwäsche gewandelt. "Unsere kleine, aber feine Auswahl an Damen-, Herren- und Kinderbekleidung sorgt in Kombination mit dem im textilen Fachhandel selten gewordenen Kurzwaren-Sortiment für Frequenz und beschert uns manchen neuen Kunden", erläutert Richard Hennecke.
Matratzen- und Bettenbereich setzt Hauptakzente
Nach Durchquerung der Mode- bzw. der Tag- und Nachtwäscheabteilung gelangt der Besucher in den großzügig dimensionierten, vollständig ebenerdigen Matratzen- und Bettenbereich mit angeschlossener Bettfedernreinigung. Hier findet er optisch ansprechend präsentiert und thematisch sauber gegliedert die gesamte Produktpalette rund ums Bett, angefangen bei Bettgestellen, Rahmen und Matratzen über Bettwaren mit Daunen-/Feder-, Naturhaar- oder Synthetikfaser-Füllung bis hin zu modischer Markenbettwäsche und Spannbetttüchern. Dazu kommen Frottierwaren, Küchentextilien, Decken/Plaids und Zierkissen. Beeindruckend wirkt vor allem die an einer kompletten Stirnseite installierte Matratzen-/Rahmen-Präsentationswand mit einem "testomaten" der Firma ASM-Steuerungstechnik aus Bad Wünnenberg als optischem und funktionalem Mittelpunkt. Auch Richard Hennecke kann bestätigen, dass der "testomat" nicht nur wertvolle Verkaufsfläche spart, sondern gleichzeitig eine echte Verkaufshilfe darstellt. Die meisten Kunden sind jedenfalls sichtbar angetan, wenn eine zuvor per Knopfdruck ausgewählte Matratze wie von Geisterhand bewegt auf dem integrierten Testbett abgelegt wird.
Im Übrigen werden sämtliche Bettgestelle im Wechsel mit passender Bettwäsche dekoriert, so dass das ein oder andere Top-Dessin besonders gut zur Geltung kommt. Perfekt restaurierte Möbelstücke wie ein Barock-Himmelbett und ein alter Wäscheschrank stehen in reizvollem Kontrast zu den modernen, teilweise mobilen Präsentern und verleihen dem Ganzen einen Hauch von Nostalgie. Auch auf die attraktive Dekoration der insgesamt zehn Schaufenster legt Familie Hennecke gesteigerten Wert, was viele Passanten durch eine lange Verweildauer und manchen Spontankauf honorieren. Dagegen steht bei der 2001 im Rahmen einer fünfmonatigen Umbaumaßnahme errichteten Lagerhalle, die über ein riesiges Rolltor und eine eigene LKW-Zufahrt verfügt, naturgemäß der Nutzen an erster Stelle - und der spiegelt sich zum Beispiel in einer hohen Lieferfähigkeit wider, die sich gerade im Objektgeschäft mit Hotels und Pensionen auszahlt. Im Zuge des besagten Umbaus wurde zudem die Bettenabteilung um gut 100 qm erweitert.
Eine starke Umsatzsäule des Textil- und Bettenhauses Hennecke ist die Konfektion von Daunen- und Federbetten nach Maß, wobei sogar Rohware verarbeitet werden kann. "Wenn uns jemand eine Partie Daunen und Federn aus eigener Tierhaltung liefert, bekommt er auf Wunsch ein individuell gefertigtes Bett zurück", erklärt Richard Hennecke nicht ohne Stolz. In diesem Zusammenhang betrachtet er die moderne Bettfedernreinigung in erster Linie als Servicefaktor, der keine immensen Gewinne verspricht, aber potenzielle Käufer und damit Leben ins Geschäft bringt. Im Dialog mit den Kunden setzt Hennecke, der als gelernter Einzelhandelskaufmann/Textil innerhalb der Baretti-Gruppe volontiert und seine Ausbildung zum Handelsassistenten in Springe bei Hannover absolviert hat, auf ein freundliches, zuvorkommendes und kompetentes Auftreten sowie eine saubere, glaubwürdige Preispolitik.
Ein umfangreiches Dienstleistungspaket trägt ebenfalls zum ausgezeichneten Ruf der Firma bei, deren Einzugsgebiet sich im Norden bis nach Meschede, im Westen bis nach Lennestadt und Olpe sowie im Süden bis ins Wittgensteiner Land erstreckt. Neben einem prompten Liefer- und Aufbauservice für Schlafsysteme bietet das Fachhandelsunternehmen beispielsweise die kostenlose Rücknahme von ausgedienten Matratzen/Rahmen und Bettwaren, das Ausleihen von Matratzen und Kissen zur Probe sowie - mit zunehmender Tendenz - Hausberatungen an. Seit 1997 zählt das Textil- und Bettenhaus zu den Vollmitgliedern der Ambra, deren Unterstützung auf den Gebieten Warenbeschaffung, Marketing und Werbung in Fleckenberg sehr gut ankommt. "Dank der kompetenten Musterungskommissionen und einer forcierten Lieferantenkonzentration haben wir als Ambra-Gesellschafter direkten Zugriff auf sinnvoll gestraffte Kernsortimente mit teilweise exklusiven Eigenmarken", äußert sich Richard Hennecke nicht nur in dieser Hinsicht zufrieden. Auch die verbandseigenen Marketing- und Werbekonzepte, die ihm unter anderem über professionell vorbereitete Prospektaktionen einen erfreulichen Kundenzuspruch bringen, haben den jungen Geschäftsmann überzeugt. Nicht zu vergessen, die regelmäßig stattfindenden Musterungen, Erfa- und Verbandstagungen, bei denen in angenehmer Atmosphäre der Erfahrungsaustausch mit den Kollegen gepflegt wird.
Perfekte Werbung in eigener Sache hat die Fleckenberger Fachhandelsinstitution 2002 anlässlich ihres 200-jährigen Firmenjubiläums gemacht, als Ende Oktober mit einhelliger Unterstützung durch Behörden und Institutionen eine viel beachtete Ausstellung zur langen und wechselvollen Geschichte des Samen-, Textil- und Bettenfachgeschäftes R. Hennecke im örtlichen Heimat- und Industriemuseum, einer ehemaligen Besteck-Fabrik, durchgeführt wurde. Bei einem Stück Pottkuchen, gebacken nach einem Original-Rezept, konnten die Besucher seinerzeit alte Maschinen, Fotos oder Dokumente bewundern, die zum Teil auch in einer gedruckten Chronik abgebildet sind. - Und selbstverständlich fand auch ein Jubiläumsverkauf mit Verlosung statt, bei der es außer Warengutscheinen und Blumenzwiebeln insgesamt fünf Martins-Gänse zu gewinnen gab.
Alles in allem steht das Textil- und Bettenhaus Richard Hennecke für ein bemerkenswertes unternehmerisches Miteinander von Tradition und Fortschritt, in dem sowohl die kleine Samentüte als auch die elektronische Warenwirtschaft ihren festen Platz hat.
aus
Haustex 11/03
(Handel)