Einzelhandel Südbaden

Talsohle ist erreicht

FREIBURG (FF) - Der Einzelhandelsverband Südbaden betreut ein Gebiet, das sich von anderen Wirtschaftsgebieten in Deutschland zum Teil stark unterscheidet. Ein großer Teil des Verbandsgebietes grenzt an Frankreich und die Schweiz und von dort "bezieht" der Einzelhandel eine beachtenswerte und Umsatz bringende Zahl von Kunden.

Selbstverständlich sind die Verhältnisse nicht unveränderlich, sondern flexibel, doch wird dieser Tourismus gerne für eine Steigerung der Umsätze - nicht nur in der Metropole Freiburg im Breisgau - benutzt. Wie Präsident Hermann Frese gegenüber den Medien erklärte, bilden die Kunden aus Frankreich und aus der Schweiz eine bedeutende Größe, auch wenn dieses Publikum nicht immer seine Vorlieben auf dieselben Artikel oder Artikelgruppen richtet. Also gelten Schweizer und Franzosen als "wesentliche Umsatzträger des grenznahen Einzelhandels in Südbaden".

Gegenwärtig gehen jedoch vom tendenziell schlechter werdenden Kurs des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro keine Umsatz steigernden Wirkungen mehr aus. Auch für die nächste Zukunft erwartet Frese von den Schweizern keine zusätzlichen Mehrausgaben in der badischen Nachbarschaft. Negativ hat sich auch die so genannte kleine Grenzkarte ausgewirkt. Diese erlaubte es, den in der Schweiz ansässigen und in Deutschland Visum pflichtigen Ausländern jenseits der Grenze, in einem bestimmten Gebiet einzukaufen. Inwieweit dadurch ein Umsatzrückgang erfolgt, kann nicht vorausgesagt werden.

Aber auch die in Südbaden einkaufenden Schweizer haben jetzt Schwierigkeiten, ihre Kassenzettel zwecks Rückerstattung der Mehrwertsteuer an den Grenzstellen von Deutschland abstempeln zu lassen. Diese sind nämlich jetzt an Zahl reduziert und auch in den Öffnungszeiten eingeschränkt worden. Dadurch wird die attraktive Rückerstattung der Mehrwertsteuer an Ausländer stark behindert, und die Einzelhändler in Südbaden haben dabei das Nachsehen.

In den ersten acht Monaten des Jahres 2003 hat sich die Entwicklung des Einzelhandels leicht entspannt. Das Minus gegenüber dem Vorjahr beläuft sich auf 2,2 Prozent. Nach dem befriedigenden Ergebnis des Sommerschlussverkaufs in der Region scheint die Talsohle im Einzelhandel erreicht zu sein. Man befindet sich in einer mehr oder weniger stagnierenden Phase. Angesichts der unbefriedigenden Lage auf dem Gebiet der Steuern und Gebühren in Deutschland freut man sich in Südbaden darüber, dass die Kunden im Einzelhandel zunehmend offener und interessierter geworden sind.

Die Stadt Freiburg als Oberzentrum liegt bei den Ergebnissen des Einzelhandels im Jahre 2003 bis jetzt ganz leicht unter dem Durchschnitt. Bis jetzt haben sich die Bereiche Möbel, Einrichtungen und Küchen recht gut gehalten. Besonders gut abgeschnitten haben bisher die Küchen, während der übrige Möbelhandel noch jetzt unter einem beträchtlichen Minus zu leiden hat. Dagegen sind Wohnaccessoires etwas besser gefragt. Betten haben sich leicht unterdurchschnittlich entwickelt. Einen Auftrieb erhielten hier die Anbieter von Feng Shui. Eher enttäuscht sind die Geschäfte, die Teppiche und Teppichböden anbieten.

Über die weiteren Aussichten bei den Umsätzen äußerten sich die Befragten zu 35 Prozent mit der Aussage "gleich bleibend". Als "leicht besser" votierten 27,5 Prozent und als "wesentlich besser" 3,7 Prozent. 33,8 Prozent beurteilen die nächste Zukunft auf dem Gebiet der Umsätze als "schlechter" oder "wesentlich schlechter". Die neue Ladenschlussordnung, welche längere Öffnungszeiten erlaubt, wird in Südbaden nur von einer Minderheit der Anbieter genutzt.
aus Haustex 10/03 (Handel)